Carver Evolution Carbon CPS im Test:Preis-Leistungs-Sieger unter den Rennrädern

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Das Carver Evolution Carbon CPS kostet 2999,99 Euro. (Foto: Fahrrad XXL)

Das Carver Evolution Carbon CPS kostet wenig, hält aber trotzdem dem kritischen Blick der Radler-Konkurrenz stand. Nur die Bremse irritiert.

Test von Sebastian Herrmann

Alle Radfahrer warten an roten Ampeln. Sie können gar nicht anders. Das gilt zumindest für Rennradfahrer. Aber auch nur dann, wenn an der Ampel ein anderer Sportstrampler wartet. Dann nämlich beäugen sich die beiden Radler so heimlich wie möglich und taxieren das Material des anderen. Ihr Blick ist dabei so unerbittlich wie jener, mit dem manche Frauen das Outfit anderer Frauen begutachten, während sie einander in der Fußgängerzone passieren. Der prüfende Blick des Rennradlers wird vor allem von einer Sorge getragen: Hat der andere etwa ein geileres Rad als ich?

Es stimmt, beim Rennradfahren dreht sich vieles um das Prestige des Materials. Leichter, bunter, teurer - Hauptsache, der Besitzer kann sich damit stolz auf einer der Rennradautobahnen seiner Heimatstadt blicken lassen.

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Gute Ausstattung zum geringen Preis

Das Image der Marke Carver bietet erst mal wenig Anlass für andere Radler, an der roten Ampel um Fassung zu ringen und den eigenen Neid zu verbergen. Hinter der Marke steht die Fahrrad-XXL-Group, was mehr nach Möbeldiscounter als nach Rennradboutique klingt. Was jedoch an Prestige fehlt, machen beim Topmodell Carver Evolution Carbon CPS das Preis-Leistungs-Verhältnis und die gute Ausstattung wieder wett. Für 2999,99 Euro ist das Rad mit der elektronischen Schaltung Ultegra Di2 von Shimano ausgestattet, die dem Konkurrenten an der Ampel schon mal einen kleinen Respektschnaufer abverlangen sollte.

Der Rahmen in Schwarz, mit weißen Schriftzügen und roten Elementen, schreit auch danach, bewundert zu werden. Vielleicht ein ganz kleines bisschen zu laut, so wie das eckige Unterrohr ein kleines bisschen zu klobig wirkt. Wie der Rahmen besteht der Lenker FSA Energy Compact aus dem leichten Kohlefaser-Verbundwerkstoff Carbon. Insgesamt wiegt das Carver Evolution Carbon CPS ohne Pedale 7,2 Kilogramm. Es gibt natürlich leichtere Rennräder, aber nicht zu diesem Preis.

Die Bremse klingt wie ein Schwarm hungriger Mücken

Die breiten Messerspeichen der Laufräder namens Mavic Ksyrium Elite SLE WTS machen optisch eine Menge her. Akustisch sind sie gewöhnungsbedüftig. Die Bremsflanken der Räder sind fein geriffelt. Das erhöht zwar die Bremsleistung bei Nässe spürbar, erzeugt dafür bei Trockenheit einen hohen Ton, als würde ein Schwarm hungriger Mücken angreifen. Das Geräusch lässt sich wie eine Klingel einsetzen: Leicht anbremsen und die anderen Radler wissen, dass da jemand von hinten heranrauscht (und sie erschrecken nicht so leicht, wie bei einer normalen Klingel). Natürlich kündigt das Sirren den Rennradler auch schon an, bevor er neben einem Konkurrenten an einer roten Ampel zum Stehen kommt. So ein Geräusch ist ja schon einmal ein Statement.

Es ist schwer, für nicht einmal 3000 Euro ein Rennrad zu finden, das ähnlich gut ausgestattet ist und so gut fährt wie dieses. Wer viel Wert auf Prestige legt, sollte sein Carver zum Beispiel in Italien ausfahren, wo die Marke kaum bekannt ist. Bei einer rasanten Runde durch die Hügel der Toskana lässt sich der Blick eines einheimischen Rennradlers nur als anerkennend interpretieren. Dabei tragen die italienischen Rennradler stets die beste Funktionswäsche und sitzen auf den schönsten Rennrädern, die es für Geld zu kaufen gibt.

Hinweis der Redaktion: Das vorgestellte Produkt wurde der Redaktion vom Hersteller zu Testzwecken leihweise zur Verfügung gestellt.

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