Cabrios mit Klappdach:Nicht immer Chapeau claque

Wer hat eigentlich gesagt, dass ein Cabrio ein Metall-Klappdach haben muss? Ein Rundgang auf dem Genfer Salon treibt vielen Open-Air-Freunden Zornesröte auf die Stirn: Wo sind sie geblieben, die dunklen Stoffmützen von einst? Wir vermissen jene beliebten Badekappen, die einen so oft vor dem Nass beschützten.

Stefan Grundhoff

Nachdem im vergangenen Jahr kaum ein neues Cabriomodell das Laufen gelernt hatte, stehen in diesem Sommer wieder mehr offene Modelle auf der Messe und - zumeist - bald beim Händler. Doch bei einem Cabriolet allein möchte es kaum noch ein Hersteller belassen.

Cabrios mit Klappdach: Klappdach-Repräsentant: Nissan Micra

Klappdach-Repräsentant: Nissan Micra

(Foto: Foto: Nissan)

Coupé-Cabriolet heißt der Begriff, der eigentlich nur sagen möchte: Ich kann alles! Immer und überall! Die ersten Klappdach-Cabrios gab es zwar bereits vor dem Zweiten Weltkrieg, aber erst mit dem 1996 vorgestellten Mercedes-Benz SLK begann eine neue Ära. Auf den hochpreisigen Schönling aus Stuttgart folgte zwei Jahre später der Peugeot 206CC - alles in allem das gleiche Konzept, nur sehr viel günstiger.

Der Erfolg war immens. Bei schlechtem Wetter war der schnittige Franzose ein sehenswerter 2+0-Sitzer mit festem Dach und ohne viel Allüren. Doch nach ein paar Sonnenstrahlen entblätterte sich der 206er bei Bedarf ebenso wie sein Genosse SLK in wenigen Sekunden und mutierte zum offenen Spaßgaranten.

Blech im Vormarsch

Das Ganze ist erst ein paar Jahre her. Peugeot 206 CC und die zweite Generation des Mercedes SLK erfreuen sich noch immer großer Beliebtheit. Die Konkurrenz ließ auch nicht allzu lange auf sich warten.

Ein Rundgang auf dem 76. Genfer Salon bringt die sichere Erkenntnis: Mittlerweile gibt es kaum noch neue Cabriomodelle mit Stoffdach. Die Messestars heißen VW Eos, Mitsubishi Colt CZC, Opel Astra TwinTop und Ford Focus C-C.

Präsentieren sich die kleineren Vertreter wie Peugeot 206 CC oder Opel Tigra TwinTop mit dem Klappdach meist recht gelungen, sieht es bei den größeren Modellen hingegen deutlich schwieriger aus. Wenn man sich die brandneuen Modelle Opel Astra TwinTop und Ford Focus C-C anschaut, beschleicht immer mehr Cabriofans der Verdacht, dass ein gewöhnliches Stoffdach wohl die bessere Wahl gewesen wäre.

Die Vorteile der Coupé-Cabrios sind unbestritten. Festes Dach, Ganzjahrestauglichkeit, großer Kofferraum und eine elegante Coupé-Silhouette sind die durchaus schlagenden Argumente der Marketingabteilungen.

Nicht immer Chapeau claque

Der Stoff, in dem die Wärme bleibt

Doch längst hat sich in den 90er Jahren gezeigt, dass Stoffdächer im Vergleich zu einem festen Dach keine nennenswerten Nachteile mehr haben müssen. Im Gegenteil, denn das Auge isst ja auch mit - gerade bei einem Cabrio. Cabriofahrer sind oft Genussmenschen, zeigen sich gerne "oben ohne" der breiten Öffentlichkeit. Doch die neuen Mittelklasse-Cabrios tragen bisweilen unansehnliche Hinterteile mit sich herum. Irgendwo muss das klappbare Hartschalendach schließlich untergebracht werden. So können weder Peugeot 307 CC noch die Nachkömmlinge mit wirklich hübschen Rückenansichten glänzen.

Das sehnlichst erwartete Ford-Focus-Coupé-Cabrio hätte mit Stoffdach wohl ebenfalls ein deutlich filigraneres Hinterteil tragen dürfen. Und auch der kleinere Mitsubishi Colt CZC hat hinten herum ein paar Kubikzentimeter zuviel auf den Backen. Weiterer Nachteil: Nicht nur groß gewachsene Fahrer stoßen mit der Stirn an den weit nach hinten gezogenen Windschutzscheibenrahmen.

Wie dem auch sei: Klappdach-Cabrios liegen bei den Designern voll im Trend. So halten bei den Herstellern mit 2+2-Sitzern nur noch wenige die Stofffahne hoch. Doch Audi RS4 Cabrio und Mercedes CLK sind treffliche Beispiele dafür, wie schön so eine Mütze ausschauen kann.

Und man sollte die Hoffnung ja nie aufgeben: Auf der Autoshow in New York im Frühjahr wird Bentley seinen grandios eleganten Continental GTC vorstellen. "Natürlich kommt der neue Bentley GTC mit Stoffdach", erklärt Chefdesigner Dirk van Braeckel. Und auch die "Spaßmaschinen" Opel GT und Alfa Spider weisen jeweils ein Stoffdach auf.

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