Audi Quattro Ultra:Der Vierradantrieb, der in die Zukunft denkt

Audi A4 Quattro mit Allradantrieb

Ein Audi A4 Quattro mit dem Standard-Allradantrieb, bei dem die Hinterräder noch nicht komplett vom Antriebsstrang entkoppelt werden können.

(Foto: Audi AG)

Audi bietet bald eine abgespeckte Allradvariante an, die nur Teilzeit arbeitet. Doch hilft das wirklich dabei, Kraftstoff zu sparen?

Von Michael Specht

Vier angetriebene Räder sind besser als zwei, das hat Audi schon vor Jahrzehnten erkannt - und den Quattro erfunden, ein Begriff, der zu einer Art Allrad-Synonym wurde. Heute rollt fast jeder zweite Audi mit dieser Bezeichnung vom Band, ein Rekordwert unter den Premium-Herstellern. Geht es nach dem Ingolstädter Autobauer, soll dieser Anteil künftig weiter steigen. Um das zu erreichen, haben die Ingenieure in fünfjähriger Entwicklungsarbeit ein System ausgetüftelt, das den Hauptnachteil des Allradantriebs, nämlich den höheren Spritverbrauch, auf ein Minimum reduzieren soll. "Wir nähern uns den Werten eines vergleichbaren Frontantriebsmodells", sagt Entwicklungsleiter Dieter Weidemann.

Derzeit sitzt am Getriebeausgang eines A4 Quattro ein sogenanntes selbstsperrendes Mittendifferenzial. Es ist ein rein mechanisches Bauteil und verteilt das Drehmoment je nach Fahrsituation optimal dosiert an Vorder- und Hinterachse. Das Problem: Auch wenn hinten gar keine Kraft benötigt wird - zum Beispiel auf trockener Autobahn -, dreht stets der gesamte hintere Antriebsstrang weiter. Das kostet Sprit, unter Umständen bis zu einem halben Liter pro 100 Kilometer.

"Permanent verfügbarer" statt "permanenter" Allradantrieb

Viel zu viel, sagten sich die Quattro-Spezialisten bei Audi und machten sich vor allem modernste Elektronik zu nutze. Aus dem einst "permanenten" wird nun "ein permanent verfügbarer" Allradantrieb. Sein Name: Ultra. Rolf Kronstorfer, Entwicklungsingenieur für Antriebe, erklärt: "Die Elektronik denkt etwa eine halbe Sekunde in die Zukunft, das System ist eingeschaltet, bevor der Fahrer überhaupt vier angetriebene Räder braucht."

Die Informationen holt sich das Steuergerät aus einem ganzen Netzwerk von Sensoren, unter anderem für Geschwindigkeit, Motordrehzahl, Quer- und Längsbeschleunigung sowie Drehung um die Hochachse (Giermoment), Temperatur, Reibwerte der Straße und die dynamische Achslastverteilung. Alle zehn Millisekunden werden die Fahrzustände erfasst.

Eine Testfahrt rund um Innsbruck soll den Beweis liefern. "Wie Sie merken, merken Sie nichts", sagt Kronstorfer, jetzt unser Beifahrer in einem A4-Versuchsträger. Wann die Limousine auf den nassen Bergpassagen mit Front- und wann mit Allradantrieb unterwegs ist, zeigt lediglich die Grafik auf Kronstorfers Laptops an. Die 70-minütige Testfahrt endet mit einem Verhältnis von 55 zu 45. Für den Audi-Ingenieur ein Erfolg. "Sie sehen, auf mehr als der Hälfte der Strecke war der Frontantrieb völlig ausreichend."

0,3 Liter Spritersparnis auf 100 Kilometer

Den Wechsel zwischen Front-, Heck- und Allradantrieb bieten zwar auch andere Hersteller. Audi geht aber einen Schritt weiter. Reicht aufgrund der Fahrsituation der Frontantrieb aus, unterbricht eine Lamellenkupplung am Getriebeausgang - also dort, wo das selbstsperrende Mittendifferenzial saß - den Kraftschluss nach hinten. Die Kardanwelle, das große Tellerrad und das kleine Kegelrad im Hinterachsgetriebe stehen dann still. Die Reibverluste dieser Bauteile sind eliminiert. Damit jedoch Stillstand herrscht, darf von den Hinterrädern keine Kraft mehr eingeleitet werden, was eine zweite Trennung erforderlich macht. "Wir haben hierzu im Hinterachsgetriebe eine Klauenkupplung installiert", so Kronstorfer.

Auf internen Messfahrten hat Audi mit Diesel- und Benzinmotoren, mit Handschaltern und DSG-Getrieben sowie mit neuen und gebrauchten Fahrzeugen 0,3 Liter pro 100 km weniger verbraucht. Wer viel auf der Autobahn unterwegs ist, kann laut Kronstorfer sogar noch mehr sparen.

Das erste Modell, das den neuen Ultra-Quattro eingebaut bekommt, ist der ab Sommer erhältliche A4 Allroad. Dann folgen der neue Q5 sowie weitere A4- und A5-Modelle.

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