Elektroautos:Mit diesen E-Autos fordern Start-ups die etablierten Hersteller heraus

Während die Industrie weiterhin die Elektromobilität verschläft, tüfteln weltweit kleine Firmen am Auto von morgen. Eine von ihnen begann in einer Münchner Garage.

Von Felix Reek

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Sono Motors Sion

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Quelle: Robert Haas

Der Andrang war groß, als in der vergangenen Woche das Müchner Start-up Sono Motors sein Elektroauto vorstellte. Alles im Stil einer Einmann-Show, so wie auch Elon Musk die Präsentationen seiner Automarke Tesla inszeniert. Dazu Musik und vegane Häppchen. Möglichst wenig soll an die traditionelle Autoindustrie erinnern.

Vier Jahre lang arbeitete das kleine Team an seinem Sion, der in der Garage des Vaters von Gründer Jona Christians entstand. Jetzt ist das erste Vorserienmodell fertig. Ist die Batterie komplett geladen, soll der Sono eine Gesamtreichweite von 250 Kilometern bieten. Strom tankt er aber nicht nur an der Steckdose oder Ladesäule, sondern auch über die Solarzellen auf dem Dach. Die können dem Hersteller zufolge pro Tag genug Elektrizität an die Batterie abgeben, dass der Sion bis zu 30 Kilometer allein mit Sonnenenergie fahren kann.

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Sono Motors Sion

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Quelle: Sono Motors

Auch der niedrige Preis ist eine Kampfansage an die Autoindustrie. Etwa 20 000 Euro kostet der Sion inklusive Batterie. Ermöglicht wird dieser Preis durch sogenannte Aftermarket-Produkte. Sono Motors kauft bei den großen Zulieferern Teile ohne Markennamen ein und verbaut sie in seinen Autos. Bereits im nächsten Jahr könnte der Sion auf den Markt kommen. Dazu benötigt das Start-up allerdings mindestens 5000 Vorbestellungen.

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FMC (Future Mobility Corporation)

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Quelle: FMC

FMC aus China ist so etwas wie die Antithese zu Sono Motors aus München. Hier sind keine jungen Gründer in der heimischen Garage am Werk, sondern einige der Personen, die für BMW die i-Modelle entwickelten. Als die Bayern 2015 ihr Elektro-Engagement nach den enttäuschenden Absatzzahlen des BMW i3 drosselten, verließ unter anderem Carsten Breitfeld das Unternehmen gen China. Er war bei BMW für den Hybrid-Sportwagen i8 verantwortlich. Danach warb er die halbe Führungsriege der E-Sparte seines ehemaligen Arbeitgebers ab: Chef-Designer Benoit Jacob, Marketing-Chef Henrik Wenders und Antriebsentwickler Dirk Abendroth.

Das Ziel ist es, ein massentaugliches Elektroauto für den chinesischen Markt zu entwickeln. Das Credo: deutsche Produktionsqualität mit chinesischer Kostenstruktur und IT-Kompetenz. Einen vorzeigbaren Prototypen gibt es bisher allerdings nicht. Berichten zufolge soll das erste Elektroauto von FMC ein Crossover-Modell mit einer Reichweite von 500 Kilometern werden. Für 40 000 bis 50 000 Dollar, umgerechnet 34 000 bis 42 000 Euro, könnte es ab 2020 in den USA und China auf den Markt kommen.

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Nio Eve

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Quelle: Ng Han Guan/AP

Chinesisches Geld steckt auch in dem multinationalen Unternehmen Nio, das in Shanghai, im Silicon Valley und in München sitzt. Zu den Geldgebern gehören unter anderem der Handyhersteller Xiaomi und Tencent, das WeChat betreibt, den größten Kurznachrichtendienst Chinas. 2015 begann das Start-up mit zwölf Mitarbeitern, mittlerweile ist Nio auf 120 Personen gewachsen.

Mit an Bord ist Designchef Kris Tomasson, der unter anderem für Coca-Cola und Ford arbeitete. Bei BMW entwarf er die Karosserie der i-Modelle. Seine Arbeit bei Nio unterscheidet sich vor allem dadurch, dass er bei bull anfangen kann und nicht an die Formensprache und Tradition eines Unternehmens gebunden ist.

Eines der Ergebnisse ist die Studie Eve, die außen nach Science-Fiction und innen nach Lounge aussieht. Dabei handelt es sich um ein reines Showcar, das die Möglichkeiten des jungen Unternehmens zeigen soll. 2019 erscheint mit dem ES8 zunächst ein an einen Range Rover erinnerndes SUV.

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Faraday Future FF91

Faraday Future zeigt Hochleistungs-Stromer FF91

Quelle: dpa-tmn

Wer in der Technologiebranche erfolgreich sein will, darf nicht bescheiden sein. Aus diesem Grund kündigte wohl Nick Sampson, Entwicklungschef bei Faraday Future, auf der CES im Januar diesen Jahres großspurig "das erste Exemplar einer neuen Spezies" an. 700 Kilometer Reichweite soll der FF91 schaffen, maximal 1050 PS haben und in 2,39 Sekunden von null auf 100 km/h sprinten.

Ein paar Monate später ist Faraday Future ein Beispiel dafür, wie schnell der Traum von der Elektromobilität platzen kann. Das Unternehmen hat ernsthafte Finanzierungsprobleme. Statt sieben soll es nur noch zwei Automodelle geben. Die geplante Produktion wurde von 150 000 auf 100 000 Exemplare pro Jahr korrigiert - sollte sie überhaupt je anlaufen. Der Bau der Fabrik in Nevada musste im Februar aus Geldmangel unterbrochen werden.

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e.GO Life

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Quelle: e.Go

Der e.Go Life ist aus einem Forschungsprojekt der RWTH Aachen hervorgegangen, bereits vorbestellbar und wird vom Frühjahr 2018 an ausgeliefert. Mit einem Preis von gerade einmal 15 900 Euro ist der elektrische Kleinwagen billiger als die etablierte Konkurrenz. Zieht man die Prämie der Bundesregierung ab, kostet der Life nicht einmal 12 000 Euro. Einen Haken gibt es aber: Der optisch an einen Mini erinnernde Stromer schafft nur eine Reichweite von maximal 130 Kilometern.

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Lucid Motors Air

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Quelle: PR

Bereits beim ersten Blick auf den Air von Lucid Motors ist klar, wem das bereits seit zehn Jahren bestehende Start-up Konkurrenz machen will: Tesla. Die Limousine, die von 2018 an in Produktion gehen soll, orientiert sich mit einem Preis von 60 000 Dollar für das Basismodell, umgerechnet etwa 51 000 Euro, an der oberen Mittelklasse. Die Reichweite soll bei 400 Kilometern liegen. Die "Launch Edition" hingegen ist an die Luxuskundschaft gerichtet. Für 150 000 Dollar (127 000 Euro) gibt es 640 Kilometer Reichweite und irrsinnige 1000 PS Leistung.

Hinter dem Tesla-Klon steht wenig überraschend ein Ex-Angestellter Elon Musks. Peter Rawlinson ist der ehemalige Chefingenieur des Tesla Model S und arbeitet davor bei Jaguar und Lotus. Zu den Investoren gehören die chinesischen Unternehmen Beijing Automotive Industry Holding (BAIC) und Tsing Capital. Bis der Air in Serie geht, könnte es aber noch dauern. Bisher fehlt Lucid Motors ein dreistelliger Millionenbetrag, um mit dem Bau seines Fabrikgebäudes zu beginnen.

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LeEco LeSee

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Quelle: LeSee

Statt selbst zu fahren, sollen die Insassen des LeSee lieber Filme und Serien schauen. So zumindest die Idee des Entertainment-Konzerns LeEco, einer Art chinesisches Netflix, das auch Musik-Streaming und Smartphones anbietet.

Der LeSee soll vollkommen autonom fahren und per Handy steuerbar sein. Letzteres klappte im vergangenen Jahr auf der CES in Las Vegas nur bedingt. Das Elektroauto wollte einfach nicht in der Parklücke verschwinden.

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Thunder Power

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Quelle: Thunder Power

Bereits 2015 auf der IAA stellte das taiwanische Unternehmen mit dem markigen Namen Thunder Power eine Limousine vor, die 650 Kilometer Reichweite schaffen soll und sich ohne Kabel per Induktion laden lässt. Hinter dem Start-up steckt viel europäisches Know-how. Das Design entwarf Zagato, Entwicklungschef ist Peter Tutzer, der sich zuvor um alles kümmerte, was schnell ist. Er arbeitete unter anderem für Porsche, Lotus und Bugatti.

Nach zwei Jahren Funkstille gab das Unternehmen schließlich bekannt, dass es Ende nächsten Jahres mit der Serienproduktion seiner Limousine für etwa 63 000 Dollar (53 000 Euro) beginnen will.

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Bollinger Motors B1

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Quelle: Bollinger

Wesentlich puristischer geht das US-Start-up Bollinger Motors die Idee der Elektromobilität an. Ihr B1 erinnert mit seinen kantigen Formen an einen Land Rover Defender. Dämmstoffe und Verkleidungen gibt es nicht. Das gleiche gilt für Assistenzsysteme. Nicht einmal ein Airbag ist in dem Offroader integriert. Dafür bietet der B1 Ladekapazität, von der jedes SUV nur träumen kann. Durch den fehlenden Verbrennungsmotor gibt es nicht nur hinten, sondern auch unter der Fronthaube genug Platz für einen Kofferraum. Bollinger Motors verspricht eine Zuladung und Anhängelast von bis zu 2,8 Tonnen.

Die Reichweite des 360 PS starken Pick-ups gibt Bollinger mit bis zu 320 Kilometern an. Wann und ob der B1 in Serie geht, steht allerdings noch nicht fest.

© Süddeutsche.de/harl
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