Autoklassiker (38): Lamborghini Miura:Den Stier beim Lenkrad packen

Schon seit dem Ende der 60er Jahre sorgt der begehrenswerteste Sportwagen der Welt für Aufsehen: der Lamborghini Miura.

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Autoklassiker Lamborghini Miura, Nanette Schärf

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Am einfachsten war es damals wie heute, den Miura in seinem natürlich Revier, den Wohngegenden der Schönen und Reichen aufzuspüren. Saint Tropez, Los Angeles, München oder eben Sankt Moritz in der Schweiz. Hierhin ließ sich der Schah von Persien als einer der ersten Kunden sein Spielmobil liefern.

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"Es war im Winter 1967. Der Schah war hier in Sankt Moritz im Urlaub. Ein Anruf - er wollte seinen neuen Miura unbedingt hier fahren", erinnert sich Valentino Balboni, ehemaliger Cheftestfahrer von Lamborghini.

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Schah Mohammad Reza Pahlavi hatte bei Firmenchef Ferruccio Lamborghini persönlich eine Einzelanfertigung des neuen Miura bestellt. Außen tief dunkelrot und innen mit weißem Leder ausgeschlagen. "Sonst ist der Wagen serienmäßig", erklärt Balboni mit einem Lächeln, "es gab sonst keine Extras bei dem Wagen - nur die Klimaanlage."

Der Wagen war für damalige Verhältnisse komplett ausgestattet: weiße Ledersitze, elektrische Fensterheber, Renngurte und ein Philips Radio. Den zweiten Wischer ließ der Schah abmontieren. Schließlich brauchte er am Steuer des norditalienischen Stieres nur selbst den Durchblick zu behalten.

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So wurde der eigens für ihn fertig gestellte Miura im Werk Santa Agata schnell winterfit gemacht. "Neben den normalen Reifen haben wir gleich noch Winterreifen mit Spikes geliefert", erinnert sich Balboni.

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Irgendwie ist alles wie damals: Die tiefrote Flunder kauert vor dem eleganten Hotel des Baines am Ortsausgang von Sankt Moritz erwartungsvoll auf dem Asphalt. Das Hineinklettern vollzieht sich leichter als erwartet und nach dem Kreisverkehr geht es direkt Richtung Julierpass. Der Zwölfzylinder-Mittelmotor mit seinen knapp vier Litern Hubraum brüllt bereits bei 3.000 Touren, dass die meisten Einwohner von Sankt Moritz zumindest jetzt alle im Bett stehen müssten.

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Der Bolide des 1980 verstorbenen Schahs befindet sich mittlerweile in der Hand eines Schweizer Lamborghini-Sammlers. "Der erstand den Wagen vor rund eineinhalb Jahren von dem Hollywood-Schauspieler Nicolas Cage", so Valentino Balboni, der den Renner kennt wie kein anderer.

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Der Innenraum des Miura ist makellos. Auf dem Tachometer stehen nicht einmal 10.000 Kilometer. Die zahlreichen Schalter und die Batterie an Rundanzeigen auf der wenig filigranen Mittelkonsole sehen aus wie neu. Keiner der ehemaligen Eigentümer scheint dem Supersportler vergangener Zeit zu viel zugemutet zu haben.

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Die normalen Vier-Liter-Triebwerke der Miura-Modelle leisteten rund 350 PS. Valentino Balboni: "Dieser Miura sollte so rund 380 PS haben. Allemal genug." Den Julierpass hinter Sankt Moritz hinauf zeigt der Lamborghini schnell sein Potenzial.

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Die Kupplung ist ruppig und die Bremse kommt spät. Doch das knüppelharte Gaspedal des Miura belohnt jeden engagierten Tatendrang des Piloten mit einem brünstigen Brüllen und einer eindrucksvollen Bewegung der Tachonadel. Die Welt der sehenswerten Schweizer Alpen fliegt nur so an einem vorbei und wäre das Wetter besser, könnte man richtig Gas geben. Doch mit Hinweis auf Temperaturen von kaum über null Grad Celsius, anhaltenden Regen und Reifen, die schon bessere Zeiten gesehen haben, muss es heute eben etwas zivilisierter gehen.

Heimspiel in den Alpen

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Der Name Miura war den spanischen Züchtern von Kampfstieren entliehen. Im Frühjahr 1966 hatte der neue Lamborghini Miura auf dem Genfer Autosalon seine Weltpremiere gefeiert. Die Aufregung um den PS-starken Renner war riesengroß am Lac Leman. Besonders viele Prominente verliebten sich Hals über Kopf in den Wagen. Hier war für viele etwas Unerhörtes, fast schon Unmögliches wahr geworden.

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Aufreizend sportlich und ungemein sexy betörte die Form des 4,37 Meter langen Lamborghini Miura, die der damals nicht einmal 30 Jahre alte Bertone-Mitarbeiter Marcello Gandini geschaffen hatte. Der Entwurf war auch von technischer Revolution geprägt; hatte dieses Auto doch seinen Mittelmotor quer vor der Hinterachse eingebaut - unmittelbar hinter den beiden Schalensitzen. So etwas gab es allenfalls bei Rennwagen und genau das war der Miura. Vorteil war ein vergleichsweise neutrales Fahrverhalten durch den mittig positionierten Motor.

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Auch nach mehr als vier Jahrzehnten ist der ehemalige Lamborghini Miura des Schahs noch immer ein Quell automobiler Freude. Flach wie eine Flunder kauert er auf der Straße und hat zumindest bei trockenem Geläuf keinerlei Probleme, seine Leistung effektvoll einzusetzen. Die schwergängige Lenkung und die hakelige Schaltung können diesen automobilen Hochgenuss kaum verderben. Unbeirrt stürmt der Miura den Julierpass hinauf und zaubert seinem Piloten mehr als ein Lächeln auf die Lippen.

Heimspiel in den Alpen

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Ob sich der Schah von Persien in den 60er Jahren ebenso mit seinen Spikes den Pass hinaufkämpfte oder der Miura nur auf der verschneiten Flaniermeile von Sankt Moritz sein Können zeigen musste? Das bleibt ebenso ein Geheimnis wie die Höchstgeschwindigkeit, die beim Lamborghini Miura niemand ernsthaft benennen konnte. Einige sprechen von 280 km/h; andere von knapp Tempo 300 und auch Valentino Balboni schweigt vielsagend zu diesem Thema. In jedem Fall hat er mit dem Miura seine Tätigkeit als Testfahrer bei Lamborghini begonnen. "Ich habe kein Auto lieber gefahren", sagt der Pensionär und wirft behutsam die Beifahrertür des Lamborghini Miura zu, "der Wagen kommt jetzt wieder zurück in die Privatsammlung."

© Pressinform/dd
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