Cabrio-Kaufberatung:Sonne aus zweiter Hand

Herbst und Winter sind eine gute Gelegenheit, nach einem gebrauchten Cabrio Ausschau zu halten.

Klaus Justen

Denn bereits bei den ersten Sonnenstrahlen des kommenden Frühjahrs werden die Preise für die gebrauchten Offenen wieder steigen.

Cabrio-Kaufberatung: undefined
(Foto: sonstige)

Kürzer werdende Tage, grauer Nebel und feuchte Kühle lassen an alles andere als den Fahrgenuss in einem Cabrio denken. Das nächste Frühjahr mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen scheint noch unendlich weit weg zu sein...

Doch manchmal lohnt es sich einfach, langfristig zu planen. Denn wer jetzt noch kein Cabrio besitzt, findet die richtige Zeit, womöglich einen guten Einkauf zu machen.

Viele Cabriobesitzer wollen mangels geeigneten Standplatzes ihr gutes Stück noch vor dem Winter los werden. Zeit zum Einkauf also. Die Begehrlichkeiten in puncto Cabrio können aber bisweilen den Blick für das Wesentliche einschränken - vor allem, wenn es um ein gebrauchtes Fahrzeug geht.

Wie bei jedem gebrauchten Auto muss vor dem Kauf eine Checkliste abgearbeitet werden. Beim Cabrio vielleicht sogar noch intensiver als bei einem Auto mit stabilem Stahldach.

Erster Checkpunkt...

...ist selbstverständlioch das Verdeck, das genau unter die Lupe genommen werden will. Sind auf der Oberfläche Flecken zu sehen? Besonders hartnäckig sitzt Schmutz dann im Gewebe (egal, ob Textil- oder PVC-Dach), wenn das Auto in der Waschanlage mit Heißwachs behandelt worden ist. Diesen Schmutz, wissen Cabriofahrer aus Erfahrung, bekommt man nie wieder heraus.

Dies gilt auch, wenn das Cabrio regelmäßig durch eine Waschanlage gefahren wurde. Die großen Bürsten neigen nämlich leider dazu, den Schmutz tief in den Verdeckstoff einzumassieren.

Hat das Verdeck abgeschabte Stellen oder gar Risse, dann sind dies Argumente, hartnäckig um den Preis zu handeln. Für ein Austauschverdeck inklusive Gestänge berechnet der VW-Händler bei einem Golf I Cabrio rund 2.100 €. Muss nur die Verdeck-Außenhaut erneuert werden, sind je nach gewünschter Qualität und Erneuerungsumfang ebenfalls schnell 500 bis 1.000 € weg.

Alles dicht?

Prüfende Blicke sollten auch den Ösen und Druckknöpfen gelten, mit denen die Persenning befestigt wird. Dieser Überzug für das aufgeklappte Verdeck lässt sich oft nur schwer befestigen; war rohe Gewalt im Spiel, fehlt schon mal ein Stück. Viele Cabrios dürfen aber nicht ohne Hülle gefahren werden. Eine neue Persenning fürs alte Golf Cabrio kostet ab 200 €.

Zum Schluss sollte geprüft werden, wie dicht das Verdeck an Türen und Fenstern schließt. Haben die Scheibenführungen zu viel Spiel, ist das ein Fall für die Werkstatt. Die Einstellung ist eine diffizile Angelegenheit für Spezialisten.

Wer auch im Winter nicht auf das Cabrio verzichten will, kann das gute Stück mittels eines Hardtops in ein Coupé verwandeln. Ein zusätzliches festes Dach kostet allerdings zwischen 1.600 und 3.000 €.

Zweitens: die Heckscheibe

Kunststoffscheiben werden durch Kratzer blind und unansehnlich. Einparken mutiert zum Glücksspiel. Mit Poliermitteln lassen sich allerdings viele Kratzer wieder entfernen.

Soll das Cabrio auch im Winter gefahren werden, ist gerade an der Heckscheibe Vorsicht geboten: Eiskratzer beschädigen allzu leicht den Kunststoff.

Dritter Checkpunkt: das Verdeckgestänge

Das Dach sollte sich leicht öffnen und schließen lassen. Wenn etwas klemmt oder nicht einrastet, ist über kurz oder lang eine Reparatur fällig.

Um zu erkennen, ob das Gestänge verbogen ist, klappt man das Dach auf und misst auf beiden Seiten mit einem Zollstock den Abstand zwischen Karosserie und Gestänge. Dieser Abstand sollte natürlich möglichst gleich sein.

Danach schließt man wieder das Verdeck und checkt, wie gerade und bündig es mit der Windschutzscheibe abschließt. Bei geschlossenem Verdeck sollte das Dach fest auf dem Windschutzscheibenrahmen aufliegen, sonst gibt es störende Windgeräusche und bei Regen nasse Füße.

Vierter Checkpunkt:

die Karosserie. Trotz verstärkter Bodengruppe (als notwendigem Ausgleich zu den fehlenden "Stabilitätsgebern" Dachsäulen und -verstrebungen) ist Vorsicht angesagt bei Cabrios mit überbreiten Reifen und tiefer gelegtem Fahrwerk. Die Karosserie altert beim Einsatz solcher Details schneller.

Bei der Probefahrt bleibt das Autoradio aus, damit Quietsch- und Klappergeräusche zu den Ohren durchdringen können. Simpler Test: Man fährt mit zwei Rädern auf einen hohen Bordstein und prüft, wie genau die Türen schließen.

Und natürlich sollte die Probefahrt nicht nur über glatte Prachtboulevards führen, sondern auch über schlechte, unebene Straßen.

Fünfter Checkpunkt

sind Innen- und Kofferraum. Nicht nur ins offene Cabrio regnet es hinein. Flecken an Verkleidungen oder feuchte Stellen unter Fußmatten sind Indizien für undichte Stellen. Wasserflecken im Kofferraum signalisieren eine undichte Heckscheibe.

Sechster Checkpunkt

ist die Kofferraumklappe. Vor allem bei Roadstern mit Gepäckbrücke sollte auf Kratzer geachtet werden. Sie entstehen bei unvorsichtiger Montage. Hat der Vorbesitzer versucht, den winzigen Gepäckraum - etwa des Mazda MX-5 - mehr als randvoll zu packen und mit Gewalt zu schließen, hinterlässt dies hässliche Dellen.

Alle Checks bestanden? Dann kann dies der Beginn einer langen und wunderbaren Freundschaft sein. Auch wenn der nächste Frühling noch einige Zeit auf sich warten lässt.

Quelle: autocert.de

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: