Audi S3 / A6 4. 2:S wie Sportlich

Ingolstadt setzt derzeit auf Leistung und Fahrfreude

(SZ vom 20.02.1999) Was für BMW die M-Division darstellt, ist für Audi das große S. Nicht ohne Grund orientieren sich die Ingolstädter an dem erfolgreichen Münchener Beispiel, der Kundschaft besonders sportive - und für nichts anderes steht das S - Ableger von Großserienprodukten zu offerieren. Der S3, der von Mai an in Deutschland in den Handel kommt, ist so ein Fall. Kostenpunkt des schnellsten A3-Ablegers: 56 800 Mark.

"Macho-Auto" sagen manche zu dieser Fahrzeugspezies - und in der Tat sind die Leistungsdaten beeindruckend: 154 kW (210 PS) aus der 1,8-Liter-Fünfventil-Turbomaschine (das maximale Drehmoment liegt bei 270 Nm), Allradantrieb und daraus resultierend Beschleunigungswerte eines reinrassigen Sportwagens. Nach 6,8 Sekunden (Werksangabe) ist die 100-km/h-Schwelle erreicht, während sich die Höchstgeschwindigkeit bei 238 km/h einpendelt.

Auch nach außen gibt sich der S3 eher muskulös. Breitere Radkästen lassen genug Platz für 17-Zoll-Felgen, während große Lufteinlässe für eine optimierte Sauerstoffzufuhr sorgen. Der integrierte Dachspoiler ist ein weiteres Designmerkmal, das den S- vom A3 unterscheiden hilft. Features wie Xenon-Scheinwerfer und Diebstahlsicherung zählen ebenso zum Ausstattungspaket. 9,1 Liter Kraftstoff (MVEG-Wert) verbraucht Audis neues Einstiegs-Kraftpaket - doch es soll Motorjournalisten geben, die glatt ein Doppeltes geschafft haben.

Die Soundingenieure haben, das bestätigen erste, kurze Fahreindrücke, ein besonders sportliches Motorengeräusch komponiert, das gut zum agilen, nahezu kartartigen Gesamteindruck paßt. Das Fahrwerk liefert in Verbindung mit der präzisen Lenkung auch bei hohen Geschwindigkeiten ausreichende Sicherheitsreserven, und das Sechsganggetriebe hat Audi eindeutig auf Fahrspaß ausgelegt. Mutmaßungen, der S3 könnte werksintern dem TT-Coupé Konkurrenz machen, weist der Hersteller jedoch zurück.

Der S3 ist - nach S4 und S8 - das jüngste (und bislang wildeste) Kind der S-Familie, eine entsprechende gut motorisierte Variante der A6-Limousine ist laut Audi-Sprecher Rudolf Schiller in einigen Monaten zu erwarten - womit die S-Familie dann komplettiert sein dürfte. Im Visier haben die Ingolstädter mit dem Kompaktsportler S3 eine "ambitionierte, hedonistisch orientierte Aufsteigergeneration". Klar, daß Audi mit dem S3 einen positiven Abstrahleffekt auf die gesamte A3-Palette erwartet.

Weltweit sollen von dem neuen Flitzer jährlich 4000 Stück (Gesamtkapazität A3: 140 000 Exemplare) verkauft werden - für Deutschland sind davon 1600 S3 vorgesehen. Die gleichen geplanten Verkaufszahlen nennt der Konzern mit den vier Ringen auch für das neue A6-Topmodell, das von Ende März an erhältlich sein wird: den A6 4. 2 quattro, der als Limousine und als Avant gebaut wird.

Ihn als Wolf im Schafspelz zu bezeichnen, wird der eher seriösen Anmutung, die die 103 500 Mark teure Limousine ausstrahlt, nicht ganz gerecht - andererseits lassen die leichten Kotflügelverbreiterungen, die bullige neue Frontpartie und die (gegen Aufpreis lieferbaren) 255/40 R 17 Y-Pneus schon ahnen, daß hier eine der schnellsten deutschen Limousinen vor einem steht. Mit seinen 220 kW (300 PS) Leistung, die der 4,2-Liter-Achtzylinder mit Fünfventiltechnik bei 6200/min abgibt, mußten die Techniker schon einen Regler montieren, der dem Vortrieb bei Tempo 250 ein Ende bereitet - und die 100 km/h-Grenze wird nach 6,9 Sekunden leise durcheilt.

Natürlich wurden das Fahrwerk und die Bremsanlage der Leistung angepaßt, und so gibt sich die 1,7 Tonnen schwere Limousine auch sportlich-komfortabel mit einem hohen Maß an Fahrfreude. Wie bei dem Preis nicht anders zu erwarten, strotzt der Wagen mit einer kompletten Serienausstattung, die vom elektronischen Stabilitätsprogramm ESP über die fünfstufige Tiptronic bis hin zum Fahrerinformationssystem FIS alles umfaßt, was gut und teuer ist. Mitgeliefert werden natürlich auch - um einen Wohlfühlfaktor zu sichern - viel Holz und Leder, womit durchaus ein gewisses Club-Gefühl aufkommt, wenn man sich einmal auf dem bequemen Gestühl niedergelassen hat.

Natürlich ist das Fahrwerk eher komfortabel ausgelegt - wobei der A6 4. 2, nicht zuletzt dank des serienmäßigen Quattroantriebs, auch bei widrigen Witterungsbedingungen hohe Geschwindigkeiten bei einem hohen Sicherheitsgefühl ermöglicht.

Daß es ein unerwartet viele leistungshungrige und stauraumsüchtige Käufer gibt, beweist die Tatsache, daß immerhin zwei Drittel aller A6 4. 2-Käufer zum 107 200 Mark teuren Avant greifen werden, der Raum und Eile miteinander zu verbinden trachtet - und dem Mercedes AMG E55-Kombi möglichst viele Käufer wegnehmen soll.

Von Jürgen Lewandowski und Andreas Stockinger

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: