Fahrbericht: Kawasaki Z750:Sie will doch nur spielen

Für lange Touren bietet der Markt wirklich geeignetere Maschinen. Die neue Z750 von Kawasaki taugt trotzdem: fürs schnelle Vergnügen zwischendurch.

Ulf Böhringer

Die Hornet 600 aus dem Hause Honda zum Maßstab zu machen, ist mutig - schließlich ist dieses Motorrad nach allgemeiner Erkenntnis in der Summe seiner Eigenschaften die wohl beste Neuerscheinung für die Saison 2007.

Motorrad Test Fahrbericht Kawasaki Z750
(Foto: Foto: Hersteller)

Aber Kawasaki traut sich was und hat mit der jetzt vorgestellten neuen Auflage der Z750 die Hornet im Visier - seit der Präsentation der ersten Generation vor drei Jahren konnte Kawasaki in Europa bereits ehrenwerte Erfolge gegen den Topseller verbuchen.

Jetzt ist die Kawasaki Z750 frisch gemacht worden, wofür vor allem die neue Abgas- und Geräuschnorm Euro 3 gesorgt hat. Und prompt ist diese Kawa ein noch ernsthafterer Konkurrent für die Honda Hornet.

"Leicht" wiegt anders

Weil es nur ein Facelift und keine Neukonstruktion sein durfte, blieb Kawasaki beim billigen, aber schwergewichtigen Stahlrohrrahmen. Auch die stählerne Schwinge musste bleiben, schon aus Gründen der Distanz zum 2500 Euro teureren Schwestermodell Z1000.

Deshalb können auch weder deren leichte Räder noch ein verstellbarer Kupplungshebel montiert werden. Erstaunlicherweise hat Kawasaki aber der billigeren Z750 eine Warnblinkanlage spendiert, während die Z1000 diesbezüglich leer ausgegangen ist. Auch im Fernen Osten scheint Logik keine Konstante zu sein.

Zwölf Kilogramm hat die Z750 gegenüber dem Vormodell also zugelegt; der Kat, das ABS, mehr Schwungmassen im Motor zugunsten eines besseren Durchzugs und viele andere Veränderungen sind der Grund - jetzt zeigt die Waage 232 Kilogramm Leergewicht an. Das sind zwar 29 Kilogramm mehr als bei der Honda Hornet 600, stellt aber dennoch keinen Beinbruch dar.

Denn die Kawa kann weiterhin ihren Hubraumvorteil von 150 Kubikzentimeter ins Feld führen, dazu nun auch eine ganz ausgezeichnete Gasannahme und damit eine gut nutzbare Leistungsentfaltung. Wo die 600er den zweiten Gang benötigen, um halbwegs flott aus Kurven zu beschleunigen, genügt der Z750 der dritte. Dass sie nur noch 78 kW (106 PS) statt zuvor 110 PS leistet, ist in der Praxis sogar eher ein Gewinn: Die Leistung im unteren und mittleren Drehzahlbereich - im realen Leben bekanntlich am wichtigsten - hat deutlich gewonnen.

Trotz Mängel: ein gelungenes Freizeitrad

Auch das Fahrverhalten hat zugelegt: Hochgeschwindigkeits-Stabilität, Absorption von Fahrbahnunebenheiten durch die Gabel - alles verbessert und auf hohem Niveau. Nur eine Unart zeichnet diese Kawasaki aus: Sie rollt ab Werk auf einem Dunlop-Pneu; der Vorderreifen hat die unglückliche Eigenschaft, das Motorrad beim Bremsen in Schräglage mehr als technisch notwendig aufrichten zu wollen. Das ist überflüssig und ärgerlich, gibt es doch Reifen, denen solches Gehabe so gut wie fremd ist. Sie mögen ein wenig teurer sein, aber sie bringen auch mehr.

Weil nun auch sämtliche Instrumente gut ablesbar sind, die Sitzposition optimiert wurde und die Erreichbarkeit des Bodens für kleiner gewachsene Fahrerinnen und Fahrer verbessert wurde, zeigt sich die 7895 Euro teure Kawasaki Z750 als gelungenes Freizeit-Bike.

Wirklich weit verreisen möchte man mit ihr zwar nicht, und um zu zweit weiter als bis zum übernächsten Eiscafé zu fahren, taugt sie auch nicht. Aber es gibt ja genügend Biker, die gerne ganz alleine ein freudvoll zu fahrendes, vierzylindriges Motorrad wollen - für eine schnelle Entspannungsrunde am Feierabend, für den Wochenendausflug oder eine kleine Alpentour. Und das alles kann die aggressiv gestylte Z750 wirklich ganz ausgezeichnet.

Hondas hochmoderne Hornisse muss aufpassen, dass sie von der tugendhaften Kawasaki Z750 nicht gestochen wird. 25 Prozent mehr Hubraum und 20Prozent mehr Drehmoment sind eine starke Ansage.

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