Fahrbericht: BMW 750 iL:Glatt gebügelt

Der Aufschrei war groß, als BMW 2001 den neuen 7er präsentierte. Mit der optischen Sportlichkeit vergangener Jahre war es vorbei. Der 7er bekam wegen seiner teils barocken Formensprache und dem innovativen i-Drive-Bedienkonzept viel Kritik. Mit dem jüngsten Facelift wurde einiges wieder gerade gerückt.

Stefan Grundhoff

Die Erwartungen an ein Facelift werden bei kaum einem Auto in den vergangenen Jahren größer gewesen sein. Wie sehr würde BMW das mutige 7er-Design von Chris Bangle wieder glatt bügeln, um den 7er in Deutschland erfolgreicher zu machen? Schließlich sorgte das innovative Aussehen besonders hierzulande für Aufsehen. Im Ausland - besonders in den USA - verkauft sich das BMW-Flaggschiff hingegen wie geschnitten Brot. Der aktuelle 7er-BMW ist der erfolgreichste aller Zeiten.

bmw 7 2005

Groß, schwer und trotzdem ziemlich behände: der neue 7er-BMW

(Foto: Foto: BMW)

Man muss schon zweimal hinsehen, um den aufgefrischten 7er von seinem diskussionsträchtigen Vorgänger unterscheiden zu können. Die Front verzichtet auf die müden Tränensäcke der Scheinwerfer. Zudem sorgen neue Schürzen vorn und hinten optisch für mehr Sportlichkeit.

Sachte, sachte

Am besonders gescholtenen Heck hat sich ebenfalls nicht viel getan. Der ausladende Entenbürzel wurde leicht zurückgenommen. Dazu vergrößerte Rückleuchten, die nun bis in die Kofferklappe hineinreichen, und eine Chromspange.

Durchgreifende Veränderungen gibt es unter der langen Motorhaube. Bis auf den Zwölfzylinder wurden alle Motoren komplett überarbeitet und verfügen über mehr Hubraum und Power. Neben den neuen Dieselaggregaten mit bis zu 300 PS beim 745d gefällt besonders der 750i. Er löst den 745i ab und verfügt nunmehr über ein 4,8-Liter-Aggregate mit 270 KW / 367 PS. Trotz bulliger Fahrleistungen verspricht BMW einen Durchschnittsverbrauch von 11,4 Litern auf 100 km.

Kraft in Tüten

Dem Motor merkt man das Plus bei Hubraum und die 44 PS mehr Leistung besonders beim Beschleunigen stark an. Der bullige Langhuber grollt erwartungsfroh, dreht sonor und leichtfüßig nach oben. Selbst die Langversion 750 iL macht einen alles andere als trägen Eindruck. Dabei arbeitet die Sechsgangsautomatik von Getriebespezialist ZF noch besser mit dem Motor zusammen als beim Vorgänger 745i.

Der 5,18 m lange BMW 750 iL lässt sich von seinen mehr als zwei Tonnen Gewicht nicht bremsen und hängt willig am Gas. Im jedem Drehzahlbereich kann der BMW zusetzen und presst seine Passagiere entgegen jeder Chauffeurschule in den Sitz. Die Souveränität der Leistungsentfaltung ist auch in dieser Klasse beeindruckend. So kraftvoll waren früher nur Zwölfzylinder oder Turboversionen unterwegs.

Doch den Griff zum übermächtigen BMW 760 iL kann man sich getrost sparen. Den Spurt 0 auf 100 km/h erledigt der 50er in gerade einmal sechs Sekunden. 490 Nm sprechen ebenfalls für sich. Bei 250 km/h wird dem Tatendrank ein jähes Ende gesetzt. Dabei wirkt das Fahrwerk ausgewogen und gekonnt abgestimmt. Allein das mächtige Heck erscheint manchmal etwas träge.

Königliche Throne

Überraschend wenig hat sich im Innenraum getan. Die Platzverhältnisse sind gerade bei der um 14 cm verlängerten Langversion königlich. Kein Wunder, dass sich Politiker und Manager mit Chauffeur in diesen Sitzen wohl fühlen. Die Verstellmöglichkeiten für Sitze vorn und hinten sind übergroß. Sitzheizung, Lüftung, Einstellung der Lehnenbreite - hier fehlt wirklich nichts.

Wenig Besserung

Doch das ausladende Design des klobigen Armaturenbretts zeigt sich nahezu unverändert. Hier hätte man sich etwas mehr Bedienfreudigkeit und einen Schritt zur alten BMW-Optik gewünscht. Ohne i-Drive geht nach wie vor kaum etwas. Über den nun lederbehüteten Controller werden die meisten Fahrzeugfunktionen bedient. Die Menütaste führt einen sicher wieder zurück zur Übersicht. Es bleibt, wie es ist: Mit etwas Gewöhnung geht die Bedienung dann doch in Fleisch und Blut über, doch es gibt bessere Systeme.

Herbe Aufpreispolitik

Aufgewertet wurde die immer noch karge Serienausstattung. Die Bayern lassen sich selbst in einem Luxusmodell wie dem BMW 750 iL viel extra bezahlen. Immerhin sind im Gegensatz zur kurzen Version beheizte Ledersitze, Sonnenrollos und Niveauregulierung serienmäßig. Alle 7er freuen sich nunmehr über Xenonlicht.

Doch bei einem Grundpreis von 81.800 Euro schlagen Extras wie Navigation, Park-Distance-Control oder elektrische Komfortsitze noch einmal kräftig ins Kontor. Mit ein paar Annehmlichkeiten wie einem Fernseher im Fond, Sitzlüftung oder Dämmglas katapultiert sich der BMW 750 iL deutlich über die 100.000-Euro-Marke.

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