Audi A4:Detailarbeit

Auf den ersten Blick erscheinen die vielen kleinen Änderungen am Audi A4 wenig aufregend - in Summe bedeuten sie eine gründliche Überarbeitung. Und: Der Durchschnittsverbrauch der gesamten Motorenpalette sank um über zehn Prozent. Die erste Ausfahrt.

Hans Bast

Während alle Welt nach Japan schaut und die Neuheiten der Tokyo Motor Show bewundert, präsentiert Audi seinen überarbeitetet A4. Obwohl der A4 das volumenstärkste Audi-Modell ist - in Deutschland hat man in dem Segment einen Marktanteil von fast 15 Prozent - gibt sich der Autobauer aus Ingolstadt wohltuend unprätentiös.

Entsprechend unspektakulär gerät auch die erste Ausfahrt. Schnell zeigt sich, dass der A4 keine seiner bekannten Tugenden eingebüßt hat. Es gibt genügend Platz für vier Personen, der Kofferraum ist geräumig und im Fond reichen Bein- und Schulterfreiheit auch für längere Fahrten. Die Verarbeitung ist auf bekannt hohem Niveau und die Sitze sehr gelungen.

Nach wenigen Kilometern in den zerklüfteten Bergen abseits der Küstenstraße, macht sich in den Serpentinen sofort eine weitere Stärke des Audi A4 bemerkbar: das Fahrwerk. Auch enge Kurven quittiert der A4 mit erstaunlich wenig Seitenneigung. Die Lenkung ist präzise und vermittelt ein hohes subjektives Sicherheitsgefühl. Hier zahlt sich die Entwicklung der neuen elektromechanischen Servolenkung aus.

Gegenüber einer konventionellen hydraulischen Lösung verbraucht sie im Geradeauslauf zudem keine Energie und trägt so zusätzlich zur Verbrauchsreduzierung bei. Gleichzeitig lässt sich das Handling per Menüeinstellung nach den eigenen Vorlieben anpassen. Braucht man eher mehr Unterstützung, weil man im engen Großstadtverkehr viel kurbeln muss oder bevorzugt man eine eher sportlich direkte Einstellung: Im A4 kann der Fahrer das selber bestimmen.

Unter der Motorhaube hat Audi am meisten gearbeitet. Die stärkste Motorisierung ist der A4 3.0 TDI quattro mit 180 kW / 245 PS und sinnvollem Allradantrieb. Der bietet ein Drehmoment von 500 Nm und soll im Durchschnitt gerade einmal 5,9 Liter Diesel. Den Spurt 0 auf Tempo schafft er in 5,9 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h.

Verschärftes Umwelbewusstein

Von diesem Sechszylinder gibt es auch eine verbrauchreduziertere Version mit 150 kW / 204 PS. Das reicht für 235 km/h. Der Motor hat dann 400 Nm ein stufenloses Automatik-Getriebe und soll sich nur 5,1 Liter vom teuren Rohölprodukt genehmigen. Es geht aber noch besser. Den 2.0-Liter-TDI gibt es mit 120, 143 und 177 PS. Selchszylinder und Diesel sollen sich im überarbeiteten A4 nun mit rund 4,5 Litern Diesel begnügen. 216 km/h sind für die mittlere Version trotzdem drin. Insgesamt gibt es für den Audi A4 23 Motor-Getriebe-Kombinationen. Da sollte dann doch für jeden was dabei sein.

Das Umweltbewusstsein macht aber bei den Selbstzündern nicht halt. Effizienzmeister bei den Ottomotoren ist der neue 1,8-Liter-Vierzylinder mit 125 kW / 170 PS und 320 Nm Drehmoment. Der Verbrauch konnte gegenüber dem Vorgängermodell um 19 Prozent reduziert werden und liegt jetzt bei 5,7 Litern. Bei aller Benzinsparerei kommt der Fahrspaß nicht zu kurz.

Der Einsteiger-Benziner 1.8 TFSI mit 88 kW / 120 PS ist dagegen nicht mehr als eine solide Basis. Der 2.0 TFSI ist der einzige Vierzylinder-Ottomotor, der auch als Allradversion zu bekommen ist. Er leistet 180 bzw. 211 PS und schafft 232 bzw. 246 km/h.

An der Spitze steht der 3.0 TFSI in zwei quattro-Varianten. Im A4 hat der Sechszylinder 200 kW / 272 PS. Im sportlichen Topmodell S4 erhöht sich seine Leistung auf 245 kW / 333 PS. Die Fortschritte bei der Verbrauchsreduzierung sind Optimierungen des Motors, aber auch dem serienmäßigen Einsatz des Start-Stopp-Systems zu verdanken.

Das Start-Stopp-System ist aber nicht die einzige elektronische Neuerung im A4. Noch mehr Elektronik ist von den höheren Baureihen in den A4 eingezogen. So wurde das Multimediasystem MMI-Navigation mit Festplatte, Farbmonitor, Bluetooth, 3D-Grafik und DVD-Player verbessert und mit einem optionalen Digitalradio ausgestattet. Als Highend-Ergänzung gib jetzt ein MMI Navigation plus, das unter anderem einen WLAN-Hotspot für bis zu acht mobile Geräte bereitstellt. Dann kann via UMTS auch während der Fahrt gemailt und gesurft werden.

Mit Oberklassegefühl

Oberklassengefühl bekommt der Fahrer mit den verfügbaren Assistenzsystemen. Gegen Aufpreis gibt es ein Fahrerinformationssystem, das auch Pausenempfehlung gibt. Es erkennt an den Lenkbewegungen und weiteren Parametern den Grad der Ermüdung.

Ebenfalls optional gibt es einen Abstandstempomaten. Er hält den stets in konstantem Abstand zum Vordermann. Bei Geschwindigkeiten unter 30 km/h leitet er eine Vollbremsung ein, falls ein Auffahrunfall droht. Der Spurhalte-Assistent unterstützt den Fahrer, auf dem rechten Weg zu bleiben. Eine Kamera erkennt dafür die Linien auf der Straße. Bei Bedarf greift es leicht in die Lenkung ein und korrigiert. Der Audi Überhol-Assistent wiederum überwacht den Raum hinter dem Fahrzeug per Radar und erkennt, wenn sich anderes Auto im toten Winkel aufhält. Alle diese nützlichen Dinge sind aber aufpreispflichtig.

Das "Audi Drive Select" hat einen weiteren Modus erhalten. Der Fahrer kann jetzt zwischen Comfort, Auto, Dynamic, und Efficiency wählen. Nur mit der letztgenannten Einstellung sind die oben genannten Verbrauchswerte zu erreichen. Das System optimiert die Lenkunterstützung, die Dämpfung, die Gaspedal- und Schaltkennlinie, den Fahrassistenten und weitere Geräte für den jeweils gewünschten Modus.

Der Basispreis für den Audi A4 1.8 TFSI beginnt mit mäßiger Serienausstattung bei 27.500 Euro. Ab Ende Januar sind die neuen Modelle im Handel.

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