Daihatsu Hijet:Bei Bäcker und Metzger beliebt

Der Kleintransporter wird jetzt auch mit Diesel angeboten

(SZ vom 17.02.1996) Zum Repräsentieren eignen sich Autos vom Typ Daihatsu Hijet gewiß nicht, und daß sie dem Fahrer mehr als Minimal- Komfort bieten, kann man erst recht nicht von ihnen behaupten. Daß sie sich dennoch in bestimmten Kreisen großer Beliebtheit erfreuen, hängt damit zusammen, daß sie die besten Voraussetzungen zum Arbeiten auf engstem Raum mitbringen. Das ist - auch aus der Sicht der Fahrer - in vielen Situationen, beispielsweise im innerstädtischen Lieferverkehr, wichtiger als Erscheinungsbild, Prestige und Komfort. Bäcker und Metzger, so Daihatsu, wissen den wendigen und preiswerten Kleintransporter ebenso zu schätzen wie Party-Service-Betreiber und Floristen. Für sie ist wichtig, daß er kaum Straßen- und Parkfläche beansprucht und sich nur beim Befüllen des Laderaums als Schluckspecht erweist.

Zwei seitliche Schiebetüren

Der 3,3 Meter lange und 1,4 Meter breite Hijet nimmt es - die Höhe von 1,87 Metern macht es - mit einem Ladevolumen von 2900 Litern auf, das ist das Doppelte eines ausgewachsenen Kombis. Diesen Riesen-Stauraum auszufüllen, fällt außerordentlich leicht, weil die 1,9 Meter lange Ladefläche von drei Seiten zugänglich ist: Zur handelsüblichen Heckklappe gesellen sich beim Hijet gleich zwei seitliche Schiebetüren; das sind - wie auch der Mini-Wendekreis von 7,4 Metern - genau die Details, die einem Stadtlieferwagen zu Bonuspunkten bei der Kundschaft verhelfen.

Weniger wichtig als diese technischen Werte sind für die Betreiber von Kleinsttransportern die Angaben zu den Motoren, die den Stauraum auf Rädern mobilisieren. Von ihnen wird erwartet, daß sie robust, genügsam und stark genug sind, um Fahrer und Ladung bei Ampelgrün einigermaßen fix wegkommen und im Verkehrsstrom mitschwimmen zu lassen. Beim Hijet war dafür bis vor kurzem einzig und allein ein Dreizylinder-Benziner mit einem Liter Hubraum und 35 kW (48 PS) zuständig. Die Kunden - Jahr für Jahr rund 600 - sind damit gut bedient, doch da es sich beim Hijet, der im Rahmen eines Joint-ventures bei Piaggio in Italien gebaut wird, zweifelsfrei um ein Nutzfahrzeug handelt und in der Vergangenheit immer wieder der Wunsch nach einem Diesel laut wurde, hat sich Daihatsu entschlossen, ihn wahlweise auch mit Selbstzünder zu offerieren.

Das Aggregat, das man vom italienischen Dieselspezialisten Lombardini bezieht, besitzt 1,2 Liter Hubraum und bringt es auf die bescheidene Leistung von 26 kW (35 PS) und ein maximales Drehmoment von 71 Nm bei 2700 Touren. Als Kraftbündel kann man den Vierzylinder also beim besten Willen nicht bezeichnen, doch dort, wo der Hijet überwiegend unterwegs ist, wird selbst ein schwacher Motor nur selten voll gefordert.

Auf die Autobahn sollte man sich mit ihm freilich besser nicht begeben. Um in die Nähe der Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h zu kommen, muß die Schuhsohle lange Zeit Kontakt mit dem Bodenblech haben, und das Überholen der großen Artgenossen - alle Hijet sind als Lkw zugelassen - gerät zu einer langwierigen Übung, die das Gehör des Fahrers noch stärker strapaziert als dessen Nerven. Glücklicherweise sinkt der Geräuschepegel mit dem Tempo auf ein erträgliches Niveau, wenngleich zu keiner Zeit die Rede davon sein kann, daß der kleine Lieferwagen ein Leisetreter ist.

Darüber, wie gut sich der Hijet mit Dieselmotor verkauft, gibt es bei Daihatsu derzeit nur vage Vorstellungen. Um des Spritsparens willen muß nämlich niemand zum Diesel greifen. Der Benziner erlaubt erheblich mehr Nutzlast - 690 statt 575 Kilogramm und verbraucht mit 7,5 Litern nur 0,7 Liter pro Kilometer mehr: Da bedarf es schon einer stattlichen Kilometerleistung, um beim Dieseltanken die 800 Mark höheren Anschaffungskosten wieder hereinzubekommen. Für den Diesel im Kastenwagen zahlt man 15 583 Mark zuzüglich Mehrwertsteuer, für den Transporter mit verglastem Aufbau 18 428 Mark. Daneben hat Daihatsu noch eine Pick-up-Version für 15 470 Mark im Angebot und - von April an - einen Kipper, dessen Preis noch nicht feststeht.

Von Gerlinde Fröhlich-Merz

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