Die Trends der NAIAS 2014:Stromausfall in Detroit

Die neue Corvette Z06 debütiert auf der NAIAS Detroit 2014.

Die Corvette Z06 debütiert auf der Detroit Motor Show 2014.

(Foto: STG)

Der Trend auf der Detroit Motor Show 2014 ist eindeutig: Lust auf Leistung. Pick-ups und Sportwagen stehen im Mittelpunkt. Die Elektro-Hysterie ist vorbei.

Von Stefan Grundhoff und Marcel Sommer

Der amerikanischen Autoindustrie geht es wieder prächtig. In den USA sind 2013 etwa 15,5 Millionen neue Autos verkauft worden. Ein guter Wert, der die großen drei Autokonzerne Ford, General Motors und Chrysler beim Heimspiel in Detroit zu Muskelspielen veranlasst. Zum Beispiel Ford: Die Neuauflage des Pick-up-Klassikers F 150, der seit Jahrzehnten unangefochten die US-Zulassungsstatistik anführt, ist zumindest für die einheimischen Journalisten und Besucher die wichtigste Neuheit der Detroit Motor Show.

Die neue F-150-Generation hat mehr als 300 Kilogramm abgespeckt und setzt auf V6- und V8-Triebwerke mit Hubräumen zwischen 2,7 und 5,0 Liter. Weiter als der Pick-up oder der zweite große Ford-Debütant, der neue Mustang mit leistungsstarkem V8-Triebwerk, kann ein Wagen von einem Elektroauto kaum entfernt sein. Die beiden Premieren verdeutlichen die aktuelle Stimmung am Automarkt: Der Trend zu elektrischen Autos ist trotz allgemein steigender Zulassungszahlen auch in den USA ins Stocken geraten. Von den einstigen Hoffnungsträgern Chevrolet Volt oder Nissan Leaf spricht in Detroit niemand mehr.

Elektroautos spielen die Nebenrolle

Stromausfall in Detroit

Das neue Sportwagen-Duo BMW M3 und M4 ist die meistbeachtete Neuheit am Stand der Münchner.

(Foto: STG)

Statt E-Mobilen spielen Sportwagen eine Hauptrolle auf der Detroit Motor Show. So auch bei BMW: Hier begrüßt Dr. Ian Robertson die Journalisten mit eindeutigen Worten zur Pressekonferenz: "Guten Morgen und willkommen bei BMW! Was für ein Sound und welch großartige Fahrzeuge", sagt der BMW-Vorstand. "Es sind Modelle wie diese, die BMW so erfolgreich machen; besonders hier in den USA." Soeben sind die sportlichen Zwillinge M3 und M4 sowie das BMW 2er Coupé - natürlich in der Topversion M 235i mit 326 PS starkem Sechszylinder-Turbo - auf die Bühne gerollt. Die Elektroautos des BMW-Programms lässt Dr. Robertson dagegen unerwähnt, i3 und i8 spielen diesmal nur eine Nebenrolle.

Ein ähnliches Bild einige Meter weiter am Chevrolet-Stand. "Was für ein Tag!", strahlt Mark Reuss. "50 Corvettes kommen gerade aus unserem Tech Office über die Straßen von Detroit hierher gefahren", sagt der GM-Nordamerika-Präsident. "Unter ihnen die neue Corvette Z06 - sie ist die beste Corvette, die wir je gebaut haben. Wir sind alle sehr stolz darauf." Den Spritverbrauch thematisiert Reuss nicht, stattdessen brüllen 625 PS aus vier mächtigen Auspuffrohren die Besucher an. Sie sprechen eine eindeutige Sprache. Die Amerikaner haben wieder Lust auf Leistung.

Leistung satt am Mercedes-Stand

Und Mercedes? Während die B-Klasse electric drive durch Abwesenheit glänzt, fährt die neue C-Klasse mit zahlreichen Assistenzsystemen und einem Design, das der großen S-Klasse sehr ähnelt, ins Rampenlicht. Die Oberklasse-Limousine erhält mit dem neuen S 600, dessen V12-Triebwerk 530 PS leistet, ein neues Topmodell.

Der Audi allroad Shooting Brake auf der NAIAS Detroit 2014.

Audi-Studie mit Hybridantrieb: Der allroad Shooting Brake feiert auf der Detroit Motor Show seine Premiere.

(Foto: STG)

Für mächtig Aufsehen sorgt der Mercedes GLA 45 AMG als sportliches SUV mit 360 PS. Gegen den kompakten Schwaben kämpfen der vorerst nur in den USA erhältliche BMW X1 xDrive 35i und der Audi Q3 RS mit jeweils etwa 310 PS. Elektrik- oder Hybrid-Crossover? Sind weit und breit nicht zu sehen.

Ähnlich sieht es beim Volkswagen-Konzern aus. Der E-Golf ist zwar in Detroit vertreten und das Showcar Audi allroad Shooting Brake verfügt über einen extern aufladbaren Hybridantrieb. Aber angesichts dessen Leistungsdaten (408 PS Systemleistung, 0 auf 100 km/h in 4,6 Sekunden, 250 km/h Höchstgeschwindigkeit) steht auch hier pure Leistung im Mittelpunkt. Porsche, längst auch Hersteller von Hybridfahrzeugen, verzichtet komplett auf Neuheiten mit Elektromotor. Stattdessen feiert der 911 Targa sein Comeback - natürlich mit leistungsstarken Sechszylinder-Boxermotoren und ausschließlich mit Allradantrieb.

Der Trend ist gesetzt

Selbst die Asiaten halten sich mit neuen Hybrid- oder Elektromodellen zurück. Lexus will mit dem aufgefrischten CT 200h punkten, der jedoch unverändert schwach motorisiert ist und nach wie vor auf die betagte Nickelmetall-Hybrid-Akkutechnik vertraut. Die Konkurrenz setzt dagegen auf Power und Dynamik, wie etwa Subaru mit dem neuen WRX STi oder Kia mit der Sportwagenstudie GT4 Stinger. In der Detroiter Cobo Hall herrscht also an allen Ecken und Enden Stromausfall. Lust auf Leistung statt automobiler Vernunft - der Trend für das Autojahr 2014 ist gesetzt.

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