BMW Zweier Cabrio im Fahrbericht:Föhnwelle für Fortgeschrittene

Das neue BMW 2er Cabrio.

Der Grundpreis des BMW Zweier Cabrios liegt bei 32 200 Euro.

(Foto: STG)
  • Ende Februar kommt das BMW Zweier Cabrio in den Handel. Es ist im Vergleich zum Vorgänger alltagstauglicher, komfortabler und sparsamer geworden.
  • Die Motorenpalette ist erst Mitte des Jahres komplett. Sie umfasst dann drei Diesel- und vier Benzinmotoren mit Leistungswerten zwischen 136 und 326 PS.
  • BMWs neues Cabrio ist sehr gut, aber auch teuer geraten. Wer weniger als 50 000 Euro ausgeben möchte, muss Verzicht üben.

Von Michael Specht

BMW ist selbst Schuld am Niedergang des Z4 Roadsters. Der Grund ist recht simpel: Der offene Einser, in seinem siebenjährigen Lebenszyklus mehr als 130 000-mal produziert und mit großem Abstand Segmentführer, liefert vergleichbaren Fahrspaß für vier Personen plus Gepäck.

Der Nachfolger rollt Ende Februar als Zweier Cabrio zu den Händlern. Und der neue Zweitürer kann noch mehr. Mit langer Schnauze, zusätzlicher Variabilität, einem um 30 Liter erweiterten Kofferraum (335 Liter) und etwas mehr Platz im Fond steht er verlockender da denn je. Die Rücksitzlehne lässt sich jetzt umlegen und gibt eine Durchlade für größere Gegenstände frei. Nicht zu vergessen die neuen und sparsameren Antriebe.

Aufgeräumt, hochwertig und sauber verarbeitet

Wer das Einser Cabrio schon kennt, wird sich im Zweier aber nicht uneingeschränkt zu Hause fühlen. Selbst Kleinigkeiten wurden nämlich geändert. So sitzt der Knopf für die Lenkradheizung jetzt links und nicht mehr rechts an der Lenksäule. Komplett neu ist das akustisch verbesserte Verdeck. "Wir konnten den Geräuschpegel um mehr als die Hälfte senken", sagt Entwicklungschef Klaus Fröhlich. Zudem funktioniert die Auf-und-zu-Mimik nun bis zu 50 km/h - falls mal die Ampel zum falschen Zeitpunkt grün wird. Selbst die elektrische Betätigung nahmen sich die Entwickler vor. Es genügt nun ein Schalter zwischen den Sitzen. Zuvor waren hierzu zwei auf der Konsole nötig.

Der Innenraum des BMW 2er Cabrios.

Das Armaturenbrett des Zweier Cabrios entspricht dem des Coupés.

(Foto: STG)

Das Armaturenbrett im Cabriolet entspricht dem des Coupés. Alles wirkt aufgeräumt, hochwertig und sauber verarbeitet. Die Bedienung läuft nahezu intuitiv, inklusive des Dreh-Drückstellers neben der Handbremse. Ein 6,5-Zoll-Display oben im Armaturenbrett gehört nun zur Basisausstattung, gegen Aufpreis gibt es ein größeres mit 8,8 Zoll Diagonale. Das neue Cabrio ist zudem das erste Modell von BMW, das mit der sehr schnellen Datenübertragung LTE ausgerüstet ist. Es kann damit Karten-Updates fürs Navi Professional über Mobilfunk empfangen. BMW bietet diesen praktischen Aktualisierungsservice kostenlos an.

Design nach amerikanischem Geschmack

Das neue BMW 2er Cabrio.

Anders als beim Vierer setzt BMW beim Zweier Cabrio weiterhin auf ein Stoffverdeck.

(Foto: STG)

Die Entwickler streckten das neue Cabrio um sieben Zentimeter auf eine Länge von 4,43 Meter. Die Breite nahm um drei Zentimeter auf 1,77 Meter zu. Das mag sich nach wenig anhören, optisch hat es das Zweier Cabrio aber verändert. Puristen, die beim Vorgänger den Reiz gerade in den knackigen Proportionen der Karosserie sahen, dürften jetzt nicht vor Freude erzittern. Von BMW ist zu hören, der Designsprung sei in erster Linie den amerikanischen Kunden geschuldet.

Wer das Cabrio für weniger als 50 000 Euro konfigurieren will, muss bewussten Verzicht üben

Geschmackssache ist es in jedem Fall. Die Frage ist aber auch, was unter dem Blech steckt. Für die erste Probefahrt im Umland der texanischen Stadt Austin stand lediglich die Benzinversion 228i zur Verfügung. Deren Zwei-Liter-Turbo liefert stramme 245 PS, die mit dem 1,6 Tonnen schweren Wagen naturgemäß wenig Mühe haben. Der Vierzylinder, er gehört noch nicht der modularen Baureihe an, überzeugt mit gutem Ansprechverhalten, leisem Lauf und souveräner Elastizität.

Besonders angenehm fährt sich auch die aufpreispflichtige Achtgangautomatik. Sie wechselt die Gänge ohne Verzug und verrichtet beim gemütlichem Cruisen ihre Arbeit unmerklich im Hintergrund. Über Fahrwerk und Lenkung braucht man bei BMW eigentlich kein Wort mehr zu verlieren. Die Münchner Autobauer verstehen ihr Handwerk prächtig. An die Dynamik des Zweier Cabrios kommt in dieser Klasse niemand heran.

Mitte des Jahres ist die Motorenpalette komplett

Erst Mitte des Jahres wird BMW seine komplette Motorenpalette parat haben. Zum Marktstart hat der Kunde bei den Benzinern die Wahl zwischen 220i (184 PS), der High-End-Version M235i mit 326 PS und dem neuen Einstiegsmotor 218i. Hier handelt es sich um den neu entwickelten 1,5-Liter-Dreizylinder, der 136 PS leistet und 5,5 Liter verbrauchen soll. Dieselfreunden steht der 218d, 220d und 225d zur Verfügung, in allen drei Fällen steckt der neue modulare Zwei-Liter-Vierzylinder (intern B 47 genannt) unter der Haube. Das Leistungsspektrum reicht von 150 bis 224 PS.

Wer daraus schöpft oder sich bei den Benzinern zurückhaltend für die motorische Mitte entscheidet, sollte sich trotzdem mit einem gehobenen Preisniveau vertraut machen. BMW lässt sich den Lifestyle-Luxus recht fürstlich honorieren. Premiumaufschlag eben. Ein Zweier Cabrio für weniger als 50 000 Euro ist nur unter bewusstem Verzicht konfigurierbar. Zu viele verlockende Ausstattungspakete und Extras wie Leder, Navi Professional, 18-Zoll-Felgen, Automatik mit Schaltwippen und schicke Dekore lassen die Kaufsumme - selbst das Windschott muss man gesondert bezahlen - aus dem Kompaktsegment steigen wie ein mit Helium gefüllter Ballon.

Die Gegenleistung? Das Zweier Cabrio ist ein automobiles Allroundtalent, hochwertig, technisch top und mit überdurchschnittlich viel Freizeitwert. Denn spätestens, wenn die Sonne ins Cockpit scheint, der Fahrtwind übers Haupthaar streicht, die Landstraße leer ist und die Kurven sich in wunderbarer Harmonie abwechseln, spätestens dann sind solche monetären Nebensächlichkeiten schlicht und einfach vergessen.

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