Autopilot von Tesla:Bei Tesla ist das Risiko serienmäßig

Tesla Introduces Self-Driving Features With Software Upgrade

Teslas Autopilot zeigt im Test erhebliche Schwächen.

(Foto: David Paul Morris/Bloomberg)

Wer nicht aufpasst, brettert in die nächste Baustelle: Teslas neuer Autopilot zeigt gravierende Mängel. Er hat seinen Namen nicht verdient.

Test von Joachim Becker

Als das Auto zum ersten Mal erfunden wurde, hatte es 2,5 PS und brüllte furchterregend. Die Knatterkiste von Carl Benz versetzte Reit- und Kutschgäule in Panik. 130 Jahre später wird das Auto zum zweiten Mal erfunden: Der US-Unternehmer Elon Musk schickt selbstfahrende Automobile auf die Straße, die ihrer Zeit voraus sein sollen. Angst und Schrecken verbreiten dabei nicht die 469 PS des Tesla X P90D, sondern die Machtfülle der Steuerungssoftware. Der Autopilot soll für mehrere schwere Unfälle in den USA und anderen Ländern verantwortlich sein.

Nach dem ersten tödlichen Unfall hatte Tesla sein Assistenzsystem überarbeitet. Doch auch in der neuen Software-Version 8.0 kann es fast jederzeit aktiviert werden. Tesla betont zwar, dass der Fahrer die Verantwortung trage. Zudem wird er vom Wagen aufgefordert, die Hände am Lenkrad zu lassen. Trotzdem oder gerade deshalb bietet der Autopilot seine Dienste per Lenkrad-Symbol an, obwohl er nur einen Bruchteil des Geschehens um ihn herum mitbekommt. Abseits gut ausgebauter Hauptstraßen, das zeigt eine mehr als 500 Kilometer lange Testfahrt, erkennt der Roboter die Fahrspuren nur lückenhaft und die Fußgänger oft zu spät.

Viele Kunden lieben das freihändige Fahren, das dokumentieren zahlreiche Youtube-Videos. Auch der Autopilot 8.0 kann das Fahrzeug minutenlang dahinjagen, ohne nach menschlicher Kontrolle zu fragen. Hauptsache, die Kamera in der Frontscheibe erkennt mindestens eine weiße Fahrbahnmarkierung. Dann kann sich der Fahrer seinem Handy widmen und muss nur ab und zu am Lenkrad rütteln, ohne den Blick zu heben.

Die Macher um Elon Musk wissen, dass ihr Autopilot unausgereift ist und seinen Namen nicht verdient. Er kann den Straßenverlauf des Navigationssystems nicht mit den Daten seiner Sensoren abgleichen. Die Maschine begreift ihre Umwelt also nicht, sondern verlässt sich auf einen Bruchteil der Informationen, die ein Autofahrer zur Wagenführung bräuchte. Die Frontkamera registriert zwar Tempolimits, Verschwenkungen der Fahrbahn übersieht sie aber. Zielstrebig folgt die Maschine nicht den neuen, gelben Markierungen, sondern kann geradewegs in die nächste Baustelle brettern.

Doch das ist nur eine von vielen Mängeln. Der Autopilot quittiert öfter den Dienst, weil er plötzlich überfordert ist. Auf kurvigen Landstraßen bekommt der Fahrer dann bei Tempo 70 ein kleines gelbes Warndreieck zu sehen: Game over. Wer zu spät reagiert, hängt in der Leitplanke. Wenn die Mittellinie auf schmaleren Landstraßen fehlt, fährt der Autopilot schnell und ahnungslos mitten auf der Straße - ungerührt vom 40-Tonner, der ihm gut sichtbar entgegenkommt.

Momentan prüft das Bundesverkehrsministerium, ob der Autopilot legal ist. Im Wettlauf um die Technologieführung nehmen die Kalifornier die genannten Risiken wohl bewusst in Kauf. Die Bundesanstalt für Straßenwesen geht hingegen von einer "erheblichen Verkehrsgefährdung" durch den Autopiloten aus. Die Technikbehörde hält die Aktivierbarkeit des Systems in der Stadt grundsätzlich für fragwürdig. Alarmierend sei vor allem, dass der Fahrassistent nicht verlässlich anzeigt, wenn seine Systemgrenzen überschritten sind.

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