Autoklassiker (26): Toyota Land Cruiser:Der Unzerstörbare

Vor 50 Jahren brachte der Land Cruiser FJ40 Toyotas Durchbruch im Offroad-Segment. Bis 1986 gebaut ist er bis heute einer der faszinierendsten Nippon-Kraxler.

Sebastian Viehmann

Es braucht Jahre, um ein Image aufzubauen. Niemand weiß das besser als der Autobauer Toyota, dem der Nimbus der Zuverlässig und Perfektion gerade um die Ohren fliegt. Einem relativ jungen Modell wie dem Prius setzen solche Imageschäden mächtig zu. Der Land Cruiser dagegen, der im Übrigen nicht von Toyotas Rückrufen betroffen ist, könnte dem schon gelassener begegnen: Er hat sich seinen Ruf der Unzerstörbarkeit bereits vor langer Zeit erworben und sich zusammen mit Jeep und Land Rover einen ewigen Ehrenplatz im Offroad-Olymp gesichert.

Wenn irgendwo auf der Welt Soldaten, Entwicklungshelfer oder Abenteurer auf Achse sind und ein Auto brauchen, das eine echte Pferdenatur hat, jedes Gelände bewältigt und von jedem Dorfschmied repariert werden kann - dann steht der Land Cruiser neben Mitsubishi Pajero oder Nissan Patrol ganz oben auf der Einkaufsliste.

Die Geburtsstunde des Land Cruiser schlug vor 60 Jahren. In nur fünf Monaten Entwicklungszeit wurde das allradgetriebene Fahrzeug auf die Räder gestellt. Schon ein Jahr später brachten die Japaner die Serienversion heraus.

Seine Feuertaufe bestand der Wagen in den tiefen Asche-Pisten und Geröllfeldern des Fujiyama. Das Modell BJ hatte einen Sechszylinder-Diesel mit 3,4 Litern Hubraum und 85 PS unter der Haube, zum Einsatz kam er bei japanischen Forst- und Polizeibehörden. 298 Exemplare wurden gebaut, nur vier davon exportiert.

Der lange Anlauf zum Erfolg

Das spartanische Urviech bot so gut wie keinen Komfort, abgesehen davon, dass man bei Regen wegen des Stoffdachs nicht nass wurde. Den Namen Land Cruiser bekam das Auto übrigens erst mit dem 54er-Modell, das gleichzeitig das internationale Debüt des Wagens einläutete.

Den großen Durchbruch schaffte aber erst das Modell J4 von 1960. Der Benziner FJ40 (bis heute steht beim Land Cruiser der Buchstabe B für Dieselversionen und F für Benziner) leistete 135 PS und war mit Radständen von 2,28 bis 2,65 Metern erhältlich. Im Gegensatz zum Vorgänger J2 hatte er geschlossene Türen und die typische Land Cruiser-Front mit den eng beieinander liegenden Scheinwerfern sowie den Blinkern am Kotflügel, die das Gesicht des Offroaders jahrzehntelang prägen sollte. Nach Deutschland kam der J4 übrigens erst im Jahr 1977.

Der Land Cruiser wurde sehr schnell nicht nur ein unverzichtbares Requisit diverser Godzilla-Filme, sondern auch ein international erfolgreiches Auto. 1961 bis 1965 war er in den USA das meistverkaufte Toyota-Modell. 1968 wurde der 100.000. Land Cruiser verkauft, vier Jahre später rollte schon Nummer 200.000 vom Band. Auf die Ölkrise von 1973 reagierten die Japaner mit einem kleineren und effizienteren Dieselmotor samt elektronischer Einspritzpumpe. Immer neue Motoren wurden entwickelt, und es gab den Land Cruiser ähnlich wie den Land Rover in mehreren Varianten - Station Wagon, Hardtop, Pick-up. Der J4 blieb ein Vierteljahrhundert auf dem Markt, bis er von neuen Varianten abgelöst wurde.

Die strapazierfähigen Sitzpolster sind recht kommod, bequemer jedenfalls als die simplen Bänke, auf denen sich die Fond-Passagiere gegenüber sitzen. Ein spindeldürres Lenkrad im Pizzablech-Format - aber immerhin mit drei Hupknöpfen ausgerüstet - gibt den Blick frei auf das karge Armaturenbrett. Allerdings: Wenn man den förstergrünen FJ40 durch seine Blechtür entert, muss man schon einen großen Schritt machen - Trittbretter gibt es zugunsten besserer Bodenfreiheit nämlich keine.

Reichlich Drehmoment, schwache Bremsen

Damit sie nicht verloren geht, haben die Ingenieure die Gebrauchsanweisung für den Allradantrieb damals in Blechform auf den Handschuhfachdeckel genietet. Zur Auswahl stehen H2 (Hinterradantrieb), H4 (Allradantrieb) und L4 (Allrad mit Geländeuntersetzung). Der 135 PS starke Benziner brummelt kräftig vor sich hin, und für seine 1,7 Tonnen Leergewicht fährt sich der Toyota überraschend leicht. Mit einem leichten Hoppeln pflügt der japanische Senior über den Waldweg, und man hat dabei das Revier dank der kantigen Karosse perfekt im Blick.

Der Motor hat schon bei wenig Touren reichlich Drehmoment zu bieten, und auf dem Asphalt erreicht der Wagen im vierten Gang rund 150 km/h. Dann sollte allerdings kein Reh über die Straße springen, denn mit seinen Trommelbremsen ist der FJ40 nicht gerade zum Verzögern geboren.

Fürs Gelände dagegen schon: Ein robuster Kastenrahmen mit gewaltigen Längsträgern, solide Starrachsen, eine enorme Bodenfreiheit und der Allradantrieb mit Untersetzung nehmen jedem Hindernis den Schrecken. Im Lauf der Zeit ging der Land Cruiser den Weg vieler Geländewagen - er wurde größer, luxuriöser und gesichtsloser.

Während japanischer Autobauer mit Retro-Modellen und Traditionspflege eher wenig am Hut am Hut haben, machten sie bei ihrem Dauerbrenner Land Cruiser eine Ausnahme: Der Spaß-Kraxler FJ Cruiser, der in Europa nicht verkauft wird, nimmt mit seiner Front deutliche Anleihen am Original.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: