Audi A6 Allroad:Letzte Ausfahrt Lošinj

Im nächsten Jahr kommt der neue Audi A6 auf den Markt. Wir waren mit dem aktuellen, nun doch schon sechs Jahre alten Modell noch einmal ausdauernd unterwegs - in den etwas abgelegeneren Ecken Europas.

Günther Fischer

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Audi A6 Europafahrt

Quelle: Bettina Koch

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Im nächsten Jahr kommt der neue Audi A6 auf den Markt. Wir waren mit dem aktuellen, inzwischen schon sechs Jahre alten Modell zum Abschluss noch einmal unterwegs - in den etwas abgelegeneren Ecken Europas.

Von Günther Fischer

Da steht er nun, sechs Jahre alt, optisch immer noch frisch und trotzdem kurz vorm Altenteil: der Audi A6 Allroad, der im kommenden Jahr vom Nachfolgemodell abgelöst wird. Unter der Haube werkt ein tapferer Dreiliter-Diesel, der zu diesem Zeitpunkt - nach Kurzaufenthalten in Stuttgart und Darmstadt - noch einige tausend Kilometer vor sich haben sollte - darunter eine Fahrt nach Österreich.

Das Haus im Hintergrund ist das Pfarrhaus des Geistlichen in der steirischen Gemeinde Kapfenstein - und irgendwie macht der A6 da im Schatten der Obstbäume keine schlechte Figur.

Allerdings - und das muss man wissen - liegt in diesem kleinen Örtchen das kirchliche Patronatsrecht - eine Art Schirmherrschaft - bei Herrn Winkler-Hermaden, dem Burgherrn von ...

Audi A6 Europafahrt

Quelle: Bettina Koch

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... Schloss Kapfenstein, der, wenn er wollte, der Bestellung eines neuen Pfarrers widersprechen könnte. Will er aber nicht, weil: Es gibt eh zu wenige.

Wir wiederum wären gerne durch diese Einfahrt hindurch standesgemäß vorgefahren - ging aber nicht, weil: zu schmal. Die steile und kurvenreiche Straße bergan, das heißt: zum Schloss hinauf, war für quattro-Antrieb des A6 Allroad allerdings noch keine Herausforderung.

Tipp: Wer hier einkehren kann, sollte es auch tun: Auf dem Vulkanboden des dazugehörigen Weinguts gedeiht ein grandioser Gewürztraminer (Weiß) und ein wunderbarer Rotwein namens Olivin (Zweigelt-Traube). Und in nur wenigen Kilometern Entfernung erblickt das Auge Ungarn und Slowenien.

Da wir nicht angemessen vorfahren konnten, stellten wir ...

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... unser Auto kurz danach (nein, nicht beleidigt) am Rande eines Kürbisfeldes ab, von denen es hier, in der östlichsten Oststeiermark, doch ziemlich viele gibt. Aus den Kernen dieser großen und meist gelbgrün gestreiften Früchte wird das Kürbiskernöl gewonnen, dessen Preis momentan nur eine Richtung kennt: nach oben.

Es riecht auch ganz hervorragend - weswegen wir kurz mit der Idee liebäugelten, an Ort und Stelle einen Ölwechsel durchzuführen. Allerdings wussten wir nicht so genau, wie es um die Viskosität dieses Öls beim Einsatz im Motor bestellt ist ...

Riegersburg

Quelle: Burg Riegersburg

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Weiter ging die Fahrt in Richtung Riegersburg. Mächtig thront sie auf dem 482 Meter hohen, steilen Vulkanfelsen über der kleinen, gleichnamigen steirischen Gemeinde (rechts am Bildrand, zum Größenvergleich).

Sie galt über Jahrhunderte als unbezwingbar, wurde auch nie erstürmt. Die türkischen Belagerer sprachen aus diesem Grund schon fast bewundernd vom "bedeutendsten Bollwerk der Christenheit".

Wir allerdings nahmen die Burg im ...

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... Handstreich, in nur 90 Sekunden. Wenn auch von Norden (die Türken kamen einst aus dem Süden - Vorteil, Vorteil!) und dank des Schrägaufzugs.

Dass die Burg durch die Zeiten unangetastet blieb, ist einem frühen Akt der Emanzipation zu verdanken: 1648 gelangte die Riegersburg in den Besitz der Freifrau Elisabeth Katharina von Galler, bekannt als "die Gallerin". Eine Frau als Chefin, die noch dazu eine Scheidung durchsetzte und sich mit ihrem Burgpfarrer verkrachte - das erregte damals durchaus Aufmerksamkeit. Die Gallerin war es auch, die den weiteren Ausbau der Burganlage zur größten Barockfestung des Landes veranlasste.

Heute gehört die Burg der Familie von Liechtenstein.

Audi A6 Europafahrt

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Diese hölzerne Monstrum ist eine Art Ratsche, an den steirischen Weinstraßen lautmalerisch "Klapotetz" genannt. Weil ein Klapotetz aber einen höllischen Krach macht, darf er nur zu bestimmten Zeiten in Betrieb genommen werden. Seine Hauptaufgabe: durstige Vögel vom Weinberg verscheuchen.

Wein wird natürlich auch auf den steilen Hängen der Riegersburg angebaut - zwei der vielen Burgmauern sind im Hintergrund zu sehen.

Erster Tanksturz: knapp über zehn Liter Durchschnittsverbrauch nach rund 1500 Kilometern - trotz moderater Gangart. Begeisterungsstürme sehen anders aus.

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Das kommt davon, wenn man zu bequem ist, sich auf Schusters Rappen weiter zu bewegen. Auf der Suche nach einer rustikalen Wassermühle und den so zahlreichen Fischteichen rund ums weststeirische Eibiswald hieß es plötzlich: Stopp!

Dabei, und das ist das Gemeine daran, wäre die Straße ab hier erst so richtig interessant geworden, zumindest für unseren A6 Allroad, der die Möglichkeiten seines Luftfederfahrwerks wunderbar hätte ausspielen können.

Also blieb uns nicht anderes übrig, als die Fuhre ...

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... vorsichtig zu wenden und möglichst idyllisch einzuparken.

Wenig später waren wir sogar gezwungen, ein anderes Fortbewegungsmittel zu benutzen, denn unser Audi, so leid es uns tat - verfügte leider nicht über ausfahrbare Schienen, konnte also nicht als eine Art Draisine benutzt werden.

Das heißt: Wir ...

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... stiegen um auf die Bahn - in diesem Fall auf den "Stainzer Flascherlzug", der mit dem unglaublichen Durchschnittstempo von 20 km/h durch die Schilcher-Weingegend dampfte, fauchte und keuchte.

Derweilen wartete der A6 brav am Bahnhof - unf für Audi-Verhältnisse fast ein bisschen unscheinbar. Gott, sieht der A6 inzwischen normal aus!

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Dass der Wagen ein wenig in die Jahr gekommen ist, merkten wir auf der Fahrt durch Slowenien: Die Daten im Navigationssystem waren veraltet - gut, könnte man aktualisieren, war aber nicht geschehen.

Es hatte aber zur Folge, dass wir lange Zeit auf der Landstraße neben der Autobahn dahinzuckelten. Bis wir entschieden, den freundlich vorgetragenen Angaben des Navis nicht weiter Folge zu leisten und auf eigenes Risiko auf die Autobahn auffuhren.

Andererseits: Ohne die Fehlangaben des Navigationssystems hätten wir dieses liebenswerte, fast ein wenig aus der Zeit gefallene Verkehrsschild, das Traktoren, Fahrrädern und Fuhrwerken das Benutzen dieser Bundesstraße untersagt, wahrscheinlich nie entdeckt.

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Kurz erschraken wir, als wir in den Bergen plötzlich unsere Pässe zücken mussten - eine Grenzkontrolle mitten Europa? In unseren Köpfen hatten wir Kroatien wohl schon längst und selbstverständich in die EU eingemeindet - so aber erinnerte uns der gewaltige Stau an eigentlich lange vergangene Hindernisse bei der Fahrt durch Europa.

Dafür gab es schon bald darauf - nach Rijeka und am Ende der Insel Krk in der Kvarner Bucht - einen Satz zu hören, den zumindest wir zum ersten Mal vernahmen: "Biegen Sie bitte in einhundert Metern rechts ab", teilte und das Navigationssystem mit, "dann haben Sie eine Fähre vor sich."

Selbst die Route der Fähre, die uns auf die Insel Cres brachte, war exakt vorgegeben, auch wenn wir ...

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... unterwegs schon mal baden gehen mussten. Eine weitere Fehlleistung des Navis, die wir aber gerne verziehen - schließlich waren wir tief im Bauch des Schiffes verborgen und hatten etliche Tonnen Metall über uns.

Da kann das GPS-Signal schon mal verloren gehen und uns abseits der Schiffsroute verorten.

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Quelle: Bettina Koch

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Dass es auf einer Fähre unangenehm eng zugeht, zeigt dieses Bild: Zwischen all den Autos und Bussen ist manchmal gerade noch genug Platz für ein Kleinkind.

Nur wenige Meter hinter uns ...

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... schlugen die Wellen an die Bugklappe. Aber keine Sorge: Wir mussten nicht rückwärts vom Schiff - es war eine gute, alte Roll-on-roll-off-Fähre. Wir waren die letzten, die noch auf die Fähre durften und mitgenommen wurden, aber auch die letzten, die das Schiff wieder verlassen konnten.

Übrigens: Der A6 ist das Auto in der Mitte des rechten Bildrandes.

Audi A6 Europafahrt

Quelle: Bettina Koch

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Eng wurde es, auf der kroatischen Insel Cres. So manche, zum Fahren einladende Inselstraße hielt Einiges an Überraschungen bereit - wie hier das kleine Sträßchen nach Lubenice.

Sie schwingt sich wunderbar ein, war mal hier, mal dort von Steinmäuerchen gesäumt, bis sie plötzlich immer ...

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... schmäler wurde und plötzlich durchgehend von einer Steinmauer gesäumt war.

Mehr Straße braucht es eigentlich auch nicht, da in Lubenice nur noch 18 Menschen wohnen. Allerdings liegt diese malerische Steinstadt, die auf eine ununterbrochene 4000 Jahre alte Geschichte zurückblicken kann, direkt an einer 378 Meter hohen, steil zu einem Bilderbuchstrand abfallenden Klippe - ein Anblick, den sich viele Touristen nicht entgehen lassen wollen. Weswegen wir hier mehr als einmal einem VW-Bus und anderen ähnlichen Fortbewegungsmitteln ausweichen mussten ...

Irgendwie ging's, selbst der Lack hat keine Schrammen abbekommen - der Rückfahrkamera sei Dank.

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Von Lubenice aus fiel der Blick auf diesen Hügel - für ein Offroader-Herz geradezu einladend. Allerdings mussten wir auf den Fahrgenuss erneut verzichten: Zum einen, weil das Befahren dieser Straßen strengstens verboten ist, und zum anderen, nun ja, hätte es bei allen Allroad-Talenten unseres A6 hier wohl eine Getriebeuntersetzung gebraucht. Nur: Hatten wir nicht. Die gab's zuletzt im Vorgängermodell.

Ein bisserl frustriert ging's weiter nach ...

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Quelle: Bettina Koch

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... Valun, einem alten Fischerhafen auf Cres. In der kleinen Kirche am Hafen ist hier die "Tafel von Valun" mit glagolitischen und lateinischen Inschriften zu sehen. Der in lateinischen Buchstaben abgefasste Text auf dieser Tafel gilt neben der Tafel von Baška als das älteste Schriftdenkmal der kroatischen Sprache.

Weil aber der Herr des Wagen die steile Strecke bergab unbedingt mit dem Auto bewältigen wollte und an der winzigen Hafenmole plötzlich nicht mehr weiter konnte, war umdrehen, d.h. kurbeln, angesagt. Fazit: Es ging alles gut, weil: prima Wendekreis. Feindliche Wasserberührung fand nicht statt

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Quelle: Bettina Koch

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Wer Audis kennt, weiß: Verarbeitung und Ergonomie waren zu der Zeit kaum besser zu machen. Und selbst am Ende des Modellzyklus' sieht der A6 innen immer noch modern und up to date aus.

Allerdings: Einen USB-Anschluss zum Aufladen unserer Handys hätten wir uns schon gewünscht. Und dass der CD-Wechsler im Verbund mit dem DVD-Gerät fürs Navi gleich das ganze Handschuhfach okkupiert, war lästig. Aber: Es gibt eh längst bessere Lösungen.

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Quelle: Bettina Koch

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Rund 100 Kilometer später war die Fahrt definitv zu Ende - im Süden der Insel Lošinj.

Rund neun Liter Durchnittsverbrauch sind für das 171 kW / 233 PS starke Auto kein Spitzenwert - wir geben die Schuld der "nur" sechsstufigen Automatik namens Tiptronic. Man kann damit durchaus leben, aber Audi kann das inzwischen definitiv besser und sparsamer. Begeistert hat uns das maximale Drehmoment von 450 Nm, das ab 1400 U/min zur Verfügung steht: Das lässt jeden Überholvorgang auf fremden Straßen wie eine kleine Fingerübung wirken, das Wissen um die jederzeit abrufbaren Leistungsreserven gibt eine Menge Sicherheit.

Die hat allerdings nach wie vor ihren Preis: Der A6, mit dem wir unterwegs waren, schlägt mit exakt 72.469,97 Euro (Grundpreis: 45.924 Euro, ohne MwSt.) zu Buche. Die teuersten Aufpreisposten sind (immer ohne MwSt.): Leder (1890 Euro), Dämmglas (949,58 Euro), Aluminium-Gussräder (949,58 Euro), zwei "Businesspakete" (2995,80 Euro), Bose Surround Sound (596,64 Euro) u.v.m.

Fazit nach über 4000 Kilometern Fahrt: Der A6 Allroad ist ein lässiges und nach sechs Jahren Bauzeit auch herrlich ausgereiftes Auto für die große Tour - Kinderkrankheiten sind ihm fremd. Man kann ihn sich durchaus gebraucht gönnen - wenn es möglich ist. Der neue wird definitv noch teurer.

Text: Günther Fischer

Fotos: Bettina Koch

© sueddeutsche.de/gf
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