Aston Martin DBS:Der Vierte im Bunde

Mit dem neuen DBS verfeinert Aston Martin sein Angebot an modernen Sportwagen-Klassikern.

Georg Kacher

Sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich, die vier Aston-Sportwagen V8, DB9, DBS und Vanquish. In der Preis- und Leistungs-Hierarchie ersetzt der neue DBS den Vanquish, doch vom Charakter her ist er ein ganz anderes Auto: 255 Kilo leichter, viel weniger komplex in Aufbau und Fertigung, mehr Hardcore-Coupé als Gran Turismo. Und es gibt ihn nicht als Roadster.

Aston Martin DBS

James Bond lässt grüßen: Der neue Aston Martin DBS fügt den automobilen Superlativen einen weiteren hinzu. Es bleibt die Frage, ob er tatsächlich eine Lücke im Modellprogramm füllt.

(Foto: Foto: Aston Martin)

Er überzieht das Trommelfell mit einer Gänsehaut

Das DBS-Interieur ist die gewohnt strenge Kammer mit Hüftzwicker-Sportsitzen, ausufernder Mittelkonsole und einem Minimum an Kopf- und Beinfreiheit. Gestartet wird per ECU, das Kürzel für Emotion Control Unit. Der Bleikristall-Handschmeichler, der auch als Türöffner funktioniert, ruht nach dem Anlassvorgang in einem rot ausgeleuchteten Schacht auf Lenkradhöhe. Sehr stilvoll, aber nicht sehr praktisch.

67 PS trennen den 380 kW (517 PS) starken DBS vom DB9. Der Zwölfzylinder mit 5,9 Liter Hubraum ist kein marktschreierischer Hochdrehzahl-Trommler, der sich dauernd mit dem Transaxle-Getriebe und der Kupplung fetzt. Stattdessen genießen wir einen Hubkolbenmotor mit den Eigenschaften einer Turbine, der eine gewaltige Klangschleppe nach sich zieht und von Schaltvorgang zu Schaltvorgang die Trommelfelle mit einer Gänsehaut nach der anderen überzieht.

Von Ende 2008 an nimmt dem Piloten auf Wunsch eine Automatik die Schaltarbeit ab. Der DBS ist mit 307 km/h zwar etwas langsamer als der 325 km/h schnelle Vanquish, aber dafür legt er in den Gängen und bei mittleren Touren deutlich mehr Ehrgeiz an den Tag.

Der Vierte im Bunde

Auf dem Weg zu seiner Bestimmung muss das Drehmoment drei Instanzen passieren: das Sperrdifferential, die (in zwei Stufen abschaltbare) Stabilitätskontrolle und den Grip der 295/30ZR20-Gummis. Besonders viel Laune macht der Track-Modus, der zwischen Querfahrt und Notarzt ein breites Sicherheitsnetz spannt.

Weil die Dämpfer jetzt in fünf Stufen verstellbar sind, hat der DBS plötzlich das Federn gelernt. Statt nachzutreten, mutwillig zu versetzen oder bis auf die Gummipuffer durchzuknallen, übt sich der Vorderwagen ab sofort in der hohen Schule der Balance um die Längs- und Querachse. Die mit drei Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag angenehm direkte Lenkung trifft auf Anhieb die goldene Mitte zwischen übermotiviert und desinteressiert. Gebremst wird serienmäßig mit Scheiben aus Karbon-Keramik.

Er kann auch federn

Diese Lösung frisst Beläge, neigt zum Quietschen und benötigt hohe Betriebstemperaturen, aber dafür ist die Verzögerung ebenso phänomenal wie der absolut konstante Kraftaufwand am Pedal.

Schwächen? Die räumliche Zweisamkeit ist für einen Zwölfzylinder fast schon atemlos eng geschnürt, die bullige Eigenständigkeit des Vanquish kann der DBS formal nur ansatzweise nachvollziehen, und die Verbrauchswerte treffen unseren Planeten dort, wo das Ozonloch ohnehin schon zu groß ist.

Wenn man nicht gerade James Bond heißt und zur Arbeit ins Casino Royale muss, dann tut es wohl auch der 130.000 Euro günstigere V8 Vantage. Er bietet ein ähnliches Maß an Faszination, begnügt sich aber mit einem weniger schmerzhaften finanziellen Engagement, sofern man das bei 240.000 Euro überhaupt sagen kann.

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