BMW M3 Cabrio:Das Terminator-Gefühl

Das Ende der Oben-ohne-Saison? Muss nicht sein. Das 3er-Cabrio von BMW fährt mit Blechdach, in der M3-Version und mit Doppelkupplung vor.

Günther Fischer

Saft und Kraft Dieses Auto braucht Deep Purple und seine Riffs. Diese mächtigen pumpenden Dampfhammer-Akkorde. Es dürfen gerne auch Bands wie Slayer, Motörhead oder Metallica sein - falls jemand ein paar Jahre später musikalisch sozialisiert wurde. Denn: Der V8-Motor des M3 Cabrios mit seinen 420 PS tönt hammermäßig - und braucht entsprechende Begleitmusik. Aber nur bei Bedarf. Er kann nämlich auch ganz anders: zahm und auf Wunsch völlig harmlos durch die Straßen cruisen.

BMW M3 Cabrio: Schaut so grimmig, wie die M-Ausgabe eines BMW nun mal gucken muss: das M3 Cabrio

Schaut so grimmig, wie die M-Ausgabe eines BMW nun mal gucken muss: das M3 Cabrio

(Foto: Foto: BMW)

Aber wehe, wenn es losgelassen! Dann stürmt das bayerische Meisterwerk in 5,3 Sekunden von 0 auf Tempo 100, dreht bei Bedarf bis 8400 Touren hoch und lässt metallisch brüllend der Fahrlust seinen Lauf. Woran das Doppelkupplungsgetriebe (BMWs erstes!) mit seinen sieben Gängen dafür sorgt, dass über das gesamte Drehzahlband die optimale Schubkraft zur Verfügung steht - ohne lästige Zugkraftunterbrechung. Mit dem kleinen MDrive-Zauberknopf am Lenkrad können dazu noch alle fahrerspezifischen Einstellungen abgerufen werden (Motorkennlinie, Fahrwerk- und DSC-Einstellung). Das ist zwar Spielkram für große Jungs, funktioniert aber prima.

Bei Tempo 250 wird abgeregelt - und das ist auch gut so. Denn bei höherem Tempo fühlt sich das M3 Cabrio vorne doch etwas leicht an und läuft allzu gerne jeder Straßenrille nach. Auch kostet die forcierte Gangart Sprit: 20 Liter laufen dann schon mal durch, und nur bei klug dosierter Fahrweise ist der Verbrauch auf unter 16 Liter zu drücken.

Von schmeichelhart bis Terminator-brutal (Ist das Kyle Leese da vor mir im Auto?) ist alles drin. Bleibt eigentlich nur die Frage, wer das alles braucht. Ein paar Scheichs auf privaten Rennstrecken vielleicht. Aber was machen wir mit all dieser Kraft auf unseren meist überregulierten Straßen? Wollen und Dürfen bilden da einen unauflösbaren Widerspruch.

Stuss und Genuss Was auch immer für ein Stoffdach sprechen mag: In der der herandräuenden feuchten und meist auch schon kalten Jahreszeit ist das Blechdach, das die 3er-Cabrios der vierten Generation mitbringen, ein echtes Plus. Manchmal ist ein Stück Geborgenheit eben durchaus angenehm.

Schade nur, dass bei all der Show, die der Wagen bietet, ausgerechnet das Dach nur bei stehendem Auto geöffnet und geschlossen werden kann (dauert 22 Sekunden). Das sind andere Hersteller ein wenig weiter.

Das Terminator-Gefühl

Family und Friends Dass ein Cabrio kein richtiges Familienauto sein kann, liegt in der Natur der Sache. Erstaunlicherweise finden sich im Fond dennoch zwei Sitze, die nicht nur Kindern passen - auch Erwachsene können da bequem Platz nehmen und sich auf größeren Distanzen wohl fühlen.

Der Family- und Freunde-Faktor nimmt allerdings rapide ab, wenn irgendwelches Gepäck verstaut werden muss - in dieser Parodie eines Kofferraums hat gerade mal eine etwas größer dimensionierte Aktentasche Platz. Eigentlich wissen wir es vorher, schade ist es trotzdem.

Wunsch und Wirklichkeit Das allermeiste ist gelungen, der Wagen sieht aus jeder Perspektive prima aus: die Kiemen, der Powerdome, die 18-Zoll-Felgen, die wie 20-Zöller wirken, auch die Rückspiegel, die der Wind geformt haben könnte. Nur, und das ist jetzt genaues Gucken und echtes Luxusjammern, der Auspuffsammler hängt etwas unmotiviert zwischen den vier Endrohren hinten runter.

Gut ... ... dass so viel Leistung auf unsere Straßen darf. Und doch auch so lässig gecruist werden kann. Aber ... ... wo finden wir die private Rennstrecke zum Toben, die dieses Auto hin und wieder braucht? Und das Geld für die vielen Tankstopps? Also ... ... die einzige echte Fahrmaschine unter den Cabrios. Wobei der eigene Gasfuß über Wohl und Wehe des Geldbeutels entscheidet.

BMW M3: 309 kW (420 PS); max. Drehmoment: 400 Nm bei 3900 U/min; 0-100 km/h: 5,3 s; Vmax: 250 km/h (abgeregelt); Testverbrauch: 15,9 l; Euro 4, CO2: 309 g/km; Grundpreis: ab 74.450 Euro

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