Chrysler Neon:Korrektur einer Fehleinschätzung

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Der Voyager ist jetzt mit einem leistungsstarken 2,5-Liter-Turbodieselmotor verfügbar

(SZ vom 23.06.2001) Es ist kein leichter Job, den die Mitarbeiter des amerikanischen Autoherstellers Chrysler derzeit zu erledigen haben: Die Geschäfte auf dem Kfz-Importmarkt lassen zu wünschen übrig. Die Absatzzahlen sind im ersten Quartal des Jahres 2001 hinter den Erwartungen geblieben: minus vier Prozent. Dem Sog kann sich auch der amerikanische Pkw- Hersteller Chrysler nicht entziehen, sagt Hartwig Hirtz, Mitglied der Geschäftsleitung der DaimlerChrysler Vertriebsorganisation Deutschland. Die Mitarbeiter verbreiten d ennoch Optimismus, auch wenn's manchmal schwer fällt. Dafür stehen Namen wie PT Cruiser, Sebring, Voyager. Mit diesen Modellen wollen die Amerikaner in Europa, in Deutschland punkten. Große Hoffnungen setzt man in diesem Zusammenhang auf den PT Cruiser. Er wird im kommenden Jahr auch als Diesel angeboten werden, ausgerüstet mit einem Mercedes-Aggregat. Das Auto, davon ist Hartwig Hirtz überzeugt, wird eine "echte Erfolgsstory" schreiben.

Bescheidener hingegen sind die Erwartungen an den Chrysler Neon. Die Limousine wird ab Juli in einer neuen Einstiegsversion mit 1,6 Liter Hubraum bei den deutschen Händlern angeboten. Der Neon 1,6 resultiert aus einer Fehleinschätzung der deutschen Marktverhältnisse. Denn gut 90 Prozent aller Pkw-Modelle, die im sogenannten C-Segment für Stufenhecklimousinen verkauft werden, verfügen über ein Hubraumvolumen bis zu 1,6 Litern. Was aber sollte in dieser Klasse ein Auto ausrichten, das nur in einer 2,0-Liter-Motorisierung erhältlich war? Positionieren wollen die Amerikaner den 1,6-Liter-Neon gegen so etablierte Marken wie den Ford Focus, den VW Bora und den Renault Mégane. 2500 Neon sind im vergangenen Jahr in Deutschland abgesetzt worden. Und die Chrysler- Manager verschweigen keineswegs, dass sie froh wären, wenn sie diese Zahl halten könnten. Dabei rechnen sie damit, dass der Verkaufsanteil der 1,6-Liter- Version bei 50 Prozent liegen wird.

Seine amerikanische Herkunft kann der Neon, der teurer aussieht, als er in Wirklichkeit ist, nicht verleugnen. Das ist das Ergebnis der Karosserieform, die sich an den Chrysler 300M anlehnt: schmaler Kühlergrill, in Keilform ansteigendes Heck, coupé-ähnliche Dachlinie und geschwungener Heckabschluss und eine um 76 Millimeter nach vorne versetzte Windschutzascheibe sollen den Neon als Chrysler erkennbar machen.

Schutz für Hand und Kopf

Mit einem kernigen Sound macht jedenfalls der 1,6-Liter-Motor, das Resultat eines Joint-Venture zwischen der ehemaligen Chrysler Corporation und der BMW AG, auf sich aufmerksam. Allerdings könnte das Ansprechverhalten spontaner sein. Gesteuert und dosiert wird das Aggregat elektronisch. Denn das Gaspedal ist nicht mechanisch, sondern elektronische mit dem Motor verbunden. Angenehm leicht und direkt lassen sich die Fünfgangschaltung und die Lenkung des 1265 Kilogramm schweren Wagens betätigen. Fast schon ungewohnt ist Teleskopantenne. 7,3 Liter Superbenzin (bleifrei) verbraucht der 1,6-Liter Neon, der seine Höchstgeschwindigkeit bei 185 km/h erreicht, auf 100 Kilometer. Bei höheren Geschwindigkeiten wird es laut. Den Neon 1,6 wird es in den Varianten SE, LE und LX geben. Die Grundversion kostet 27800 Mark.

Was ein Auto an Ausstattung braucht oder auch nicht, darüber kann man trefflich diskutieren. Der neu konstruierte Voyager verfügt über ein Detail, das unter Umständen seinem Besitzer sehr viel Geld sparen kann. Im Voyager haben nämlich am Zündschloss hantierende Knirpse keine Chance. Denn der Wagen lässt sich erst in Verbindung mit der durchgetretenen Kupplung starten. Sicherheit steht auch im Vordergrund bei den elektrischen Schiebetüren. Berührt die Schiebetür während des Öffnens oder Schließens Kopf oder Arm, kehrt sie in Bruchteilen ihre Bewegung um.

Vergnügen bereitet es, mit einer neuen Motorvariante - dem von DaimlerChrysler entwickelten 2,5-Liter-Turbodiesel - auf Überlandfahrt zu gehen. Besonders im hügeligen Gelände spielt der starke Diesel die Zugkraft seiner 104 kW (142 PS) aus. Auch beim Verbrauch ist er nicht unmäßig: durchschnittlich 7,7 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Gutmütig verhält sich der agile Amerikaner bei flotter Fahrt auch in Kurven. Leicht und direkt reagiert die Lenkung. Bockig hingegen stellt sich die Fünfgangschaltung dar. Kraft verlangt auch die strenge Kupplung. Den Voyager gibt es in drei Motorvarianten: als 2,4-Liter-Benziner, 2,5-Liter-Diesel und als 3,3-Liter-V6, der den Grand Voyager antreibt. Das Basismodell, der SE2,4 kostet 52900 Mark, der Grand Voyager in der Version Limited 3,3 AWD schon 90900 Mark.

Von Rudi Kanamüller

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