Autotest:Von der Sportlichkeit bleibt beim Ford S-Max wenig übrig

Das macht aber nichts, denn dafür nimmt der Komfort ungeahnte Ausmaße an. Der Van zeigt, wie gut ein konsequent praktisches Familienauto sein kann.

Test von Thomas Harloff

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Ford S-Max

Quelle: James Lipman

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Ob Focus, Mondeo, Mustang oder das neue SUV namens Edge: Ford renoviert gerade im Eiltempo seine Modellpalette. Und das erfolgreich: 2015 verkaufte die Marke in Deutschland 7,4 Prozent mehr Autos als im Jahr davor. Die Vans haben am Erfolg der Marke einen großen Anteil. Kaum ein Hersteller ist in diesem Segment so breit aufgestellt wie Ford, vom Micro- (B-Max) bis zum Maxi-Van (Galaxy) machen die Kölner interessante Angebote.

Die meisten dieser Baureihen hat Ford seit letztem Jahr ebenso erneuert. Darunter auch den S-Max, der seit 2006 als dynamische Alternative erfolgreich im Siebensitzer-Segment um Käufer buhlt. Nun steht die zweite Generation bei den Händlern - und die Unterschiede zum Vorgänger sind überraschend groß.

Ford S-Max

Quelle: Ford-Werke GmbH

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Der erste Eindruck: Der neue S-Max fährt sich kaum anders als der kürzlich getestete, größere und ebenfalls neue Galaxy. Einen Tick agiler vielleicht, aber genauso komfortabel und souverän. Der Federungskomfort ist vorzüglich, der Motor leise - in diesem Auto stecken ausgeprägte Langstreckenqualitäten. Das mit dem Sportsgeist allerdings, das war einmal. Die neue S-Max-Generation fährt so behände um Kurven, wie das in der 4,80-Meter- und 1700-Kilogramm-Van-Klasse üblich ist. Das glühende dynamische Vorbild seines Segments, das der Vorgänger noch war, ist er jetzt nicht mehr. Trotz seiner variablen Lenkung, die sich automatisch dem aktuellen Tempo anpasst.

Das Cockpit des Ford S-Max

Quelle: Ford-Werke GmbH

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Das verwundert etwas, schließlich übernimmt er die technische Basis vom aktuellen Mondeo, der flotte Kurvenfahrten durchaus zu seinen Kernkompetenzen zählt. Aber der neue Charakter passt gut zum entspannten Wesen des S-Max, der vor allem praktisch sein soll und will - er ist ja schließlich ein Van. Er übernimmt nun auch Fords neues Bedienkonzept, das den Knöpfchen-Overkill des Vorgängers gegen ein sehr ordentliches Touchscreen-System eingetauscht hat. Das ist logisch aufgebaut, vom viergeteilten Hauptmenü geht es ohne Umwege mit wenigen Fingertipps zur gewünschten Funktion. Viele Anweisungen lassen sich aber auch per gut funktionierender Spracheingabe geben.

Die Instrumente des Ford S-Max

Quelle: James Lipman; Ford-Werke GmbH

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Oder über das Lenkrad. Hier befinden sich die Tasten, die eine parallele Menüebene steuern - angezeigt im Umfeld der Instrumente. Hier lassen sich die Informationen des Bordcomputers abfragen und die Assistenzsysteme an- und abschalten oder feinjustieren. Das erfordert eine gewisse Eingewöhnung, einfach deshalb, weil die elektronischen Fahrassistenten beim S-Max eine sehr stattliche Zahl erreicht haben. Insgesamt 16 sollen es sein, sagt Ford, und wer sich per Tastendruck durch die Liste arbeitet, glaubt das gerne.

Die Assistenzsysteme des Ford S-Max: der Intelligent Speed Limiter.

