City-Maut für New York:Für acht Dollar nach Manhattan

Das Verkehrschaos gehört zu Markenzeichen von New York. Autoschlangen am Broadway, fluchende Taxifahrer, Radler, die um das Blech kurven. Doch bald könnte es damit vorbei sein.

Nikolaus Piper

Das Verkehrschaos gehört zu New Yorks Markenzeichen. Autoschlangen am Broadway, hupende und fluchende Taxifahrer, Radler, die sich durch das Blech schlängeln - dank vieler Filme und Fernsehserien sind die Bilder Menschen auf der ganzen Welt vertraut. Doch bald könnte es vorbei sein damit. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg will über den größten Teil Manhattans eine City-Maut für Autofahrer verhängen. Vorbild ist das System, das die Stadt London vor vier Jahren eingeführt hat, und das demnächst auch in Stockholm eingesetzt wird.

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(Foto: Foto: AP)

Offiziell ist noch nichts bestätigt, aber einige Details sind bekannt geworden: Wer nach Manhattan hinein fährt, soll acht Dollar bezahlen, wer in Manhattan selbst wohnt, wäre für Fahrten in seinem Stadtteil mit vier Dollar dabei. Taxis bekommen eine Ausnahmegenehmigung. Das Mautgebiet wird im Finanzdistrikt im Süden beginnen und irgendwo am Nordende des Central Parks aufhören. Und das ganze soll der Stadtkasse 500 Millionen Dollar im Jahr bringen.

Die Maut ist Teil eines 25-Jahr-Planes für ein ,,grüneres'' New York, mit dem Bloomberg die Acht-Millionen-Metropole menschen- und umweltfreundlicher machen will. Dazu gehören auch die Renovierung der großen Brücken, Investitionen in die U-Bahn und die Wasserversorgung sowie die Reform der Bauvorschriften. Aber die Maut wird sicher der umstrittenste Punkt sein. Jedenfalls stellt sich der Bürgermeister auf Widerstand ein. ,,Es ist Sache des New Yorker Parlaments, die Maut zu beschließen, aber ich werde wie ein Teufel dafür kämpfen'', sagte er im Radio.

Der Widerstand dürfte vor allem von Kommunalpolitikern aus anderen Teilen New Yorks kommen. Die New York Times zitierte einen Abgeordneten aus Queens, dem Stadtteil, in dem die Flughäfen La Guardia und John F. Kennedy liegen: ,,Wir müssen mit den Auspuffgasen all der Leute leben, die zu unseren Flughäfen fahren. Und nun sagt man uns, dass wir nicht mehr zur Stadt gehören und dass wir bezahlen sollen, um nach Manhattan zu kommen.''

Tatsächlich jedoch sind die Verkehrsprobleme Manhattans erdrückend, und es ist eher erstaunlich, dass das Thema City-Maut erst jetzt aufkommt. Der Auto-Lärm ist auch in den besten Gegenden der Stadt allgegenwärtig, für eine halbe Stunde Parken muss man acht Dollar und mehr bezahlen, und Radfahren ist lebensgefährlich. Die wenigen Fahrradstreifen, die es gibt, werden von den Autofahrern kaum respektiert. Und vor und nach Büroschluss bricht regelmäßig alles zusammen. Die Fahrt im Pendelbus von Manhattan zum Flughafen La Guardia zum Beispiel kann dann leicht doppelt oder dreimal solange dauern wie geplant. Technisch würde die Einführung der Maut weniger Probleme verursachen als in Deutschland. Die meisten Autofahrer in Amerika haben einen ,,EZ-Pass'' an der Windschutzscheibe, einen Chip, über den schon heute Brücken- und Autobahngebühren elektronisch abgebucht werden.

Bezeichnend für den Klimawandel in den USA ist, dass gerade Michael Bloomberg als moderater Republikaner das unpopuläre Thema angeht. Er sieht sich im selben Lager wie der Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger. Noch vor einigen Jahren hatte Bloomberg eine stärkere Regulierung des Straßenverkehrs strikt abgelehnt. Jetzt ist der Bürgermeister 65, hat noch zweieinhalb Jahre im Amt und will der Stadt offenkundig ein würdiges Erbe hinterlassen.

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