Bilanz des Blitzer-Marathons 2014:"Wir wollen die Köpfe erreichen, nicht ihr Portemonnaie"

Radarkontrolle beim Blitzer-Marathon

Beim zweiten bundesweiten Blitzer-Marathon waren etwa 13 000 Polizisten an 7500 Messstellen im Einsatz.

(Foto: dpa)

93 000 Tempoverstöße bei drei Millionen Kontrollen: Beim zweiten bundesweiten Blitzer-Marathon hat die Polizei mehr Strafzettel verteilt als bei der Premiere. In Köln wurde besonders kräftig Gas gegeben.

  • Bei ähnlich vielen Kontrollen hat die Polizei diesmal mehr Raser erwischt als beim ersten bundesweiten Blitzer-Marathon 2013.
  • Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD): "Wir wollen die Köpfe der Menschen erreichen und nicht ihr Portemonnaie."
  • Insgesamt waren die Auto- und Motorradfahrer jedoch langsamer unterwegs als beim ersten Blitzer-Marathon. Nur in Köln wurde schneller gefahren als 2013.
  • Rekordverdächtig schnell war ein Autofahrer in Reutlingen unterwegs.

NRWs Innenminister Jäger zieht positive Bilanz

Beim zweiten deutschlandweiten Blitzer-Marathon hat die Polizei binnen 24 Stunden etwa 93 000 Raser bei Tempoverstößen erwischt - 10 000 mehr als im vergangenen Jahr. Von den insgesamt mehr als drei Millionen kontrollierten Autofahrern waren damit etwa drei Prozent zu schnell unterwegs, wie das nordrhein-westfälische Innenministerium am Freitag mitteilte.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD), in dessen Bundesland das Konzept des Blitz-Marathons entwickelt wurde, zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis der 24-Stunden-Kontrolle. "Wir wollen die Köpfe der Menschen erreichen und nicht ihr Portemonnaie", erklärte Jäger. "Nach wie vor ist Geschwindigkeit der Killer Nummer eins auf unseren Straßen. Jeder dritte Verkehrstote ist Opfer von zu hoher Geschwindigkeit. Deshalb halten wir an unserer Strategie aus täglichen Geschwindigkeitskontrollen und mehr Transparenz fest."

Die detaillierten Zahlen der einzelnen Bundesländer

Die Bilanz des Blitzer-Marathons fiel in den einzelnen Regionen unterschiedlich aus. In Niedersachsen wurden während der Aktion, die seit Donnerstagmorgen um sechs Uhr für 24 Stunden lief, bei nur 4313 von 123 000 kontrollierten Auto- und Motorradfahrern Tempoverstöße festgestellt. Das entspricht einer Quote von 3,5 Prozent. An Tagen, an denen die Kontrollen nicht angekündigt werden, tappt der Polizei dagegen jeder neunte Fahrer (11,1 Prozent) in die Radarfalle.

In anderen Bundesländern fällt die Bilanz ähnlich aus. In Brandenburg hat die Polizei mehr als 200 000 Fahrer kontrolliert, von denen 5531 zu schnell unterwegs waren. Damit hat das Bundesland seine Quote von 2,4 Prozent im Vorjahr auf 2,7 Prozent gesteigert. In Schleswig-Holstein waren 4650 von fast 100 000 Kontrollierten zu schnell unterwegs - macht 4,7 Prozent und damit etwas weniger als im Vorjahr (fünf Prozent). Wie 2013 hielten sich die Hamburger besonders vorbildlich ans Tempolimit. Von den 260 000 kontrollierten Autofahrern wurden nur 2350 geblitzt, was eine Quote von weniger als einem Prozent ergibt.

Obwohl es mehr Tempoverstöße als im vergangenen Jahr gab, waren die Auto- und Motorradfahrer in den meisten Regionen im Schnitt langsamer unterwegs als beim ersten bundesweiten Blitzer-Marathon im Oktober 2013. Es habe deutlich weniger gravierende Geschwindigkeitsübertretungen als damals gegeben, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums. Anders sah es lediglich im Raum Köln aus. Hier wurden 70 000 Fahrzeuge kontrolliert, und die Polizei stellte dabei höhere Geschwindigkeiten als vor einem Jahr fest.

Doppelt so schnell wie erlaubt

Trotz weitreichender Ankündigungen wurden auch diesmal wieder zahlreiche Autofahrer zu Fußgängern. Obwohl die Messstellen im Vorfeld bekannt waren, seien laut Polizei reihenweise Raser mit dem doppelten des erlaubten Tempos oder noch schneller in die Radar- und Laserfallen gerauscht, berichteten die Polizeipräsidien am Freitag. Gegen sie würden Fahrverbote fällig. Die meisten erwischten Schnellfahrer kommen aber mit einem Bußgeld davon.

Unrühmlicher Spitzenreiter war ein Fahrer in Reutlingen (Baden-Württemberg), der am Donnerstag mit Tempo 238 statt der erlaubten 100 km/h unterwegs war. In Brandenburg wurde auf der A2 zwischen Netzen und Lehnin ein Autofahrer mit 219 statt der erlaubten 120 Stundenkilometer gemessen. In der Nacht zum Freitag wurde auf der A4 bei Köln ein Fahrer mit Tempo 185 statt 80 gemessen - nach Abzug der Messtoleranz.

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