Audi S3:Extrem ausgewogen

Edel-Golf mit 300 PS: Der neue S3 wird der stärkste Kompakt-Audi im aktuellen Programm. Doch im Fahrtest zeigt sich der Ingolstädter trotz hoher Leistung ausgewogen und beherrschbar. Sein hoher Preis, der immense Verbrauch und ein verbesserungswürdiges Schaltgetriebe trüben jedoch das Gesamtbild.

Von Sascha Gorhau

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Edel-Golf mit 300 PS: Der neue S3 wird der stärkste Kompakt-Audi im aktuellen Programm. Doch im Fahrtest zeigt sich der Ingolstädter trotz hoher Leistung ausgewogen und beherrschbar. Sein hoher Preis, der immense Verbrauch und ein verbesserungswürdiges Schaltgetriebe trüben jedoch das Gesamtbild.

Sie ist schon absurd, die Geschichte des neuen Audi S3. Dieser A3 mit Leistungsaufschlag teilt sich die Plattform mit einem VW Golf, er ist ein Wagen der Kompaktklasse. Er hat 300 PS, beschleunigt aus dem Stand in knapp fünf Sekunden auf 100 km/h und könnte deutlich mehr als 250 km/h erreichen - wenn Audi die Höchstgeschwindigkeit nicht freiwillig drosseln würde.

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Solche Leistungsdaten hatten früher Sportwagen. Porsche stattete bis 2006 den 911er mit einem 300-PS-Basismotor aus. Der kompakte S3 hat nun eine identische Leistung. Doch im Vergleich mit seinen aktuellen Konkurrenten hat er schon jetzt leistungsmäßig das Nachsehen. Mercedes baut eine AMG-Version der A-Klasse mit 360 PS, BMW entlockt dem M 135i 320 PS. Der S3 ist nagelneu - und trotzdem bereits Letzter beim Leistungswettrüsten der deutschen Premiumhersteller in der Kompaktklasse.

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Doch eigentlich hat der S3 diesen Wettbewerb gar nicht nötig. Den kann der RS3 übernehmen, der noch mehr leisten soll als der S3, nämlich 380 PS. Damit eignet er sich zweifellos besser für die Rolle des Rabauken in der A3-Familie. Denn der Audi S3 ist bei Weitem nicht so furchteinflößend, wie die Leistungsdaten das vermuten lassen.

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Sein Auftritt ist für einen Sportler ziemlich schlicht ausgefallen. Eine dezente Tieferlegung um 20 Millimeter, ein spezieller Kühlergrill und ein Heckdiffusor, umrahmt von einer vierflutigen Auspuffanlage, identifizieren den Sport-A3 wohl nur für Fans und Fachleute.

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Auch der Innenraum transportiert weniger das Ambiente einer heißen Rennsemmel als das gewohnte kühl-technische Interieur, mit dem Audi seit Jahren seine Fahrzeuge ausstattet. Klar, einige Attribute an den Sport hat Audi ins Innenleben eingefügt. Auf Wunsch verbauen die Ingolstädter ein Sport-Lederlenkrad oder Sportsitze, ebenfalls aus Leder. Kleine Alu-Embleme sind im Innenraum verteilt und die Ladedruckanzeige des Turboladers weckt Erinnerungen an wilde Tage, als Walter Röhrl mit vier Ringen am Bug das Rallyemonster S1 zähmte.

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Den S3 muss niemand zähmen. Der Fahrkomfort ist relativ hoch. Kein knüppelhartes Fahrwerk malträtiert die Bandscheiben und ruiniert die Nerven. Auch die Lenkung ist sportlich-direkt, aber keineswegs nervös oder hypersensibel.

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Der serienmäßige Allradantrieb verhindert eine unharmonische Kraftübertragung an der Vorderachse und verteilt die 300 PS je nach Fahrsituation auf alle vier Räder. So macht der A3 auch auf der Autobahn eine gute Figur; läuft stabil geradeaus und bietet in Verbindung mit den angenehmen Sitzen echten Langstreckenkomfort.

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Wenn da nur der Motor nicht wäre. Denn der bietet zwar bei Bedarf eine echte Leistungsexplosion, kann allerdings seine Bauart nicht leugnen. Und im S3 ist nun mal ein hochdrehender Turbo-Vierzylinder mit zwei Litern Hubraum montiert. Das untermalt der Kompakt-Sportler mit einer lauten Geräuschkulisse. Auf Dauer nervt das auf der Autobahn.

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Viel mehr Spaß bereitet da die Fahrt über kurvige kleine Straßen, abseits von Schwerlastverkehr und Autobahnbaustellen. Doch bei aller Präzision und dem Fahrspaß, den der S3 vermitteln kann, ein Leichtgewicht ist er nicht. Obwohl die Audi-Ingenieure nach eigenen Angaben das neue Modell um bis zu 60 Kilogramm leichter als den Vorgänger gemacht haben wollen: Auch in der dritten Generation wiegt der Wagen praktisch immer über anderthalb Tonnen, aufgrund von Zusatzausstattung meist sogar mehr als 1600 Kilogramm. Ein wirklich gutes Leistungsgewicht ergibt das nicht. Es kostet den Ingolstädter einiges an Souveränität und Agilität im Grenzbereich.

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Bei zügiger Fahrt offenbart der Audi auch Schwächen bei der Schaltung, genauer gesagt bei der serienmäßig verbauten Handschaltung mit sechs Gängen. Bei schnellen Gangwechseln mangelt es der Box an der letzten Präzision. Dafür sind die Schaltwege etwas zu lang und die Abstimmung zu wenig exakt. Außerdem fasst man den kalten Schaltknüppel nicht gerne an. Er ist aus Aluminium gefräst.

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Da fühlt sich der mit Leder bezogene Schaltstock der Doppelkupplungsautomatik mit dem Namen S-tronic viel angenehmer an. Zudem macht der Selbstschalter einen exzellenten Eindruck, wechselt die Schaltstufen perfekt je nach Bedarf und bietet außerdem die Möglichkeit, auch manuell über Schaltwippen am Lenkrad in den Gangwechsel einzugreifen. Das ist nicht nur komfortabel, sondern auch sicherer, denn so bleiben die Hände dort, wo sie bleiben sollen: am Volant.

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Doch den Automaten lässt Audi mit 1900 Euro Aufpreis teuer bezahlen. Schon der Grundpreis für den S3 beträgt 38.900 Euro. Wie gewohnt steigt der Betrag sprunghaft an, je mehr Wert der Käufer auf Ausstattung legt. Denn serienmäßig ist der A3 allenfalls durchschnittlich ausgestattet. Sportsitze, Sportlenkrad oder die sinnvolle S-tronic kosten allesamt extra, auch das aktive Fahrwerk und vor allem zahlreiche sinnvolle Assistenzsysteme wie Spurhalteassistent oder Verkehrszeichenerkennung sind nicht serienmäßig an Bord.

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Auch der Spritdurst des S3 ist ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor. Mehr als 12 Liter Durchschnittsverbrauch wies der Bordcomputer - wenigstens der ist serienmäßig - am Ende der Testfahrt aus. Selbst bei völlig alltagsferner Schleichfahrt konnten wir keine Verbräuche von weniger als 7,7 Litern erzielen. Audi verspricht hingegen 6,9 Liter.

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Knausern dürfte ohnehin kein Kunde, der bereit ist, zwischen 50.000 und 60.000 Euro in einen Kompaktwagen zu investieren. Echte Sportsfreunde werden warten, bis der RS3 mit 380 PS das leistungsmäßig Machbare in der Golf-Klasse definieren wird. Dann ist der Kompakt-Audi auch gewappnet für den Vergleich mit der PS-Konkurrenz seiner Klasse.

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Der S3 hingegen ist kein Typ für die Extreme. Er kann sehr schnell sein - bei Bedarf aber auch ein unaufgeregter und komfortabler Alltagsbegleiter. Die Verarbeitung ist tadellos, die Materialien hochwertig und das Prestige hoch. Der Audi S3 und der der S3 Sportback stehen von September an beim Händler.

© süddeutsche.de/Audi/vs
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