Bildband "Horn Please":Brummis, so bunt wie ihr Land

Sie überrragen das unübersichtliche Treiben auf Indiens Straßen: Die knallbunten Lastwagen sind der ganze Stolz ihrer Fahrer. Dan Eckstein hat sie fotografiert - und erklärt, was hinter der Tradition steckt.

Von Thomas Harloff

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(Foto: Dan Eckstein)

Indien hat eines der unsichersten Straßennetze der Welt. Mehr als ein Fünftel der weltweiten Verkehrstoten kommen auf den dortigen Straßen ums Leben. Wer auf indischen Verkehrswegen seinen Beruf ausübt, nimmt die Gefahr also zwangsläufig in Kauf. Eine Berufsgruppe ist täglich diesem Risiko ausgesetzt: die Lkw-Fahrer. Doch wie in Indien üblich, dekorieren auch sie ihr direktes Umfeld in lebensfrohen, knallbunten Farben. Fotograf Dan Eckstein war von diesem Gegensatz fasziniert - und hat ein Buch über die Fahrer und ihre Lastwagen herausgegeben.

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(Foto: Dan Eckstein)

Bunte Lkws sind natürlich kein auf Indien beschränktes Phänomen. Man denke an kunstvoll mit aufwändigen Airbrushs gestaltete Trucks, die bisweilen in Europa und den USA zu sehen sind. Doch in Indien sind die bunten Lastwagen allgegenwärtig. Auf Ausländer wirken sie ähnlich faszinierend wie andere kulturelle Eigenheiten des Subkontinents. Eckstein fand die Brummis so beeindruckend, dass er ihnen einen ganzen Bildband mit dem Titel Horn Please widmet.

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(Foto: Dan Eckstein)

Als Eckstein die Hochzeit eines Freundes im Bundesstaat Rajasthan besuchte, wurde er auf die bunten Lastwagen aufmerksam. "Ich verliebte mich in die Trucks, die Fahrer und die Kultur, die sich am Straßenrand abspielte", sagt der 1980 in New York geborene Fotograf. "Also beschloss ich, zurückzukommen und sie zu fotografieren". Eckstein, der inzwischen in Los Angeles lebt, unternahm zwei weitere Reisen nach Indien und legte dabei mehr als 10 000 Kilometer im ganzen Land zurück.

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(Foto: Dan Eckstein)

Die meisten Fahrer verzieren ihre Lastwagen vor allem aus ästhetischen Gründen. Ihr Lkw soll sich von anderen abheben. "Alles in Indien ist farbenfroh dekoriert", sagt Eckstein. "Es gibt Gemeinsamkeiten zwischen den Trucks und dem Design anderer Dinge oder Bauten, seien es Tempel oder Geschäfte."

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(Foto: Dan Eckstein)

Vor allem die Innenräume sind farbenfroh mit Girlanden, Stoffblumen und anderem Schmuck gestaltet. Sogar Schreine finden sich in den Fahrerhäusern, die nicht nur eine einzigartige Form der Volkskunst sind, sondern auch individueller Ausdruck der Persönlichkeit des Fahrers.

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(Foto: Dan Eckstein)

Das Design der Lastwagen orientiert sich nicht nur an den Geschmäckern ihrer Fahrer. Es variiert auch von Region zu Region. "Ein Lkw sagt nicht nur viel über den Trucker aus, sondern auch darüber, wo er herkommt", sagt Eckstein. Außerdem sollen die Dekors Glück bringen und böse Mächte von den Lastwagen fernhalten. Sie sind auch Ausdruck der jeweiligen Glaubensrichtung. Je nachdem, ob der Trucker Hindu, Muslim, Sikh oder Christ ist, unterscheiden sich die Malereien an oder in den Lkws.

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(Foto: Dan Eckstein)

Die Verzierungen erfüllen zudem einen weiteren Zweck. Während der langen Touren sind die Fahrer oft wochenlang von ihren Familien getrennt. Das Fahrerhaus ist ihre zweite Heimat, die eine ruhige Oase in der ganzen Hektik des indischen Straßenverkehrs sein soll. Und es erfüllt sie mit stolz, wenn das Design ihres Arbeitsplatzes bei anderen Anklang findet.

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(Foto: Dan Eckstein)

Eckstein zufolge hatten die meist sehr jungen Fahrer keinerlei Scheu vor dem Fotografen, sondern waren ihm gegenüber sehr aufgeschlossen. "Ich habe sie als extrem freundlich erlebt. Ich glaube, ich wurde nicht ein einziges Mal zurückgewiesen. Oft wurde ich sogar zum Tee oder Essen eingeladen, nachdem ich die Fahrer fotografierte."

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(Foto: Dan Eckstein)

Der Buchtitel Horn Please (übersetzt: "Bitte hupen!") geht auf einen Schriftzug zurück, der in Indien an fast jedem Lkw-Heck prangt. "Es ist ein Überbleibsel aus der Zeit, als die Trucks noch keine Seitenspiegel hatten und andere Fahrzeuge hupen mussten, um den Fahrern zu signalisieren, dass sie überholen möchten", erklärt Eckstein. Auch im heutigen Straßenverkehr in Indien ist die Hupe ein unverzichtbares Ausstattungsdetail. Man macht damit auf sich aufmerksam, sonst kommt man nicht voran.

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(Foto: Dan Eckstein)

Horn Please - The Decorated Trucks of India, erschienen im Verlag PowerHouse, ist nur in englischer Sprache erhältlich. Deutsche Buchhändler bieten den Bildband zu Preisen ab etwa 27 Euro an.

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