BMW Vierer Cabrio:Die Crux mit der Klappe

Das BMW 4er Cabrio

Fahrdynamik wird im BMW Vierer Cabrio groß geschrieben. Das gelingt besonders gut mit dem Reihensechszylinder.

(Foto: SOM)

Der neue BMW Vierer Cabrio ist in vielen Details verbessert. Nie war ein Dreier, Verzeihung, Vierer, mit nobleren Materialien ausgekleidet. Nur am Blechdach hält BMW eisern fest.

Von Michael Specht

Den Wechsel wagte BMW schon mit der vorigen Dreier-Generation. Erstmals bekam das Cabrio 2007 ein versenkbares Hardtop anstelle des klassischen Stoffverdecks. Puristen nörgelten prompt, der Charme sei dahin und so Sachen. Außerdem könne man im geschlossenen Zustand nur schwer erkennen, ob da nun ein Cabrio oder ein Coupé vor einem steht. Doch BMW verwies auf die Vorteile: besserer Schutz gegen Vandalismus, echte Ganzjahresnutzung, mehr Geräuschkomfort. Über den stark eingeschränkten Kofferraum bei geöffnetem Dach schwieg man dagegen lieber.

Beim Hardtop ist es bis heute geblieben, gewöhnen muss man sich allenfalls an die Vier als neue Baureihenbezeichnung. Wie schon vergangenes Jahr beim Vierer Coupé bestückt BMW seine mehr auf Lifestyle und Emotionalität getrimmten Modelle mit geraden Ziffern. Den Verdacht, die bayerische Premiummarke nutze die Höherpositionierung vor allem für eine saftige Preiserhöhung, will man in München freilich nicht gelten lassen. "Der Kunde zahlt gegenüber dem Dreier Cabrio keinen Cent extra für die Vier", sagt Produktmanagerin Paloma Schmidt-Bräkling, ohne dabei die kleine Einschränkung "ausstattungsbereinigt" zu vergessen. Als 420d startet beispielsweise im März das Vierer Cabriolet (intern F33 genannt) mit 46 300 Euro.

Endlich Premium, wo Premium draufsteht

Nicht eben wenig, so oder so. Dafür besitzt das neue Modell deutlich mehr Präsenz als der Vorgänger. Das Vierer Cabrio steht solider auf den Rädern, die Proportionen sind harmonischer. Und dass der Neue eine halbe Klasse größer wirkt, ist keine optische Täuschung. Länge und Breite nahmen zu, ebenso der Radstand und besonders die hintere Spur (plus acht Zentimeter). Und innen soll endlich Premium sein, wo Premium draufsteht. Nie war ein Dreier, Pardon Vierer, von Haus aus mit feineren Materialien ausgekleidet. Auch über vermeintliche Kleinigkeiten hat man sich inzwischen Gedanken gemacht. So wurden die Gurtbänder in die Sitze integriert, und flattern nicht mehr im Fahrtwind, wenn man alleine offen fährt. Aus dem Sitzoberteil strömt wie bei Audi und Mercedes nun warme Luft an den Nacken. Das Windschott lässt sich ruckzuck senkrecht hinter den Rücksitzen einrasten und fliegt nicht mehr im Kofferraum umher. Außerdem erweitert die große Öffnung zum Gepäckabteil (67 x 28 Zentimeter) die Ladekapazität beträchtlich - leider gegen Aufpreis.

Trotzdem bleibt auch das Vierer Cabriolet in Sachen Reisetauglichkeit ein Grenzfall. Das dreiteilig versenkbare Hardtop beansprucht zusammengefaltet fast den gesamten Kofferraum. Allenfalls eine flache Reisetasche ließe sich jetzt noch drunter hindurchschieben. Abhilfe soll eine hydraulische Ladefunktion bieten. Sie hebt das gesamte Dachpaket kurz an, um Sachen ein- oder ausladen zu können. 220 Liter verspricht Projektmanager Martin Schweinhuber an Restladevolumen (bei geschlossenem Dach sind es 370 Liter). "Sie können darunter sogar zwei Wasserkästen verstauen." Golfspieler allerdings - mittlerweile eine wichtige Klientel im Autogeschäft - dürften mit dem Vierer Cabriolet wenig anfangen können. Schlägerbags und Trolleys passen bei geöffnetem Dach nicht hinein. Im deutlich kleineren Einser Cabrio mit Stoffverdeck, dessen Produktion leider eingestellt wurde, ist so etwas kein Problem. Dessen Nachfolgemodell kommt im Frühjahr 2015.

Toller Sound, klasse Leistungsentfaltung, souveränes Fahrgefühl

Das Fahren selbst erreicht im Vierer Cabrio eine neue Dimension. Perfekte Entspannung, hoher Komfort, präzise, sicher und handlich. Man kann geschmeidig cruisen, sich vom Fahrtwind umschmeicheln lassen. Oder aber man lotet das aus, was so gerne mit Fahrdynamik umschrieben wird. Besonders eindrucksvoll klappt dies natürlich mit dem 435i (Basispreis: 54 000 Euro). Dessen 306 PS starker Dreiliter-Motor - noch immer ein seidenweich laufender Reihensechszylinder - lässt in keiner Situation irgendeine Schwäche erkennen: toller Sound, klasse Leistungsentfaltung, souveränes Fahrgefühl. Unterstützt wird das Ganze noch durch eine deutlich steifere Karosserie (plus 40 Prozent gegenüber Vorgänger) sowie eine perfekt arbeitende Achtgangautomatik, die BMW übrigens auch für alle weiteren Motorisierungen optional anbietet.

Zur Markteinführung im März gibt es noch den Zweiliter-Vierzylinder-Turbobenziner als 428i mit 245 PS sowie den Zweiliter-Diesel als 420d mit 184 PS. Letzterer soll im Mittel nur 5,1 Liter verbrauchen. Kurze Zeit später folgt der 425d mit 218 PS und noch in der zweiten Jahreshälfte soll auch der Sechszylinder-Diesel (430d und 435d) beim Händler stehen. Für die Freunde von vier angetriebenen Rädern hat BMW das Vierer Cabriolet sogar mit Allradantrieb im Angebot, allerdings nur als 428i.

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