Cockpit-Trends der IAA:Der Knopf ist ab

Tesla, Cockpit, IAA, IAA 2013

Neben einem großen Monitor gibt es im Cockpit des Tesla Model S nur noch zwei Knöpfe - einen für den Warnblinker, den anderen zum Öffnen des Handschuhfachs.

(Foto: dpa-tmn)

Der Krieg der Knöpfe ist beendet: Viele Autobauer setzen auf einen großen Touchscreen statt vieler kleiner Tasten am Armaturenbrett. Tesla treibt diesen Trend auf der Internationalen Autombil-Ausstellung in Frankfurt auf die Spitze.

Was für andere noch eine Vision ist, ist bei Tesla schon Wirklichkeit: Die Elektro-Limousine Model S des US-Autobauers hat das aufgeräumteste Cockpit überhaupt - oder vielmehr: das ausgeräumteste Cockpit. Gerade mal zwei Knöpfe gibt es am Armaturenbrett: einen für den Warnblinker, den zweiten zum Öffnen des Handschuhfachs. "Alle anderen Fahrzeugfunktionen werden über den 17-Zoll-Touchscreen gesteuert", sagt Tesla-Sprecherin Kathrin Schira. Und genau da wollen andere Hersteller auch hin.

Schalter und Knöpfe sind ein Auslaufmodell am Arbeitsplatz des Autofahrers. Tippen und wischen statt drücken und klicken lautet die Devise. In fast allen Fahrzeugstudien, die auf der IAA enthüllt wurden, sind klassische Tasten rar. Stattdessen gibt es Touchscreens und -pads, mit denen der Fahrer das Klima im Wagen reguliert, Radio und Navi programmiert oder das Schiebedach bedient. Eine wunderbare Perspektive für alle, die das Knöpfchen-Chaos in manch einem aktuellen Automodell satt haben.

Das kannte man von Volvo nicht

Zum Beispiel beim Blick in Volvos Concept Coupé eröffnet sich eine ganz neue Armaturenwelt, die man so von den Schweden nicht kannte: Wo früher Dutzende Drücker und Schalter saßen, prangt jetzt ein großer Monitor mit kleiner Knopfleiste darunter. Das alles sieht nicht nach stumpfem Kahlschlag aus, sondern schlicht und elegant. Im nächsten XC90 will Volvo die neue Bedienoberfläche eins zu eins in Serie bringen. "Premium definieren wir künftig nicht mehr über die Anzahl der Knöpfe", sagte Entwicklungschef Peter Mertens.

Der Knopf ist ab - Autobauer räumen die Cockpits auf

In Volvos Concept Coupé eröffnet sich eine neue Armaturenwelt: Wo früher Dutzende Schalter saßen, prangt ein großer Monitor mit Knopfleiste darunter.

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Noch puristischer kommt Citroëns Studie Cactus daher. Das Mini-SUV ist nicht nur äußerlich aufs Wesentliche reduziert, sondern auch im Innenraum: Glatte, mit feinem Leder bezogene Flächen bringen eine himmlische Ruhe in den Wagen, die kein Bedienfeld der Marke PC-Tastatur stört. Stattdessen ist auch im Cactus ein zentraler Touchscreen montiert. Er sitzt mittig vor dem Armaturenbrett, ein zweites Display hinter dem Lenkrad.

Der Knopf ist ab - Autobauer räumen die Cockpits auf

Auch der Armaturenträger der Citroën-Studie Cactus ist äußerst aufgeräumt gestaltet.

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Noch so ein Fall: der S-Max Concept von Ford. Auch in dieser Studie, die einen Ausblick auf die nächste Generation des Sportvans gibt, sind viele wichtige Funktionen auf einer digitalen Bedienoberfläche gebündelt. Die Kölner haben offenbar die häufig geäußerte Kritik beherzigt, dass die Armaturenträger ihrer Autos überfrachtet sind. Aber ist die neue Zurückhaltung bei der Cockpit-Gestaltung nur eine Spielerei der Autoentwickler? Keineswegs - siehe Volvo. Bei Citroën heißt es, der Cactus sei schon sehr nah am Serienmodell. Und Ford-Sprecher Isfried Hennen sagt über den S-Max-Vorboten: "Das Konzeptfahrzeug gibt die Richtung vor, wohin die Reise geht." Damit sich Ford-Fahrer bald nicht einmal mehr durch Menüs klicken oder irgendwelche Schalter drücken müssen, treibt der Hersteller die Weiterentwicklung seines sprachgesteuerten Infotainment-Systems Sync voran. Der Fahrer sagt dem Auto, was er will - und der Wagen gehorcht. So bleiben die Augen immer auf der Straße und die Hände am Lenkrad.

