Dauerkrise beim ADAC:Feuerlöscher gesucht

ADAC-Präsident Peter Meyer vor einem Straßenwacht-Fahrzeug.

Präsident Peter Meyer sucht externe Hilfe, um das Chaos beim ADAC zu ordnen.

(Foto: dpa)

Der gelbe Riese ist ins Wanken geraten, und seine Manager geben in Zeiten der Krise ein trauriges Bild ab. Deshalb holt sich der ADAC externe Hilfe ins Haus. Doch können die Kommunikationsexperten retten, was nicht mehr zu retten ist?

Von Hans Leyendecker und Bastian Obermayer

Der Feuerwehrmann Paul Neal Adair war zu seiner Zeit eine Berühmtheit. Wenn die Not ganz groß war, griff er zum Äußersten. Leckgeschlagene Gasleitungen oder brennende Ölquellen waren seine Spezialität. Er bekämpfte die Feuer durch gezielte Sprengstoffexplosionen. Bei dieser Methode wird ganz viel Sauerstoff verbraucht; am Ende erlöschen dann, wenn alles gut geht, die Feuer.

Ob man die vielen Feuer, die beim ADAC an allen Ecken brennen, mit der Methode von Adair löschen könnte, ist die Frage. Denn es brennt wirklich überall.

Der Konzern hat sich für eine eher stille Methode entschieden, mit all den Kalamitäten irgendwie fertig zu werden. Krisenberater sollen helfen, aus all den Schwierigkeiten herauszukommen.

Vier Krisenkommunikatoren von CNC-Communications sind angeheuert worden, um den ADAC eines Tages irgendwie wieder in einem besseren Licht erscheinen zu lassen. Das ist nicht einfach, weil mittlerweile alles in Frage zu stehen scheint. Wo immer auch Enthüller graben, sie werden bei diesem Verein in aller Regel fündig. Das ist ebenso wenig normal wie der Umstand, dass der bedrängte Präsident des Vereins Aufdeckern für ihre Aufdeckungen dankt, weil er sonst angeblich von den Missständen nichts erfahren hätte.

Früher Stuttgart, heute München

Der normalerweise in London lebende Roland Klein führt die CNC-Riege an. Er war 2002 Mitgründer der Firma, er kam von Daimler. Dort war er Kommunikationsmanager. In Stuttgart und Sindelfingen hat es auch häufiger gebrannt. Aber immer nur jeweils an einer Stelle. Selbst die Imagebank der Vatikanbank, um die sich CNC auch sorgt, scheint da einfacher zu betreuen zu sein als der Pannenklub ADAC.

Krisenkommunikatoren sollen Strategien entwickeln, Kontakte knüpfen, im Hintergrund die Medien betreuen. Sie beschäftigen sich von Berufswegen mit denen da draußen und denen da drinnen und trotz des medialen Dauerfeuers scheinen beim ADAC die da drinnen das größte Problem zu sein. Die Kultur des Ladens ist nicht stimmig. "Ehrenämtler" stehen häufig gegen den Rest. Wenn das Ehrenamt das Hauptamt sticht, bekommt man keine Ordnung in den Laden.

Markenschaden oder Totalschaden?

Vor einer neuen Strategie muss erst mal die Selbsterkenntnis stehen. Deswegen ist es auch immer Teil des Jobs von Krisenkommunikationsfirmen wie denen von CNC ihren Kunden den Spiegel vorzuhalten. Wo liegen die Probleme? Wie ist die Außensicht? Oder, in diesem Fall: Markenschaden oder Totalschaden?

In jeder Krise gibt es auch Rettungswege, und am Ende muss der ADAC entscheiden, welchen Weg er geht. Aber noch scheinen die Leute von CNC derzeit wohl eher bemüht, den ADAC-Spitzen zu erklären, welche Wege ganz sicher nicht aus der Krise führen - vor allem beim ehrenamtlichen Führungspersonal soll der Wille, möglichst auf dem Status Quo zu beharren, noch hier und da spürbar sein.

Gerade deren Rolle wird aber vielleicht bald gestutzt werden müssen. Der ADAC wird sich mit einiger Sicherheit Rechtsexperten ins Haus holen, die vor dem Hintergrund der Compliance prüfen sollen, inwieweit die derzeitige Lösung - nämlich dass Ehrenamtliche wie Präsident Peter Meyer gleichzeitig im Aufsichtsrat der kommerziellen Töchter sitzen - weiterhin tragbar ist.

Wer macht beim Revolutionieren mit?

Aus ADAC-Entscheiderkreisen hört man dazu, die Antwort kenne man im Grunde schon: Natürlich gehe das nicht. Natürlich müsse das alles entzerrt werden, natürlich müssten Verantwortlichkeiten neu vergeben werden und natürlich müsse es auch ein Kontrollgremium für das Präsidium geben. Aber - ist Meyer dazu bereit? Was ist mit den anderen Funktionären, die weit weg von der Zentrale leben und sich vor Ort eingerichtet haben? Im Fernsehen hat Meyer erklärt, man müsse "die Axt anlegen". Gut. Wo überall? Nächste Frage: Machen auf der Hauptversammlung im Frühjahr die Landesverbände des ADAC und die Delegierten beim Revolutionieren mit? Viele haben sich daran gewöhnt, das Dasein als Funktionär gewinnbringend mit der beruflichen Existenz zu verschränken.

Auch um der Aufklärung mehr Gewicht zu verleihen, soll draußen eine starke Persönlichkeit gefunden werden, die für echte Reformen stehen soll. Eine Art ADAC-Obmann. Im Gespräch sind angeblich Theo Waigel, der beispielsweise Siemens bei der Aufarbeitung des Korruptionsskandals half und Kurt Biedenkopf, der große Bastler. Langweilig wird es dem Neuen nicht werden. Red Adair übrigens kommt für den Job nicht in Frage. Er ist 2004 friedlich im Alter von 89 Jahren gestorben.

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