Britischer Autohersteller:James Bonds Dienstwagen sollen endlich Geld einbringen

Daniel Craig mit dem Aston Martin DB5 als James Bond 007 in Skyfall.

Geheimagent James Bond schwört in vielen seiner Filme auf die teuren Flitzer von Aston Martin.

(Foto: United Artists Corporation, Columbia Pictures Industries)
  • Aston Martin belasten hohe Schulden, die Firma macht keine Gewinne. Das soll sich aber bald ändern.
  • 2016 kommt mit dem DB11 ein neues Modell auf den Markt. Das könnte neues Geld in die Kassen spülen - genau wie ein möglicher Börsengang.
  • Zudem will der britische Nobelhersteller ein SUV auf den Markt bringen, ein neues Werk errichten und in China Fuß fassen.

Von Björn Finke, London

Das Auto gehört zu James Bond wie der Martini und die Affären mit atemberaubenden Frauen. In seinen Filmen rast der Geheimagent Ihrer Majestät gerne in Flitzern von Aston Martin über die Straßen exotischer Orte. Im neuen Streifen "Spectre" ist Schauspieler Daniel Craig in einem Aston Martin DB10 zu sehen. Fans rufen schon bei dem Traditionshersteller im englischen Gaydon an und fragen, wo sie den Wagen kaufen können. Die Antwort lautet: leider nirgendwo.

Das kleine Unternehmen, das 1913 gegründet wurde, hat das Modell extra für den Film entwickelt. Im nächsten Herbst soll aber der größere Nachfolger DB11 auf den Markt kommen - und von dem verspricht sich Vorstandschef Andy Palmer viel. Mit dem mindestens 200 000 Euro teuren Auto soll die Wende gelingen: Die Firma soll in drei Jahren Gewinne erzielen, auch ein Börsengang sei möglich, heißt es.

Das wäre revolutionär: In seiner Geschichte hat der noble Autobauer selten Profite gemacht, dafür ging er siebenmal Pleite. Palmer, der im vergangenen Jahr das Steuer übernahm, kritisiert seine Vorgänger: "Wir haben zwar eine fantastische Marke geschaffen, doch nicht immer ein fantastisches Geschäftsmodell", sagte der Manager, als er nun die Projekte für die kommenden Jahre vorstellte. "Es gab zahlreiche Eigentümerwechsel, und eigentlich gab es über die Sorge um die Finanzierung des nächsten Modells hinaus keine Zukunftspläne."

Eine der wenigen unabhängigen Automarken

Im Jahr 2007 verkaufte Ford die Marke an kuwaitische Fonds. Später stieg noch ein italienischer Finanzinvestor ein. Auch Daimler ist mit fünf Prozent beteiligt und liefert dafür wichtige Technik. Aston Martin ist damit eine der wenigen Automarken, die nicht mehrheitlich einem Konzern gehören. Luxusflitzer und -limousinen von Bugatti, Porsche, Lamborghini und Bentley werden unter dem Dach der Volkswagen-Gruppe gefertigt, BMW besitzt Rolls-Royce. Ferrari ist Teil von Fiat-Chrysler, wird aber gerade abgespalten.

Diese Rivalen werden mit Technik und Entwicklungsmillionen von ihren Mutterkonzernen versorgt. Aston Martin Lagonda - so der vollständige Name - hat diesen Vorteil nicht. Lediglich 3500 Fahrzeuge laufen bei den Engländern jährlich vom Band. Da ist es schwierig, genug Geld für Investitionen in neue Modelle zu verdienen. Oder allein schon Gewinn zu erzielen. Zudem belasten hohe Schulden das Unternehmen.

Ein neues Werk, weitere Modelle, mehr Erfolg in China

Deswegen muss Vorstandschef Palmer sparen. In diesem Jahr strich er 295 von 2100 Stellen. Doch von Herbst 2016 an soll das neue Modell ordentlich Geld in die Kassen spülen. Ein möglicher Börsengang könnte ebenfalls Kapital bringen. Die Firma nennt dafür aber keinen Zeitplan. Palmer will in Zukunft alle acht bis neun Monate eine neue Modellvariante anbieten und plant mit einer zweiten Fabrik. Die soll von 2019 an den Aston Martin DBX produzieren, eine Mischung aus Sport- und Geländewagen. Ob das Werk in Großbritannien entsteht, ist noch offen. Außerdem möchte der Chef im kommenden Jahrzehnt die Edelmarke Lagonda wiederbeleben, um Rolls-Royce und Bentley Konkurrenz zu machen. Palmers Ziel ist, dass Kunden die Firma eher als Verkäufer von Luxusgütern denn als Autofabrikanten wahrnehmen: "Wir wollen uns positionieren als die Entsprechung von Hermès bei Autos und nicht als Konkurrent von Ferrari."

Der Manager stockt auch den Vertrieb in China auf. Dort tun sich Sportwagen-Hersteller wie Ferrari und Aston Martin bislang schwer, denn reiche Chinesen kaufen lieber teure Limousinen oder Geländewagen. Vielleicht macht ja der neue James Bond den Asiaten mehr Lust auf englische Flitzer.

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