Fahrbericht: Dacia Logan 1.5 dCi:Brot und Butter

Einen wahren Zulassungsboom erlebt derzeit der Dacia Logan, der "nackt" ab 7200 Euro zu haben ist. Nun gibt es die in Rumänien gebaute und von Renault entwickelte Limousine auch mit einem Dieselmotor.

Von Sebastian Viehmann

Beim Namen Dacia denken viele zuerst an die alten in Renault-Lizenz gebauten Vehikel, die im ehemaligen Ostblock zum Straßenbild gehörten und in der DDR schon mal "Ceaucescus Rache" geschimpft wurden.

Fahrbericht: Dacia Logan 1.5 dCi: 4,2 Meter lange Stufenhecklimousine ohne Schnörkel

4,2 Meter lange Stufenhecklimousine ohne Schnörkel

(Foto: Foto: press-inform)

Heute kommt Dacia mit Produktion und Export kaum nach. Der viertürige Preisbrecher Logan brachte die Renault-Tochter zum ersten Mal seit fünf Jahren in die Gewinnzone. Die Karosserie des Logan ist nicht eben aufregend, aber immerhin sieht der Fünfsitzer aus wie ein richtiges Auto. Der trapezförmige Grill mit der Chromumrahmung und die runden Nebelscheinwerfer verleihen dem Logan gar eine sportliche Note.

Solide, aber wenig komfortabel

Im Innenraum erwartet den Fahrer solide Hausmannskost: Die Materialanmutung der Kunststoffe sowie Verarbeitung und Spaltmaße sind völlig in Ordnung. Der schicke Alu-Look um die Instrumente und an der Mittelkonsole vertreibt Billig-Mief.

Ziemlich hässlich und unpraktisch dagegen sind die nach oben offenen Griffmulden in der Türverkleidung. Ein höhenverstellbares Lenkrad sucht man vergeblich.

Erfreulich ist das Platzangebot. Vorn wie hinten bietet die rumänische Familienkutsche viel Knie- und Kopffreiheit. Die Fondpassagiere müssen sich allerdings mit Kurbelfenstern begnügen, und die Scheiben lassen sich nur teilweise versenken.

Das Fahrverhalten des Kompakt-Rumänen ist durchweg unproblematisch. Vollbremsung, schnelle Kurvenfahrten, Ausweichmanöver bei 80 km/h - alles absolviert der Logan ohne Zicken. ABS ist serienmäßig an Bord, ESP leider nicht lieferbar. Fahrer- und Beifahrerairbag gibt es gratis, Seitenairbags will Dacia von September an für etwa 400 Euro anbieten.

Reichhaltiges Platzangebot

Die Fünfgangschaltung lässt sich angenehm flüssig bedienen, die Federung schafft eine gute Mischung aus Härte und Komfort. Nervtötend ist der Blinker, der sich nicht mit dem üblichen "Klick"-Geräusch, sondern einem piependen Intervall-Ton zu Wort meldet.

Dass der 4,2 Meter lange Logan gerade bei Familien beliebt ist, dürfte nicht zuletzt am Gepäckabteil liegen. Die Rücksitzbank ist nicht umlegbar, die hohe Kofferraumkante aber sorgt für 510 Liter Stauraum, in dieser Fahrzeugklasse der Spitzenwert.

Die Dämpfung der Haubenzylinder dagegen lässt zu wünschen übrig. Beim Öffnen schwingt die Kofferraumklappe schnell nach oben und schlägt dann ein Stück zurück. Außerdem lässt sich das Gepäckabteil nur mit dem Autoschlüssel öffnen. Dacia verspricht allerdings, von September an einen normalen Öffnungsknopf einzubauen.

Brot und Butter

Laut und lasch

"Für unter die Haube" bedient sich der Logan aus dem Renault-Regal. Neben dem etwas müden 1,4-Liter-Vierzylinder mit 75 PS und dem spritzigeren 1,6-Liter mit 87 PS steht ein 1,5-Liter-Common-Rail-Dieselmotor mit 68 PS zur Wahl. Das Aggregat ist recht laut, auch im typischen City-Tempo im zweiten und dritten Gang zwischen 2000 und 3000 Umdrehungen. Immerhin bietet der 1.5 dCi mit 160 Nm Drehmoment genügend Vortrieb, damit man stressfrei im Verkehr mitschwimmen kann.

Ab 120 km/h bleibt allerdings nur ein "er hat sich bemüht" im Fahr-Zeugnis stehen. Beim Gasgeben im fünften Gang braucht man einen langen Atem, bis die Höchstgeschwindigkeit von 158 km/h erreicht ist. Bei hohem Tempo dröhnen Motor- und Windgeräusch um die Wette. Wenigstens hört man dann beim Spurwechsel das nervende Blinker-Piepen nicht mehr...

Dafür zeigt sich der Diesel mit 4,7 Litern Durchschnittsverbrauch angenehm geizig an der Tankstelle. Einen Partikelfilter gibt es nicht, aber der Diesel-Logan erfüllt die Euro4-Norm.

Programmerweiterungen

Im Laufe des Jahres will Dacia auch einen Benziner mit 107 PS anbieten. Noch interessanter dürfte die Kombi-Version werden, die 2007 auf den Markt kommen und in der Basisausstattung weniger als 9000 Euro kosten soll. Für große Familien mit kleinem Geldbeutel ist sogar eine optionale dritte Sitzbank geplant.

Auf der unabhängigen Logan-Fanseite www.1ro.de wurde bereits eine Umfrage gestartet, Ergebnis: Die meisten Käufer würden sich einen Kombi zulegen, am liebsten mit Diesel. Unterm Strich entscheiden beim Logan, der vor allem in Ostdeutschland und westdeutschen Ballungsräumen beliebt ist, vor allem die niedrigen Unterhaltkosten und der Preis.

Der Einstiegspreis von 7200 Euro setzt allerdings eine hohe Leidensfähigkeit voraus, denn dann fehlt dem Sparfuchs aus der Walachei so ziemlich alles, was Spaß macht. Chromzierrat, elektrische Fensterheber und Außenspiegel, getönte Scheiben, Bordcomputer, Zentralverriegelung, Kofferraumbeleuchtung, Klimaanlage - alles Fehlanzeige. Nicht mal einen höhenverstellbaren Fahrersitz gibt es im Basis-Logan.

Realistischer ist da schon die "Ambiance"-Ausstattung ab 7.650 Euro oder die "Lauréate"-Version, die ab 8000 Euro alle genannten Extras und den 1.4-Liter-Benziner beinhaltet. Den Diesel gibt es ab 9650 Euro (Ambiance). Die 10.000er-Marke knackt nur der Diesel-Logan in Lauréate-Ausstattung für 10.100 Euro.

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