Auf den Straßen von Bolivien:Wer mehr Mut hat, kriegt die Vorfahrt

Boliviens Straßen sind abenteuerlich, hochgefährlich und selbst für Allradler eine Herausforderung. Autos haben trotzdem ein extrem langes Leben - sogar Totalschäden erleben in den Anden ihren zweiten Frühling.

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Quelle: SV2

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Bolivien ist dünn besiedelt, statistisch gesehen leben auf einem Quadratkilometer nur neun Menschen. Asphaltierte Straßen gibt es meistens nur zwischen den ganz großen Städten, selbst wichtige Fernstraßen bestehen oft nur aus Schotterpisten mit gewaltigen Schlaglöchern, engen Kurven und zahllosen Flussdurchfahrten. Bei Trockenheit sieht man durch aufgewirbelten Staub selbst am Tag manchmal die Hand vor Augen nicht, viele Autofahrer rasen in halsbrecherischem Tempo und ohne Licht die Berge hinab. Vorfahrt hat derjenige mit mehr Mut am Steuer.

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Die wichtigsten Transportmittel sind altersschwache Überlandbusse und völlig überladene Minibus-Taxen, die mehr als 50 Prozent des landesweiten Fahrzeugbestands ausmachen. In Bolivien gibt es keine Gurtpflicht. Eine Helmpflicht für Motorradfahrer existiert zwar, aber kaum jemand hält sich daran.

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Pro Jahr kommen in dem 10-Millionen-Land mehr als 1000 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Nach einer Statistik der Weltgesundheitsorganisation WHO ist jedes zweite Todesopfer ein Passagier im Auto, jeder dritte stirbt als Fußgänger.

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An den steilen Bergstraßen sieht man immer wieder Kreuze am Straßenrand, die von Tragödien zeugen. Dass es nicht noch mehr Tote gibt, liegt wohl weniger an den zaghaften staatlichen Kampagnen zur Verkehrssicherheit als am beeindruckenden Augenmaß und am schnellen Reaktionsvermögen bolivianischer Autofahrer. Auf den engen Straßen ist buchstäblich Zentimeterarbeit gefragt, und meistens geht es gut - irgendwie.

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Rund 800.000 Autos rollen in Bolivien. 85 Prozent davon sind älter als fünf Jahre. Das Wort Neuwagen ist für viele Bolivianer mangels Kaufkraft ein Fremdwort. Im Jahr 2007 wurden in dem südamerikanischen Land nach Informationen der Deutschen Gesellschaft für Außenwirtschaft gerade einmal 600 fabrikneue Autos verkauft. Immerhin gibt es in der Millionenstadt Santa Cruz eine große Automeile, auf der auch schon die ersten chinesischen Hersteller vertreten sind.

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Die mit Abstand größte Rolle spielt jedoch der Gebrauchtwagenmarkt. 2008 zum Beispiel wurden rund 100.000 Gebrauchtwagen ins Land gebracht. Die meisten Fahrzeuge stammen aus Japan und kommen über eine Zollfreizone des Nachbarlandes Chile nach Bolivien. Um die Gebrauchtwagenschwemme einzudämmen, wurde Ende 2008 die Einfuhr von Autos verboten, die älter als fünf Jahre sind.

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Das Hinterland ist fest im Griff der 4x4-Fraktion - und der Japaner.

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Sechs von zehn Autos in Bolivien kommen von Toyota, behauptet der Hersteller stolz auf großen Werbeplakaten. Auf dem Land sind es tatsächlich zwei Toyota-Modelle, die alles dominieren. Das eine ist der Carib, ein allradgetriebener Kombi auf Corolla-Basis. Man sieht ihn meistens als Taxi.

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Das andere ist der Toyota Land Cruiser, vor allem dessen älteren Generationen. Das japanische Allrad-Urgestein ist das klassische Arbeitstier für jeden erdenklichen Zweck. "Die Land Cruiser gelten als unzerstörbar", erklärt der bolivianische Offroad-Guide und Kameramann Luis Fernández den Erfolg des Autos, "jeder Mechaniker kann den Wagen reparieren und die Ersatzteilversorgung ist sehr gut." So werden selbst steinalte Land Cruiser trotz widrigster Bedingungen schon seit Jahrzehnten am Leben gehalten.

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In den großen Städten dagegen sieht man häufig moderne Autos, manchmal sogar schwere Hummer-Geländewagen und Luxuslimousinen. Viele davon sollen über Umwege aus den USA eingeführt worden sein, als der Hurrikan Katrina 2005 zehntausende schwer beschädigte Fahrzeuge zurückließ. Sie wurden auf Auktionen für Spottpreise versteigert, nach Südamerika geschafft und dort repariert. "Autos Katrina" nennen die Bolivianer die Hurrikan-Opfer, denen sie neues Leben einhauchten.

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Denn auch wenn Neuwagen für die meisten Bolivianer unerschwinglich sind: Arbeitszeit und damit Reparaturen sind billig, und so geht den zahllosen kleinen Werkstätten die Arbeit niemals aus.

© Pressinform
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