Quelle: Ford-Werke GmbH

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Nicht alle davon erscheinen sinnvoll. Wenn das Lenkrad zum wiederholten Mal hysterisch vibriert, weil der Ford meint, er käme der Fahrbahnbegrenzung zu nah, will man so manches System nur noch ausschalten. Leider ist das nicht in jedem Fall möglich. Aber S-Max-Kunden müssen nicht alles nehmen, sondern können sich ihre bevorzugten Technologien einzeln oder durch die Kombination diverser Technikpakete selbst zusammenstellen. Vorausgesetzt, man nimmt sich ein paar Stunden Zeit, um die Preisliste zu studieren oder sich vom Verkäufer aufklären zu lassen.

Der Kofferraum des Ford S-Max.

Quelle: Ford-Werke GmbH

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Das ist aber auch das einzige Element, das bei der Fahrt im S-Max stressen kann. Ansonsten ist der Ford-Van so eingerichtet, dass sich alle Insassen weitgehend entspannen können. Die Materialien sind hochwertig, das Raumgefühl luftig, die Sitze bequem. Auch die Übersichtlichkeit ist besser als bei vielen anderen Vans - auch dank der Dreiecksfenster an der A-Säule, die einen sonst ziemlich großen toten Winkel eliminieren. Variabel ist der S-Max sowieso, und da sich die Sitze per Tastendruck umlegen und wieder aufstellen lassen, verwandelt er sich auf sehr einfache Weise vom Personen- zum Gütertransporter. Bis zu 2200 Liter passen in den Kofferraum, wenn nicht mehr als zwei Personen mitfahren. Bei siebenfacher Bestuhlung kann naturgemäß kaum noch Gepäck mitfahren.

Ford S-Max

Quelle: Ford-Werke GmbH

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Die Machart des Motors ist bei einem Van eher von untergeordneter Bedeutung. Beim Testwagen war es der Basis-Benziner. Dieser Begriff wirkt angesichts von immerhin 160 PS und maximal 240 Newtonmetern ein wenig absurd. Andererseits: Das Triebwerk schöpft seine Kraft aus nur 1,5 Litern Hubraum, ein Turbolader ist vorrangig für die beachtliche Leistungs- und Drehmomentausbeute zuständig.

Ford S-Max

Quelle: Ford-Werke GmbH

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Das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Motorkomponenten funktioniert gut. In der Stadt, über Land und auch auf der Autobahn stellt der Vierzylinder genügend Leistungsreserven zur Verfügung. Zwar ist eine Anfahrschwäche unverkennbar, und wer die Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h ausreizen möchte, braucht viel Geduld, bis er sie auch wirklich erreicht. Ab etwa Tempo 160 beschleunigt der S-Max 1.5 nämlich nur noch sehr zäh. Wenig überraschend ist, dass der versprochene Verbrauch von 6,5 Litern im Alltag nicht zu halten ist. Im Test waren es 8,7 Liter im Schnitt. Weniger wäre wünschenswert, aber man kann dem Ford auch kein Totalversagen in Sachen Spritkonsum vorwerfen.

Ford S-Max

Quelle: James Lipman

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Seine Trinksitten sind dann auch nur eine von wenigen kleinen Schwächen, mit denen man als Fahrer eines S-Max leben muss. Im Gegenteil: Der Ford feiert die Harmonie, lässt ein klares Konzept erkennen, weiß ganz genau, wie Familienautos gestrickt sein sollen. Dass ihm die frühere Sportlichkeit abhanden gekommen ist, lässt sich leicht verschmerzen.

Technische Daten Ford S-Max 1.5:

R4-Benzinmotor mit 1,5 Litern Hubraum und Turboaufladung; Leistung 118 kW (160 PS); max. Drehmoment: 240 Nm bei 1600 - 4000/min; Leergewicht: 1740 kg; Kofferraum: 282 - 2200 l; 0 - 100 km/h: 9,9 s; Vmax: 200 km/h; Testverbrauch: 8,7 l / 100 km (lt. Werk: 6,5; CO2-Ausstoß: 149 g/km); Euro 6; Grundpreis: 30 400 Euro

Das Testfahrzeug wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

© SZ.de/ihe
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