Automarkt:Schlechte Sicht

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Den deutschen Herstellern geht es immer noch gut. Doch die Prognosen für 2012 fallen ihnen schwer.

Thomas Fromm

Bei Automessen geht es um Autos, aber nicht nur. In der Regel geht es auch darum, zu sehen, wie es denen geht, die die Autos bauen. Messen sind Stimmungsbarometer. Zum Beispiel im September bei der IAA in Frankfurt. Da liefen viele Automanager zwischen den Hallen herum und freuten sich über ein Jahr mit neuen Absatzrekorden.

Volkswagen-Vorstandschef Martin Winterkorn (links) stellt bei der Automesse in Tokyo den Passat Alltrack vor. (Foto: AFP)

Zur gleichen Zeit liefen in den Fernsehnachrichten aber auch die Meldungen über Griechenland, Schulden und die Eurokrise heiß. Krise? "Man sollte die Krise nicht herbeireden", sagte BMW-Finanzchef Friedrich Eichiner. Keine Self-fulfilling-prophecy, bitte. Schließlich ging es den Autobauern ja auch gut wie nie, und überhaupt: Ihre Krise war es ja eh nicht. Es war die Krise der anderen. Wie schon beim letzten Mal.

Seitdem sind zwei Monate vergangen. Wieder ist Automesse, diesmal in Tokyo. Aber etwas ist anders als im September. Die Krise ist in der Zwischenzeit näher gekommen. Auch wenn man sie noch nicht so richtig spürt. Das macht es gerade so schwierig. 2012 werde "wesentlich härter, vor allem in Europa und da speziell in den hoch verschuldeten Ländern wie Italien oder Spanien", erklärte Volkswagen-Vorstandschef Martin Winterkorn vor einigen Tagen. Für Europa rechne er inzwischen sogar mit einem Marktrückgang.

Und Ferdinand Dudenhöffer vom Duisburger Center Automotive Research zufolge sind die guten Zeiten erst einmal vorbei. Die "besten Gewinne in der Automobilindustrie" würden "im Jahr 2011 geschrieben". Sein Fazit: "Die Party ist vorbei." Für den westeuropäischen Automarkt sieht er sogar eine "mehrjährige Rezession" voraus. Mit unbekannten Folgen. Klar ist den Herstellern dabei auch: Helfen wird ihnen diesmal wohl niemand. "Eine Abwrackprämie wie in der letzten großen Krise wird es nicht mehr geben", sagt der Manager eines deutschen Autokonzerns.

Noch aber ist die Stimmung gut, noch schütten Unternehmen wie Volkswagen Erfolgsboni an ihre Mitarbeiter aus. BMW hat gerade das beste dritte Quartal seiner Geschichte hinter sich gebracht, und auch bei Daimler und VW laufen die Bänder heiß.

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Von den deutschen Autobauern hat allein Opel bisher die Krise gespürt - ausgerechnet die General-Motors-Tochter fühlt die Flaute in Europa als erstes. Als mehr oder weniger rein europäischer Anbieter können die Rüsselsheimer nicht von anderen Boom-Märkten profitieren. Dabei geht es ihnen so wie der Konkurrenz aus Frankreich.

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Weil sie globaler agieren, fühlen sich die deutschen Hersteller teurer Premiumautos gestärkt. Sie haben in der vorigen Krise ihre Kosten gesenkt, sehen sich für eine neue Krise gut gerüstet. Und noch hoffen die Unternehmen, dass sie das Geld, das sie wegen der Schuldenkrise in Europa nicht bekommen könnten, woanders verdienen werden. In China, Indien, Brasilien, den USA. China zum Beispiel: VW wird hier im laufenden Jahr wohl mehr als zwei Millionen Autos verkaufen. Für Hersteller wie Audi und BMW ist das Land längst mehr als ein Absatzpuffer. Es ist so etwas wie der zweite Heimatmarkt, neben Deutschland.

Und doch mehren sich auch hier die Anzeichen dafür, dass das China-Geschäft schwieriger werden könnte. Da ist die Gefahr einer Überhitzung. Und da alle internationalen Hersteller massiv auf China setzen, den Markt mit immer neuen Modellen bedienen und dafür neue Werke bauen, könnte es bald schon zu viele Autos auf den Höfen der Händler geben. China, das gelobte Autoreich, könnte unter den Überkapazitäten ächzen, die vor allem die Ausländer ins Land bringen.

Auch deshalb versuchen die Deutschen in diesen Tagen, die Automesse in Tokyo zu ihrer eigenen Messe zu machen. Die japanische Konkurrenz geschwächt, der Yen stark - für die Deutschen sind dies Chancen. Drei von vier Importautos, die heute in Japan verkauft werden, seien deutsche Marken, sagt der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann.

Also - doch alles gut? Wahrscheinlich wird man noch warten müssen, bis man es genauer weiß. Bis Januar. Dann ist die nächste Automesse. In Detroit.

© SZ vom 01.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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