Benzin ja, Elektro nein:Nachholbedarf bei alternativen Antrieben

Laut einer Studie sind vor allem die deutschen Autobauer besonders effektiv, den CO2-Ausstoß und den Spritverbrauch ihrer Fahrzeuge zu senken. Allerdings setzen die Hersteller auf herkömmliche Verbrennungmotoren. Alternative Antriebstechnologien spielen kaum eine Rolle.

Joachim Becker

Der Countdown läuft: Von 2015 an gilt das Limit der Europäischen Union für Klimagase aus dem Auspuff. Im Schnitt dürfen Neuwagen dann nur noch 130 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstoßen. 2012 hat die offizielle Übergangsphase begonnen: Erstmals müssen Automobilhersteller, die ihre CO2-Ziele verfehlen, mit Strafzahlungen rechnen. Derzeit besteht allerdings kaum Gefahr von Sanktionen. Nachdem die Flottenverbräuche über Jahre hinweg angestiegen waren, geht der Trend nun zu einem niedrigeren Kraftstoffkonsum und zu geringeren Emissionen.

Entwicklungen von Motoren, Getrieben und weitere Neuerungen vor allem bei den Antrieben haben im vergangenen Jahr durchschnittliche Effizienzgewinne von 17,3 Prozent erbracht. Das zeigt eine aktuelle Studie des Center of Automotive Management (CAM). Grundlage des Vergleichs waren 379 Antriebsinnovationen von 20 globalen Automobilkonzernen mit 55 Marken. Damit steigerten die Hersteller ihre Anstrengungen im Vergleich zu den Vorjahren (2010: 15,6 Prozent; 2009: 12,4 Prozent). 2012 soll der Verbrauch nach bisherigen Auswertungen ähnlich stark zurückgehen.

Deutliche Fortschritte waren nötig, weil die Käufer sich für immer größere und schwerere Fahrzeuge entscheiden. In Deutschland erreichen SUV mittlerweile einen Marktanteil von 18 Prozent an den Neuzulassungen. Der Boom bei den Autos mit viel Bodenfreiheit macht es nicht leichter, die CO2-Zielvorgaben zu erreichen. Bereits in diesem Jahr sollen 65 Prozent der Neufahrzeuge die EU-Flottenvorgaben erfüllen. Die jeweiligen Ziele hängen vom durchschnittlichen Fahrzeuggewicht ab. Marken wie BMW und Daimler müssen bis 2015 nur 138 Gramm pro Kilometer CO2 schaffen, weil sie einen hohen Anteil an großen und schweren Fahrzeugen produzieren.

Schlechte CO2-Bilanz von Porsche treibt VWs Durchschnittswert nach oben

Sowohl Audi als auch BMW inklusive Mini liegen derzeit bei einem CO2-Ausstoß von rund 145 g/km in Europa, während die Mercedes-Flotte zusammen mit Smart 150 g/km Kohlendioxid ausstößt. Der Audi-Wert geht allerdings im Volkswagen-Konzern auf, der mit 137 g/km nur noch fünf g/km von seinem CO2-Sollwert für 2015 entfernt ist. Die VW-Integration von Porsche wird diese Werte noch einmal anheben. Im Alleingang hätte die Margen-starke Sportwagenmarke Strafzahlungen kaum vermeiden können.

Schwieriger wird es, die EU-Ziele bis 2020 zu erreichen. Dann dürfen die durchschnittlichen Flottenemissionen nur noch 95 Gramm pro Kilometer betragen. Das entspricht einem Benzinverbrauch von nicht einmal vier Liter je 100 Kilometer. Kein Wunder, dass sich die deutschen Hersteller beim Spritsparen besonders anstrengen: Die ersten drei Plätze im CAM-Innovationsindex für Antriebe gehen an Volkswagen, BMW und Daimler. Stark sind diese vor allem bei konventionellen Antrieben, so Studienleiter Stefan Bratzel: "Die deutschen Automobilhersteller gehören im Antriebsbereich zwar zu den Top-Innovatoren. Bei den alternativen Antrieben gibt es jedoch noch deutlichen Nachholbedarf. Insbesondere die Plug-in-Hybridtechnologie wird in Zukunft wichtiger."

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