Fahrbericht Mazda2:Fernöstlicher Fordschritt

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Der japanische Hersteller schickt seinen neuen Beitrag in der Kompaktklasse ins konkurrentenreiche Feld. Wir fuhren ihn - und machten eine interessante Entdeckung.

Andreas Schätzl

Keine Frage: Der Mazda2 hat was. Zum einen viel von Ford (übernahm er doch sehr viel an Technik von den Ford-Modellen Fiesta und Fusion und wird zudem im Ford-Werk im spanischen Valencia gebaut), zum anderen einfach Charme.

Mit durchaus eigenständiger Formgebung: der Mazda2 (Foto: Foto: Mazda)

Der zeichnet den Vorgänger Mazda 121 und auch den aktuellen Demio nicht eben vordringlich aus, und das merkte man natürlich auch im Stammsitz Hiroshima. Das Ergebnis: kann sich sehen lassen, soviel schon mal vorweg.

Der speziell auf den europäischen Markt hin konzipierte Neuling ist in der Kompaktklasse angesiedelt, heutzutage auch gerne B-Segment genannt. Darin tummeln sich rundum bekannte Modelle wie VW Polo, Opel Corsa, Renault Clio, eben Ford Fiesta und Fusion, Fiat Punto, auch der Mini, Seat Ibiza, Honda Jazz, Citroën C3 und Nissan Micra.

Zielpublikum des Mazda2 sind laut Hersteller Singles zwischen 25 und 35, junge Familien und ältere Ehepaare.

Die Palette

Viel Konkurrenz also, und zudem eine Sparte, in der sich dem Vernehmen nach auch noch richtig Geld verdienen lässt. Vielleicht ist das mit ein Grund, dass die Preise für den Mazda2 nicht unbedingt aus der totalen Dumping-Ecke kommen: Sie reichen von 12.190 € für das "kleinste" Modell 1,25 Comfort mit 75 PS / 55 kW bis zu 15.790 € für die Spitzenversion 1,6 Top mit 100 PS / 74 kW.

Der Diesel, welcher im Sommer nachgereicht werden soll (die Benzinmodelle sind am 12. April am Verkaufsstart) und 68 Common-Rail-Pferdchen (50 kW) bereitstellt, schlägt mit 13.850 € zu Buche. Dazwischen ist noch eine 1,4-Liter-Ottovariante mit 80 PS / 59 kW angesiedelt (13.190 €). Die Motoren stammen dem Vernehmen nach samt und sonders von Ford.

Die Ausstattung

Bei der Bestückung wurde nicht geknausert: Serienmäßig gibt es bei allen Versionen Zentralverriegelung mit Fernbedienung, höhenverstellbaren Fahrersitz und ebensolche Lenksäule, Servolenkung, im Verhältnis 60:40 teilbare Rückbank und nicht weniger als 15 (!) Ablagefächer.

Der Kunde hat die Wahl zwischen den drei Ausstattungslinien Comfort, Exclusive und Top und kann sich zudem bei Bedarf für das City- oder Energy-Paket entscheiden.

Sicherheit

Ebenfalls nicht von schlechten Eltern: die Features, welche die Insassen unversehrt lassen sollen, wenn denn mal was passiert. Zwei Front- und Seitenairbags sowie Isofix-Kindersitzhalterungen hinten sind ebenso serienmäßig wie ABS; Kopf- und Schulter-Airbags sowie die dynamische Stabilitätskontrolle DSC kosten Zuschlag.

Mazda wird nicht müde, auf die extreme Verwindungssteifigkeit der Karosserie und der Fahrgastzelle des Viertürers hinzuweisen, trotz der im Vergleich zum Demio gewachsenen Abmessungen.

Im Crash-Test

Und das durfte sich leider im Praxistest bestätigen. Bei Probefahrten mit dem 100-PS-Modell in der Umgebung von Barcelona kam es tatsächlich zu einem leichteren Crash, als ein auf einer Bergstraße entgegenkommender Tanklastzug partout nicht auf seine Spur zurückkehren wollte.

Die zweistufigen Airbags lösten blitzschnelle aus, die Lenksäule rührte sich nicht vom Fleck, die Gurtstraffer packten vehement zu. Alle Türen ließen sich problemlos öffnen, und obwohl eine Vorderseite des Autos bemitleidenswert aussah, schien sich der Fahrzeugrahmen zumindest auf den ersten Blick nicht verzogen zu haben...Abrahams Schoß lässt grüßen.

On the Road

Die Fahrt vor dem unglückseligen Event gestaltete sich indes recht angenehm. Das 1,6-Liter-100-PS-Aggregat mit zwei oben liegenden Nockenwellen und Vierventiltechnik (das haben auch die beiden kleineren Ottomotoren) ist ein überaus agiler, drehfreudiger Zeitgenosse, der sich bei Bedarf aber auch sehr elastisch gibt und entsprechend Schaltfaulheit durchgehen lässt.

Das Fahrwerk ist überaus sportlich abgestimmt, das Fahrverhalten des mit minimalen Karosserieüberhängen auftretenden "Kompaktlers" sicher und gutmütig, wozu auch die gut abgestimmte (Servo-)Lenkung ihr Scherflein beiträgt. Nur wenn man so richtig sägt und kein DSC an Bord ist, lassen sich Ausbrecher provozieren.

Das Turbodieselaggregat gibt sich naturgemäß zurückhaltender, ohne indes lahm zu wirken. Im Gegenteil: Da die immerhin 160 Nm maximales Drehmoment bereits bei 2.000 / min anstehen, stellt sich der klassentypische Rumms immer wieder sehr schnell ein und sorgt zumeist für ein Gefühl der mühelosen Überwindung von Massenträgheit, Luftwiderstand und ähnlichen Widrigkeiten.

Ziele

Mazda will noch in diesem Jahr knapp 30.000 2er-Modelle bauen. 9.000 davon sollen in Deutschland verkauft werden. Wie gesagt: Die Konkurrenz ist groß, sie schläft zudem nicht, aber die Chancen für den auch qualitativ sehr positiv anmutenden Neuen stehen wohl nicht schlecht. Zoomzoomzoom!

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