Automesse in Shanghai:Chinesen lieben Langversionen

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Gibt's nur in China: eine Langversion des Dreiers von BMW.

(Foto: SV2)

Chinesen lieben Limousinen im XL-Format. Wer in Städten wie Peking oder Shanghai etwas auf sich hält, fährt sein Auto nicht selbst, sondern lässt sich fahren. Warum ist das so?

Von Thomas Fromm

Es gibt Limousinen, die sind schon per se ziemlich lang. Der Audi A8 zum Beispiel, die Mercedes S-Klasse, der 7er BMW. Für viele Menschen schon fast zu lang. Nicht aber für Chinesen. Wer in China Geld für teure deutsche Premiumautos ausgibt, bestellt sie in der Regel: extra lang. Lang lang sozusagen. Die Autokonzerne verlängern den Radstand und so den Wagen, und was am Ende dabei herauskommt, ist am besten umschrieben mit dem Wort: Chauffeurslimousine. Vorne der Fahrer, hinten der Gefahrene, dem das lange Auto gehört. Denn wer in Städten wie Peking oder Shanghai etwas auf sich hält, fährt sein Auto nicht selbst, sondern lässt sich fahren. Von morgens bis abends.

Entsprechend weniger Platz ist vorne am Steuer, und entsprechend viel Platz ist hinten. Mehr Platz für Beine, Getränke, Bildschirme, Unterhaltungsprogramme, Arbeit. Ein deutscher Automanager formulierte es einmal so: "Wenn sie die Autos lang haben wollen, dann kriegen sie sie auch lang." Gebt den Menschen, was sie wollen. So einfach ist das. Die Geschäftsviertel der chinesischen Metropolen sind daher: voll mit deutschen Limousinen in schwarz und silber, die von Männern gefahren werden, hinter denen andere Männer mit ausgestreckten Beinen in schwarzen Anzügen sitzen.

Warum aber ist das so? Warum bloß wollen so wenige reiche Chinesen ihre Autos selber fahren? Gefallen sie ihnen nicht? Was ist mit der Freude am Fahren? Dem sportlichen Erleben, mit dem die Hersteller woanders werben? Die Antwort ist einfach: Es ist weder sportlich noch macht es Spaß, mit dem Auto durch chinesische Großstädte zu fahren. Stau, chaotisches Gedrängel, ein stundenlanges Stop-and-go - eine nervenaufreibende Sache, die Zeit kostet. Daher sitzen Manager, Bürokraten und Politiker lieber auf dem Rücksitz als vorn. Und schauen zu, wie andere für sie fahren.

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