Chrysler PT Cruiser Limited 2.2 CRD:Mit sanfter Gewalt

Lesezeit: 4 min

Exklusiv für seine europäischen Kunden verpasst Chrysler dem PT Cruiser einen Dieselmotor.

Klaus Justen

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Angetrieben wird das Kultauto von einem Triebwerk aus Mercedes-Produktion. Wie gut moderne Common-Rail-Technik mit dem Design der 30er-Jahre harmoniert, klärt ein erster Fahrbericht. (Foto: Foto: Chrysler)

Sucht man nach einem möglichst kurzen Kommentar zur Entscheidung von Hersteller Chrysler, den PT Cruiser von 9. März 2002 an mit Dieselmotor anzubieten, reicht ein einziges Wort: "Endlich!"

Wie ein Stück aus der guten alten Zeit stand der Chrysler PT Cruiser vor drei Jahren auf der Automobilausstellung in Detroit: zurück in die 30er-Jahre, die Zeit von Al Capone und Co. Moderne Technik, verpackt in ein Design mit Anleihen an jene Zeit, als Autos noch Kotflügel hatten und markante Gesichter mit reichlich Chrom.

Kult mit Klotz am Bein

Innerhalb kürzester Zeit war der PT Cruiser Kult, seit Juni 2000 wird er auch in Deutschland verkauft. Und immer klagten seine Fans hier zu Lande, der Cruiser habe Besseres verdient als den Zweiliter-Benziner mit 141 PS / 104 kW.

Der bewegt den Wagen mit dem cW-Wert einer Schrankwand zwar im unteren Tempobereich recht flott vorwärts; aber abseits der nackten Zahlen von Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit lässt er nie dieses Gefühl mühelosen Gleitens aufkommen, das der eine oder andere Zylinder mehr vermittelt.

Oder ein Diesel mit mächtig Vortrieb auch im Drehzahlkeller.

Powered by Mercedes-Benz

Diesen Diesel verpasste der Hersteller jetzt dem PT Cruiser, exklusiv für die Kunden in Europa. Dabei konnte erstmals das genutzt werden, was schon Edzard Reuter im Blick hatte, als er den schwäbischen Autohersteller zum weltweiten Technikkonzern ausbaute: Synergie.

Chrysler bediente sich bei Konzernmutter Daimler-Chrysler; fündig bei der Suche nach einem passenden Triebwerk wurde man bei Mercedes-Benz. OM664 heißt der Common-Rail-Direkteinspritzer-Diesel als firmeninternes Kürzel, Dienst tut er unter anderem in den C- und E-Klassen.

Modifikationen notwendig

Allerdings war es nicht damit getan, einfach ins Teileregal zu greifen. Die Motorenentwickler in Stuttgart-Untertürkheim mussten das Aggregat gewaltig modifizieren, um ihn unter der Haube des PT Cruiser unterbringen zu können.

In den Mercedes-Modellen ist der Vierzylinder längs eingebaut, im Chrysler musste er gedreht werden, weil er nur quer hineinpasst. Beim dabei fälligen Umbau etlicher Komponenten erhielt der 2,2-Liter-Motor unter anderem auch einen anderen Turbolader.

Deutliche Laufruhe

Das neue Aggregat von Zulieferer IHI arbeitet mit einer so genannten Halbaxial-Turbine. Die bläst die Abgase schräg auf die Turbinenschaufeln, was viel Platz spart, weil die Schaufeln kleiner ausfallen können.

Allerdings geht das auch zu Lasten der Leistung, die im PT Cruiser um rund 20 PS / 15 kW niedriger liegt als in den Mercedes-Modellen mit 2,2-Liter-CRD-Motor.

Dafür beeindruckt der solchermaßen modifizierte Diesel mit einer Drehmomentkurve, die schon bei 1.600 Motorumdrehungen ihren Zenit von 300 Newtonmetern erreicht hat und diesen Wert bis 2.600 Touren hält.

Ein breites Drehmomentband also, das schaltfaules Fahren erlaubt. Mit zwei Ausgleichswellen, die gegenläufig rotieren, brachten die Ingenieure dem Diesel zusätzlich Laufruhe bei.

In der Ruhe...

