Audi A4 und BMW 3er im Vergleich:Mittelklasse-Limousinen mit Oberklassen-Durst

Sportlicher BMW gegen edlen Audi, dynamischer Münchner gegen ausgewogenen Ingolstädter, das war einmal. Fahrzeuge von Audi und BMW haben heutzutage in der Mittelklasse ähnliche Merkmale. Mit Turbo-Vierzylinderbenziner sind beide Limousinen bärenstark - und durstig.

Jürgen Wolff und Stefan Grundhoff

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Sportlicher BMW gegen edlen Audi, dynamischer Münchner gegen ausgewogenen Ingolstädter, das war einmal. Fahrzeuge von Audi und BMW haben heutzutage in der Mittelklasse ähnliche Merkmale. Mit Turbo-Vierzylinderbenziner sind beide Limousinen bärenstark - und durstig.

Der neue BMW 3er (im Bild rechts) ist innerhalb kürzester Zeit zum Klassenprimus aufgestiegen und lässt Audi A4 und Mercedes C-Klasse in der Zulassungsstatistik hinter sich. Doch wie schlägt sich der Münchner mit seinem Top-Vierzylinder im 328i gegen den Audi A4, ebenfalls mit einem Vierzylinder-Turbo?

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Von den Dimensionen her unterscheiden sich Audi und BMW kaum. Die Außenlänge beträgt rund 4,7 Meter, wobei der BMW knapp acht Zentimeter kürzer ist. Der Radstand von 2,80 Metern sorgt in beiden Limousinen zumindest vorne für ein ausreichendes Platzangebot. Hinten wird es dagegen nicht nur bei komplett zurückgeschobenen Vordersitzen eng. Mehr als zwei Erwachsenen sollte man das weder im BMW noch im Audi zumuten. Auch die Kofferräume sind mit 480 Litern Fassungsvermögen praktisch identisch. Die Ladehöhe beim Audi ist relativ niedrig und die Heckklappe öffnet sich weit.

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Der im Frühjahr dezent aufgefrischte Audi macht innen den etwas edleren Eindruck - vorausgesetzt man ordert die richtige Ausstattungsvariante. Der Testwagen war mit mattem Holz furniert und mit weichem Leder ausgeschlagen, die Armaturen und Knöpfe mit Klavierlack und mattem Aluminium eingefasst. Tacho und Drehzahlmesser liegen gut im Blickfeld und sind problemlos abzulesen.

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Doch der BMW steht dem Ingolstädter nur marginal nach. Die Instrumente sind ebenso gut platziert wie die Bedieneinheiten. Die Audi-Bedienung ist fast durchgehend intuitiv, selbst das Multi Media Interface (MMI) mit seinem großen Drehknopf auf dem Mitteltunnel und dem gut einsehbaren Farbdisplay auf dem Cockpit ist mittlerweile einfacher zu nutzen. Nur mit dem unnötig komplizierten Navi muss man sich erst einmal anfreunden, bis man ans Ziel findet. Der BMW wirkt etwas technischer und modischer. Die Bedienung des Navigationsgerätes ist im BMW einen Hauch besser und schneller. Die Verarbeitungsqualität ist in beiden Bayern wie gewohnt erstklassig.

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Dank der großen Türausschnitte ist der Einstieg in den Audi bequem. Selbst für große Passagiere sind die Vordersitze im A4 gut einzustellen - inklusive einer verstellbaren Oberschenkelauflage und genügend Luftraum über dem Kopf. Dazu kommt, dass sich das Lenkrad in Tiefe und Neigung anpassen lässt. Die Sitze selbst sind straff, sportlich und geben guten Seitenhalt. Auch lange Strecken lassen sich damit weitgehend ermüdungsfrei zurücklegen.

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Die Sitzposition ist im BMW 328i etwas höher. Mit den optionalen Sportsitzen gibt es genügend Seitenhalt und eine verstellbare Oberschenkelauflage, die die Langstreckentauglichkeit enorm fördert. Die Sicht ist vom Fahrersitz des Audi aus zumindest nach hinten eher eingeschränkt: Die Parksensoren (ab 400 Euro Aufpreis) sind also kein Luxus, sondern dringend notwendig. Ansonsten bekommt man schnell ein Gefühl für die Dimensionen des A4. Das ist beim 3er kaum anders.

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Der TFSI-Turbo-Benziner im Audi macht Spaß. Auf Tempo 100 beschleunigt er dank seiner 211 PS und vor allem des üppigen maximalen Drehmoments von 350 Newtonmeter in gerade mal 6,5 Sekunden. Noch wichtiger: Das Drehmoment liegt bereits ab 1500 Kurbelwellenumdrehungen an, was dem ausgezeichneten Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Schaltstufen (im Bild) die Arbeit erleichtert. Ein Druck aufs Gas und der Audi schiebt nahezu ohne Verzögerung voran.

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Traktionsprobleme gibt es beim knapp 1,7 Tonnen schweren Allradler aus Ingolstadt nicht, alle vier Räder werden individuell gesteuert. Der Motor ist angenehm leise. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 245 km/h. Der von Audi versprochene Durchschnittsverbrauch von sieben Litern auf 100 km/h ist wie üblich eher illusorisch - wer flott mit dem A4 unterwegs ist und nicht nur in der Stadt, wo die präzise arbeitende Start-Stopp-Automatik und die Rekuperation noch am ehesten ihre Spar-Stärken ausschöpfen können, der sollte sich eher mit einem Verbrauch von mehr als elf Litern auf 100 Kilometer arrangieren.

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Das noch vergleichsweise junge Zweiliter-Aggregat im 1,5 Tonnen schweren BMW 328i hält dank Turboaufladung aber noch mehr Leistung bereit. So produziert der Direkteinspritzer 245 PS und ein maximales Drehmoment von 350 Newtonmetern, das mit 1250 Kurbelwellenumdrehungen noch früher als beim Audi anliegt. Auch ansonsten zieht der BMW am Audi vorbei: Auf Tempo braucht er nur knappe sechs Sekunden, 250 km/h Spitze erreicht er mühelos und zügig.

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Bei Verbrauch und Sounddesign zeigt der BMW allerdings seine Schattenseiten. Die versprochenen 6,3 Liter SuperPlus sind in keinem Fall erreichbar. Unter neun Litern ist im realen Betrieb nichts zu machen und wer flott unterwegs ist, verbraucht elf bis zwölf Liter. Für so einen Durst ist kein Hightech-Vierzylinder notwendig, vielmehr werden Sehnsüchte nach den alten Sechszylinder-Aggregaten geweckt. Dann wäre auch der satte Klang eines Reihensechszylinders wieder an Bord, den man schmerzlich vermisst. Das BMW-Paket aus Vierzylinder-Turbo und optionaler Achtgang-Automatik macht unter dem Strich einen etwas harmonischeren Eindruck als die gute Kombination aus Audi-Turbo und Siebengang-S-Tronic.

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Die Federung im Audi (im Bild links) ist sportlich straff ausgelegt. Das passt zum A4 - zumal es die Dämpfer schaffen, die Unannehmlichkeiten von Querfugen und einer rauen Fahrbahn trotzdem von den Passagieren fernzuhalten. Dazu kommt im Audi eine präzise Lenkung, die auch ordentlich Rückmeldung von der Fahrbahn liefert. Der BMW lenkt allerdings noch besser ein und sein Fahrwerk beherrscht insbesondere mit der 1100 Euro teuren elektronischen Dämpferabstimmung deutlich mehr als nur den sportlichen Fahrstil. Das ist neu für den Dreier. Er bringt die Kraft zudem selbst als Fahrzeug mit Hinterradantrieb so gut auf dem Boden, wie es der A4 als Allradler vermag.

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Schnäppchen sind beide Limousinen nicht: Den Audi A4 2.0 TFSI gibt es inklusive S-Tronic ab 39.700 Euro. Mit Sechsgang-Handschaltung geht es ab 37.550 Euro los. Der BMW 328i ist trotz Mehrleistung etwas günstiger. Für den handgeschalteten BMW 328i sind mindestens 37.400 Euro zu bezahlen, mit Achtgang-Automatik 39.660 Euro und als Allradversion xDrive werden bereits als Handschalter mindestens 39.900 Euro fällig. Doch die Premiumfahrzeuge Audi A4 und BMW 3er werden aufgrund der mageren Serienausstattung deutlich teurer. Der Kaufpreis lässt sich problemlos verdoppeln. Dann wird die Mittelklasse so teuer wie die Oberklasse.

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Den konkreten Vergleich zwischen zwei sehr guten Mittelklasse-Modellen gewinnt der BMW überraschend deutlich. Er ist das ausgewogenere Auto, das mehr Fahrspaß und Innovationen bietet. Nur mäßig überzeugen kann jedoch der Turbo-Vierzylinder, der zwar ein Wunder an Drehfreude ist, sich jedoch als Schluckspecht erweist.

© süddeutsche.de/pi/goro/beu
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