BMW HP2 Sport:Grüße nach Italien

Mit dem neuen Boxer HP2 Sport geht BMW neue schnelle Wege und damit in die Überholspur.

Ulf Böhringer

Wird einem neuen Motorrad ein ganz besonderer Strauß gebunden, ist das meist rot und kommt aus Bologna; zuletzt galt die Begeisterung der Ducati 1098 R. Um so bemerkenswerter ist es, dass nun ausgerechnet ein BMW-Boxer - zwar längst rundum anerkannt, aber von vielen völlig emotionsfrei registriert - die Szene der ganz Schnellen in helle Aufregung versetzt.

BMW HP2 Sport: Die BMW HP2 Sport, das müssen Interessenten mit Familie wissen, ist so kompromisslos, dass es sie nicht für Geld und gute Wort als Zweisitzer gibt.

Die BMW HP2 Sport, das müssen Interessenten mit Familie wissen, ist so kompromisslos, dass es sie nicht für Geld und gute Wort als Zweisitzer gibt.

(Foto: Foto: BMW)

Eine lange Liste der Extravaganzen

HP2 Sport heißt die Neuvorstellung und man ist sich einig darüber, dass es ein stärkeres und leichteres Boxer-Bike wohl so schnell nicht mehr geben wird. "Wenn wir noch mehr Gewicht hätten einsparen können, dann hätten wir es getan", sagt der für die Boxer-Baureihe verantwortlich Franz Berkmann. Und setzt nach: "Da hätte uns kein Controller stoppen können." Tatsächlich ist der Aufwand an Material und Ingenieurskunst immens; da wurden im Wortsinn weder Kosten noch Mühen gescheut.

Herzkammer der HP2 Sport ist der neue Doppelnockenwellen-Zylinderkopf - verantwortlich dafür, dass der luftgekühlte Boxer aus 1170 Kubik Hubraum stolze 98 kW (133 PS) schöpft.

Bisher weltweit von noch keinem Mitbewerber weltweit angeboten ist auch das aus einen einzigen Kohlefaser-Guß gefertigte und selbsttragende Heckteil; dies hochfeste und leichte Material findet sich auch im Bereich der Frontmaske, die ohne jeden klassisch-versteifenden Rahmen auskommt.

Und die Liste der Extravaganzen setzt sich fort: Zum Beispiel mit dem Schaltautomat, der das Raufschalten ohne Kuppeln und Gaswegnehmen innerhalb von Sekundenbruchteilen absolviert, mit den teuersten Öhlins-Federbeinen, die man den Schweden abluchsen kann. Die excellenten Bremsen, Monobloc-Zangen und 320-Millimeter-Scheiben, kommen von Brembo und die Instrumenteneinheit tut in gleicher Form in MotoGP-Rennern ihren Dienst.

Grüße nach Italien

Schlanke 199 Kilogramm vollgetankt wiegt die sportlichste Boxer-Maschine, die BMW jemals in Serie gebaut hat - weniger geht nicht, so lange die HP2 Sport auch tauglich für eine Straßenzulassung sein soll.

Kein Wunder, dass das Handling - getestet auf der südspanischen Rennstrecke Ascari - tadellos ist. "Eine aktuelle 600er kann es nicht besser", das müssen dann nach 20 Runden auf dem 5,4 Kilometer langen Kurs selbst jene zugeben, die sich im normalen Leben niemals auf einen Boxer setzen würden. Schon bei drei-, viertausend Touren zieht der Motor wie ein Ochse; Schluss mit dem Drehzahl-Feuerwerk ist erst bei 9500 Umdrehungen - für dieses Motorenkonzept ein tatsächlich beeindruckender Wert und BMW macht in punkto Lebensdauer keine Einschränkungen.

Ein ungewohnt edles Bike aus München

Die HP2 Sport, das müssen Interessenten mit Familie wissen, ist so kompromisslos, dass es sie nicht für Geld und gute Wort als Zweisitzer gibt. Und es sind wirklich nur jene Kleinigkeiten, die im echten Rennbetrieb nötig und hilfreich sind, welche die Sport von jenem Fahrzeug unterscheiden, mit dem BMW dieses Jahr mit durchaus nennenswertem Erfolg bei Langstreckenrennen unterwegs war. "Eineinhalb Sekunden" - so beziffert Rennfahrer Rico Penzkofer die Differenz zwischen Werksrenner und Serienbike für den Ascari-Kurs, den er gelassen in 2:23 Minuten absolviert, ein bemerkenswert geringer Unterschied.

Alles bestens und damit natürlich auch relativ teuer. Wie viel Geld auf den Tresen gelegt werden muss, weiß man angeblich zur Stunde noch nicht einmal bei BMW. Sicher aber ist, dass der Preis fünfstellig ist und mit einer Zwei anfängt. Wer sich aber dieses Motorrad aus der Nähe besieht, es dabei fast zwingend bestaunen muss, der wird sich über einen Preis auf dem Niveau der Ducati 1098 S kaum aufregen können - also knapp 22.000 Euro. Der "Haben-wollen"-Effekt wird unter einem solchen Aufruf kaum leiden.

Unterm Strich: Ähnlich Edles gab es bisher wirklich nur bei den Roten aus Bologna.

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