Schon beim Anlassen wird klar, dass die Entwickler ganze Arbeit geleistet haben: Extrem ruhig und weich treibt der CRD den PT Cruiser voran, selbst aus dem absoluten Keller knapp über der Lehrlaufdrehzahl beschleunigt der Motor den immerhin knapp 1,5 Tonnen schweren Wagen ohne Murren; bei 1.600 Touren merkt der Fahrer einen deutlichen Kick, jenseits der 3.000 Touren wird es dann allerdings wieder etwas mühsamer.

Zeit zum Schalten, was bei der mit langen Schaltwegen ausgestatteten, aber ordentlich zu dirigierenden Fünfgang-Schaltung kein sonderliches Problem ist. Auf ein Automatikgetriebe, das den Charakter dieses Motors hervorragend ergänzen würde, werden die Kunden indes vergeblich warten: Es gibt kein passendes Getriebe im Konzern, denn ansonsten wird dieser Motor immer längs eingebaut.

Sprich: Das Getriebe müsste komplett neu entwickelt werden, was angesichts der zu erwartenden Stückzahlen viel zu teuer wäre.

Schließlich wird der Diesel nur den europäischen PT-Cruiser-Kunden angeboten, in den USA gibt es ihn nach wie vor nur als Benziner.

Allerdings erwartet Chrysler, dass schon in diesem Jahr jeder zweite der insgesamt 9.000 PT Cruiser, die in Deutschland verkauft werden sollen, ein Diesel sein wird. Gebaut wird der Cruiser übrigens nicht mehr im österreichischen Graz; die Produktion wurde wieder komplett nach Mexiko verlegt, nachdem das dortige Werk eine weitere Fertigungsstraße erhalten hat.

Ausstattung? Fast komplett

Mit einem Preis von 26.000 Euro ist der PT Cruiser Limited 2.2 CRD nicht eben ein Sonderangebot. Gerade für einen großen Teil der angestrebten Käuferschaft: Familien mit zwei oder drei Kindern, die den Cruiser als Zweitwagen nutzen.

Viel Platz nach oben lässt die Preisliste jedoch nicht. Außer Metallic-Lackierung und elektrisch zu betätigendem Schiebedach lässt sich nichts nachordern, was das Autofahrerleben schöner macht: Die Top-Version Limited rollt ausgesprochen gut ausgestattet vom Band.

Wer's ein klein wenig preiswerter mag, muss bis zum Sommer 2002 warten, wenn die Touring-Version auf den Markt kommt. Für 2.500 Euro weniger muss der Cruiser-Besitzer auf Dachreling, abgedunkelte Scheiben, Lendenwirbelstütze, Leder und verchromte Leichtmetallräder im 16-Zoll-Format verzichten.

Einladende Verhältnisse

Kein Verzicht ist jedoch angesagt, wenn es um die inneren Werte des PT Cruiser geht: Das Ladevolumen des Kofferraums fällt reichlich aus und lässt sich variabel erweitern.

Dank der hohen Karosserie finden selbst ausgesprochene Sitzriesen bequem Platz, und das auf allen Sitzen. Hinten können es sich Erwachsene bequem machen. Auf langen Strecken könnte es von Nachteil sein, dass die Sitzflächen einen Tick zu kurz ausfallen, die Oberschenkel finden damit nicht genug Auflagefläche.

Probleme, die kalten Softdrinks während der Fahrt gut unterzubringen, dürfte niemand haben; mit Cupholdern ist der PT Cruiser mehr als nur ausreichend versorgt.

Handlich

Das immerhin 1,5 Tonnen schwere Gefährt lässt sich erstaunlich gut dirigieren. Das gilt auch fürs Rangieren in Parklücken, wenngleich dabei die Karosserie nicht bis ins letzte Detail zu überblicken ist. Wer mal eben schnell wenden will, sollte einmal zurücksetzen einplanen: Der Wendekreis von 12,1 Metern fällt üppig aus.

Geht's auf kurvige und schlechte Straßen, stört die Hinterachse das ansonsten ausgesprochen gute Komfortgefühl ebenso wie der mäßige Seitenhalt der Sitze. Aber für schnelle Kurven ist der PT Cruiser ja auch nicht so richtig gebaut. Seine Heimat sind der Highway und der breite Boulevard.

Quelle: autocert.de

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