Car-to-Car-Kommunikation:Benzin-Gespräche

Dass Autos miteinander kommunizieren, ist nicht neu. Doch seit Jahren entwickeln Hersteller und Zulieferer aneinander vorbei. Jetzt kommt Bewegung in die Sache.

Stefan Grundhoff

Christopher Borroni-Bird, bei General Motors Direktor of Advanced Technology Vehicle, bringt es auf den Punkt: "Viele schauen sich bei der Ressourcenreduzierung nur die eine Seite der Medaille an, nämlich die Antriebskonzepte. Doch kaum irgendwo anders wird mehr überflüssiger Kraftstoff verbraucht als im Stau."

Car-to-Car-Kommunikation: Die Vernetzungstechnik selbst ist längst kein großes Problem mehr. Die Datenübertragung von Auto zu Auto soll per drahtloser Funkverbindung ähnlich dem WLan erfolgen. Zusammen mit Leitzentralen sollen die Verkehrsströme in die rechten Bahnen gelenkt und Verbräuche so reduziert werden.

Die Vernetzungstechnik selbst ist längst kein großes Problem mehr. Die Datenübertragung von Auto zu Auto soll per drahtloser Funkverbindung ähnlich dem WLan erfolgen. Zusammen mit Leitzentralen sollen die Verkehrsströme in die rechten Bahnen gelenkt und Verbräuche so reduziert werden.

(Foto: Foto: Pressinform)

Das sehen auch einigen andere Hersteller so. Was nützen Hybrid, Start-Stopp-Automatik, regeneratives Bremsen oder Downsizing, wenn der alltägliche Stau viele der mühsam erarbeiteten Verbrauchsvorteile wieder zunichte macht? "Wir müssen mit Nachdruck dafür sorgen, dass möglichst viele Fahrzeuge miteinander vernetzt sind", sagt Borroni-Bird. "Ohne ein intelligentes Autos geht es nicht mehr. Wir müssen die Staus vermeiden."

Jahrelang wurde die Car-to-Car- oder Car-to-X-Kommunikation wie eine heilige Kuh durch die Entwicklungsabteilungen getrieben. Zumeist ging es um das Thema Sicherheit. So sollen Fahrzeuge den nachfolgenden Verkehr zum Beispiel vor Unfällen, Gefahrenstellen oder Verkehrsbehinderungen warnen. Zahlreiche andere Projekte beschäftigen sich mit einer effizienteren Parkplatznutzung.

BMW stellte schon rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft 2004 dafür ein System vor, dass man zusammen mit der Stadt Köln und weiteren Kommunen entwickelt hatte. Ebenso wie in anderen deutschen Großstädten geht es in der Vorweihnachtszeit an der Rheinmetropole besonders turbulent zu. Die Parkplatzsuche verbraucht oft mehr Zeit, als die Auswahl der Geschenke.

Untersuchungen in Köln belegen: Bereits an einem normalen Werktag werden pro Tag rund 15.000 km auf der Suche nach einem Parkplatz zurückgelegt - zu Spitzenzeiten an Wochenenden sind es noch mehr. Die Parkinfo von BMW-Online kennt Parkhäuser in 84 deutschen Großstädten und an den 20 bedeutendsten Flughäfen. Gleiches gilt für die Metropolen in Schweiz und Österreich. Insgesamt hat das System einen Onlinezugriff auf mehr als 600.000 Parkplätze. In 25 Städten liegen dynamische Daten für 500 Parkeinrichtungen vor.

Das Navi führt zum Parkplatz

Neue Navigationssysteme in 5er- und 7er-BMW sollten das ändern. Mit BMW-Online kann der Fahrer bereits während der Fahrt die nächstgelegenen Parkhäuser seines Zielortes abrufen. Er bekommt im Auto Informationen über das Parkhaus selbst, die Lage, den Parkpreis, die Anzahl der Parkplätze und die Zahl der noch freien Gelegenheiten, das Auto abzustellen. Eine Tendenz zeigt zudem an, ob das Parkhaus derzeit einen Besucheransturm erlebt und eine lange Schlange vor der Einfahrt droht.

Durchgesetzt hat sich die Technik des Modellversuchs bisher nicht. "Wir forschen und experimentieren nicht nur bei GM seit vielen Jahren. Doch die Politik unternimmt kaum etwas", ärgert sich Borroni-Bird: "Oft muss man ja auch mit regionalen Behörden sprechen. Das macht das ganze nicht einfacher, wenn es um weltweite Lösungen geht."

Die Vernetzungstechnik selbst ist längst kein großes Problem mehr. Die Datenübertragung von Auto zu Auto soll per drahtloser Funkverbindung ähnlich dem WLan erfolgen. Zusammen mit Leitzentralen sollen die Verkehrsströme in die rechten Bahnen gelenkt und Verbräuche so reduziert werden.

Die nötige Technik in den Autos selbst verursacht nur überschaubare Kosten. Um den genauen Standort des Fahrzeugs zu bestimmen, muss der Wagen mit einem GPS-Sender ausgestattet sein. Horst Wieker von der Hochschule des Saarlandes: "Die Kosten dafür liegen bei maximal 300 bis 400 Euro. Ein Navigationssystem kostet deutlich mehr."

Die Vernetzung der Autos muss wachsen

Borroni-Bird: "Die größten Stauprobleme gibt es in Asien. Zudem sind Autohersteller wie Kunden dort sehr Hightech-affin und die Regierungen bereit, auch Gelder für die nötige Infrastruktur auszugeben." In Europa oder den USA ist die Technik zwar vorhanden, aber die Geneigtheit von Politik und Kunden geringer. "Viele denken immer gleich an den gläsernen Autofahrer, der überall und immer beobachtet werden kann."

Doch einige der mentalen Barrieren scheinen ins Wanken zu kommen. Gerade in Asien können sich immer mehr Autofahrer vorstellen, nur noch Passagier im eigenen Auto zu sein. Mit Abstands- und Spurhalteassistenten könnte sich das Auto von morgen mittelfristig im Stau selbstständig voranbewegen und die meisten Fahrmanöver Dank Vernetzung selbst durchführen. "Wem macht es schon Spaß, mit Tempo 10 durch eine Ortschaft zu fahren. Natürlich greift man auf Autobahnen und Landstraßen wieder voll ins Geschehen ein", sorgt Borroni-Bird für Entspannung bei den Fahrdynamikern.

Die Vernetzung aller Neuwagen scheint in den nächsten zehn Jahren illusorisch. Doch um sinnvolle Daten zu bekommen reicht auch weniger. Die Reichweiten der Informationenstränge liegen derzeit bei 300 bis 1000 Meter, sollen künftig aber weiter wachsen.

Doch selbst geringe Reichweiten bringen einen hohen Alltags- und Sicherheitsnutzen, da jedes Fahrzeug nicht nur als Sender oder Empfänger sondern auch als Vermittler fungiert und relevante Daten an andere Fahrzeuge weitergibt.

Um eine komplette Abdeckung des Straßenverkehrs zu haben, müssten nach Aussagen von Experten rund 15 bis 20 Prozent der Fahrzeuge kommunikationsfähig sein. Dann wird es im Straßenverkehr nicht nur sicherer, sondern auch eine ganzes Stück effizienter. Schließlich geht es nicht nur um Kraftstoff, sondern auch um den Faktor Zeit.

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