Dacia Logan MCV:Aus Freude am Sparen

Der Dacia Logan MCV ist Deutschlands billigster Kombi - und kostet nur halb so viel wie ein Golf Variant. Das macht sich allerdings auch im Test bemerkbar.

Von Felix Reek

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Dacia Logan MCV Fahrtansicht

Quelle: Dacia

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Der erste Eindruck entscheidet. So heißt es zumindest. Nach sieben Sekunden entscheiden wir bei einem Menschen, ob er uns sympathisch ist oder nicht. Beim Dacia Logan MCV sähe das ungefähr so aus. Die Optik: ein wenig altmodisch. Wie ein Gebrauchtwagen der Neunzigerjahre aus Osteuropa. Der Handschlag mit dem Türgriff: so zerbrechlich wie bei einem Greis. Wer zu fest zudrückt, riskiert, dass das Plastik bricht. Der Geruch: ein beißender Gestank, als säße der Fahrer in einem frisch gestrichenen Zimmer. Das Urteil: kein Interesse an einer weiteren Bekanntschaft.

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Doch so oberflächlich will man schließlich nicht sein und schaut noch einmal genauer hin. Im Innenraum ist überall Plastik. Für ein modernes Auto nichts Ungewöhnliches. Das Material im Dacia wirkt aber grober, ist schlechter verarbeitet, ungenauer zusammengefügt. Selbst das Lenkrad fühlt sich an wie ein Gummistiefel. Wer weiter in die Tiefe geht, wird wieder enttäuscht.

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Alles, was es in modernen Autos normalerweise gibt, fehlt im Logan MCV. Automatisches Abblendlicht? Nein. Eine Digitalanzeige im Tacho? Wieder nein. Beziehungsweise, doch: Für Tank und Kilometer-Anzahl gibt es eine einfarbige Digitalanzeige. Wie bei einem Taschenrechner von 1992.

Zumindest ein Navi wurde dem Kombi spendiert. Das hat auch ein Farbdisplay und wahlweise 2D- oder 3D-Ansicht. Einen wirklichen Unterschied sieht man aber nicht. Der Bildschirm wirkt eher wie ein antikes Videospiel. Nicht einmal einen Griff für den Kofferraum gönnt der Dacia Logan MCV seinem Fahrer. Ein Druck auf das Schloss öffnet die Klappe. Das hat man seit Jahren bei keinem Neuwagen mehr gesehen. Urteil Nummer zwei fällt genauso desaströs aus.

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Ein Mensch, pardon, Auto, sollte aber nicht nur anhand seines Aussehens beurteilt werden. Schließlich geht es vor allem darum, wie es fährt. Im Falle des Logan MCV passt die Optik perfekt zum Handling. Die Federung des Dacia fühlt sich an wie ein schwankendes Schiff. Die Lenkung ist zu direkt und zu schwammig zugleich. Der Dieselmotor mit 90 PS ist in fast jeder Situation zu schwach. Besonders deutlich wird das im Eco-Modus, der einzigen weiteren Fahrstufe. Per Knopfdruck drosselt der Dacia Motorleistung und Drehmoment. Angesichts der zähen Beschleunigung lohnt es sich nicht, auf der Autobahn zum Überholen anzusetzen.

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Aber natürlich gibt es ein entscheidendes Argument, das für den Dacia spricht. Mit einem Grundpreis von 7990 Euro ist der Logan MCV der mit Abstand billigste Kombi auf dem Markt. Mit einer halbwegs ordentlichen Ausstattung landet der Dacia zwar schnell jenseits der 10 000-Euro-Marke, ist damit aber immer noch billiger als jedes andere Auto dieser Größe in Deutschland. Zum Vergleich: Ein VW Golf Variant kostet mindestens 21 575 Euro. Das ist das Doppelte. Selbst als junger Gebrauchter ist der Golf teurer als der Dacia, der maximal 15 379 Euro kostet.

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Das im Hinterkopf, ergibt sich ein vollkommen anderer Blick auf den MCV. Dessen Stauraum ist für einen Kombi dieser Größe nämlich riesig. 573 Liter fasst der Kofferraum, mit flacher Rückbank sogar bis zu 1518 Liter. Gegenstände bis zu 2,70 Meter Länge passen in den Kombi, wenn der Vordersitz umgeklappt ist.

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Obwohl der Logan MCV "modernisiert" wurde, hinkt das Design der Formensprache aktueller Autos hinterher. Bis auf eine veränderte Front sieht der Dacia noch genauso altbacken aus wie der Rest des Portfolios des Billigablegers von Renault. Je mehr es bei dem Kombi ins Detail geht, umso mehr Schwachstellen entdeckt man. Selbst einen sechsten Gang hat der Dacia nicht.

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Doch letztlich ist das nicht entscheidend. Der Logan MCV tut genau das, was er soll: Er transportiert seine Insassen von A nach B. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wer den ominösen Fahrspaß sucht, wird ihn hier nicht finden. Der Dacia steht für maximalen Nutzwert. Er ist ein Auto für alle, die frei von jeglichem Imagegedanken der Automarken sind und denen die Spaltmaße der Armaturen vollkommen egal sind. Die nicht überall nach Fehlern und Schwächen suchen. Dacia reduziert das Wesen eines Fahrzeugs auf die Grundansprüche von Mobilität. Die, seien wir ehrlich, in 99 Prozent aller Fälle vollkommen ausreichen.

Wäre der Dacia ein Mensch, ließe er sich also wohl am ehesten mit einem Freund vergleichen, dessen Qualitäten sich erst nach einer Weile offenbaren. Die Sympathie ensteht erst auf den dritten oder vierten Blick - ist dafür aber umso intensiver. Und das ist manchmal besser als ein flüchtiger erster Eindruck.

© Süddeutsche.de/lho
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