Der Knopf ist ab - Autobauer räumen die Cockpits auf

Auch in dieser Studie, die einen Ausblick auf die nächste Generation des Sportvans gibt, sind viele wichtige Funktionen auf einer digitalen Bedienoberfläche gebündelt.

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Trend zum Touchpad

"One button, one function" - für jede Funktion ein eigener Knopf: Damit ist auch bei Opel Schluss. "Das hat sich durch die vielen neuen Funktionen überlebt, die vor allem das Internet im Auto mit sich bringt", begründet Firmensprecher Patrick Munsch, warum Opel die Mittelkonsole des modernisierten Insignia deutlich entschlackt hat. Hinzugekommen ist nur ein nützliches Touchpad auf dem Mitteltunnel, das etwa für die Eingabe eines Navigationsziels auch Handschrift erkennt.

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Neues Cockpit-Konzept in Opels Coupé-Studie Monza Concept: Von einer Tür zur anderen erstreckt sich über das gesamte Armaturenbrett eine LED-Projektionsfläche.

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Was die Rüsselsheimer mit dem gewonnen Freiraum anfangen, wenn in ihren Autos bald noch mehr Knöpfchen über Bord gehen, demonstrieren sie auf der IAA im Cockpit der Coupé-Studie Monza Concept: Von einer Tür zur anderen erstreckt sich über das gesamte Armaturenbrett eine geschwungene LED-Projektionsfläche, auf der schön bunt und in 3D alles Mögliche angezeigt werden kann - von aktuellen Fahrdaten bis hin zu Online-Videos für den Beifahrer. Knapp unter der Frontscheibe gibt es noch ein schmales Display, "darauf werden zum Beispiel die Bilder der Rückfahrkamera angezeigt", erklärt Munsch.

Peugeot zeigt im neuen 308 sein neues Cockpit-Konzept. In den gehobenen Ausstattungsvarianten wird der Kompakte mit einem zentralen 9,7-Zoll-Touchscreen zwischen den Lüftungsdüsen ausgeliefert. Klassische Knöpfe gibt es nur noch für Warnblinker, Front- und Heckscheibenheizung, Umluftfunktion und Zentralverriegelung - alles andere findet sich auf dem Display. Die Funktions-Symbole werden darauf so groß dargestellt, dass sie sich leicht mit dem Finger treffen lassen, ohne den Blick lange vom Verkehrsgeschehen abwenden zu müssen.

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Der neue Peugeot 308 wird in den gehobenen Ausstattungsvarianten mit einem Touchscreen ausgeliefert.

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Touchscreens für Senioren

Ein ganz wichtiger Punkt, findet Rainer Hauck. Er ist Experte für das Thema Seniorenmobilität beim Verkehrsclub Deutschland (VCD). Viele ältere Menschen hantierten schließlich nicht täglich mit einem Smartphone herum - "für sie werden solche Bedienkonzepte im Auto absolutes Neuland sein", gibt er zu bedenken.

Grundsätzlich hat er keine Sorge, dass auch ältere Menschen mit der neuen Technik im Auto-Cockpit klarkommen. "Die Bedienelemente dürfen aber eben nicht nur für die Generation iPhone gemacht sein: Die Touchscreens müssen ausreichend groß und kontrastreich sein und nicht zu berührungsempfindlich, damit sie motorische Defizite älterer Hände verzeihen." Dann werden sich nach Haucks Einschätzung auch die meisten älteren Menschen auf die Touch-Technik einlassen. Und die haben schließlich das Geld für neue Autos.

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