Fahrbericht: Jeep Grand Cherokee:Großer Häuptling

Evolution statt Revolution. Der neue Jeep Grand Cherokee ist optisch etwas kantiger, etwas größer - aber durch und durch ein Grand Cherokee geblieben. Mit ihm möchten die Amerikaner wieder zur Konkurrenz aufschließen.

Von Stefan Grundhoff

Im Hause Jeep ist man mächtig stolz. Der neue Grand Cherokee soll nicht nur im Gelände überzeugen, sondern den Mitbewerbern aus Europa endlich auch auf der Straße Paroli bieten können.

grand cherokee 2005

Behutsam modernisierte Visage

(Foto: Foto: pressinform)

Optisch haben die Designer eine behutsame Hand walten lassen. Etwas bulliger, trotzdem etwas edler - das war's dann auch schon. Selbstbewusster präsentiert sich das Gesicht mit den großen Doppelscheinwerfern und den Cherokee-typisch ausgestellten Kotflügeln. Der kantige Schnitt der Seitenlinie lässt einen kurz an den Konzernbruder Chrysler 300C denken.

Dieselscharfes Europa

Von ihm hat der neue Grand Cherokee auch den 5,7 Liter großen HEMI-V8-Motor geerbt, der mit 326 PS und 500 Nm auch im Gelände begeistert. Doch während die Produktion des HEMI-Aggregats für die USA-Nachfrage kaum nachkommt, dürfte in Europa allein der drei Liter große Commonrail-Diesel eine größere Rolle spielen. Das Mercedes-Benz-Aggregat zeigt sich schnell als Idealbesetzung und bildet zusammen mit der serienmäßigen Fünfgang-Automatik eine exzellente Kombination.

Kein Rasseln mehr wie beim Starten des alten 2,7-Liter-Fünfzylinders, der zwar drehmomentstark, aber laut war. Der neue Sechszylinder lässt keine Wünsche offen und katapultiert den 2,2 Tonnen schweren Amerikaner mit mächtigen 510 Nm (ab 1.600 U/min) nach vorn. 160 kW/218 PS sorgen für souveräne Fahrleistungen. 0 auf 100 km/h in neun Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von abgeregelten 200 km/h lassen einen wieder in der ersten Reihe mitspielen.

Kein Filter

Im Gegensatz zur neuen M-Klasse, die mit dem gleichen Motor unterwegs ist, gibt es den Jeep zwar mit Schadstoffklasse Euro 4, jedoch ohne Partikelfilter. Hier wird zunächst nur eine Nachrüstlösung verfügbar sein. Immerhin soll der Verbrauch bei kaum mehr als zehn Litern Diesel liegen.

Einem Quantensprung ähnlich sind die Verbesserungen bei der Fahrwerksabstimmung. Im Gelände konnte ein Jeep Grand Cherokee schon immer einiges. Doch auf europäischen Straßen gab es wegen mächtiger Nick- und Wankbewegungen, weicher Dämpfer und einer schlechten Lenkung immer viel zu kritisieren.

Der aktuelle Grand Cherokee ist nun deutlich straffer abgestimmt. Selbst in schnellen Kurven gibt es kaum Wankbewegungen. Und mit der neuen Zahnstangenlenkung ist der Fahrer jederzeit Herr der Lage. Die Hinterachse zeigt sich recht steif und lässt das Heck bei Lastwechseln leicht tänzeln. Für Sicherheit sorgt das serienmäßige ESP. Ebenfalls kräftig: die Bremsanlage.

Großer Häuptling

Auch hier: Licht und Schatten

Wer einsteigt, erkennt den Jeep Grand Cherokee auf den ersten Blick wieder: Gut ablesbare Instrumente und deutlich straffere Sitze, die sich endlich auch für Personen über einsachtzig vernünftig einstellen lassen.

Doch auch ein Beifahrersitz dürfte eine Höhenverstellung haben. Das Platzangebot ist besonders im Fond üppig; der Kofferraum schluckt 978 bis 1.909 Liter.

Die Anmutung der Materialien lässt einen die Stirne runzeln. Ein Premium-SUV sollte hier anders aussehen. Selbst bei der edlen Limited-Version findet man reichlich billig glänzende Kunststoffoberflächen. Wer sein Auge schonen möchte, muss schon für 1.650 Euro das Exklusivpaket ordern. Dann gibt es Leder rundherum.

Ansonsten ist die Serienausstattung des Grand Cherokee Limited umfangreich. Airbags rundherum, ABS und ESP sorgen für Sicherheit. Dazu gibt es elektrisch verstellbare Ledersitze, Tempomat, Sitzheizung und Einparkhilfe.

Unerfüllte Wünsche

Bei den Optionen schwächelt der Allradexperte dann aber mächtig. Außer dem DVD-Navigationssystem (2.550 Euro) und einem Schiebedach (1.150 Euro) ist nicht mehr viel zu bekommen. In der Liste fehlen standesgemäße Extras wie Xenonlicht, Sitzlüftung, Bergabfahrhilfe oder Keyless-Go. Auch eine - sinnvolle - Luftfederung ist nicht zu bekommen.

Trotzdem zeigt der Grand Cherokee im Gelände keine Schwäche. Dank kurzer Überhänge und einer Geländeuntersetzung gibt es auch im schwierigen Terrain kaum ein Halten. Hier überzeugen die direkte Lenkung und die erfreulich steife Karosserie.

Der Basispreis für den Jeep Grand Cherokee 3.0 CRD Limited liegt bei 47.100 Euro, das Topmodell mit V8-HEMI-Triebwerk kostet 54.000 Euro.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: