Angeblich geplantes Auto:Kommt das Apple Car wirklich?

Apple CarPlay in der Mercedes C-Klasse.

Carplay ist in der Mercedes C-Klasse zu haben - und 2019 auch in einem von Apple selbst gebauten Auto?

(Foto: dpa)
  • Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge konkretisiert Apple seine Pläne, ein eigenes Elektroauto zu bauen.
  • Demnach soll das Projekt intern neu bewertet und dessen Abschluss für 2019 anvisiert worden sein.
  • Apple äußert sich öffentlich nicht zu dem Thema.

Von Thomas Harloff

Es scheint, als wird Apples erstes Auto regelrecht herbeigesehnt. Zumindest von einigen Medien. Im Monatstakt gibt es neue - mal mehr, mal weniger seriöse - Erkenntnisse. Aktuell schreibt das Wall Street Journal das Fahrzeug herbei. Mit dem Verweis auf "mit der Angelegenheit vertraute Personen" berichtet das Blatt, dass es sich nun um ein "bindendes Projekt" handele, dessen Ziel 2019 erreicht werden soll. Dafür soll das bislang mit dem Programm befasste und aus 600 Mitarbeitern bestehende Team auf die dreifache Größe anwachsen.

Doch hat der IT-Konzern wirklich vor, ein eigenes Auto zu bauen? Es gibt einige Anhaltspunkte, die dafür sprechen.

Was wir wissen:

  • Das Projekt existiert. Es trägt den Namen "Titan" und wird von zahlreichen Mitarbeitern betreut, die Apple zuvor von Autofirmen abgeworben hat. Zwei der prominentesten Namen auf der Liste, die zudem viele ehemalige Tesla-Angestellte umfasst, lauten Doug Betts und Johann Jungwirth. Die Zusammenarbeit mit Betts, der bis zum vergangenen Jahr bei Fiat-Chrysler für die weltweite Qualitätssicherung zuständig war, wurde im Juli bekannt. Jungwirth, Ex-Chef des in Kalifornien ansässigen Mercedes-Entwicklungszentrums Nordamerika, arbeitet seit September 2014 bei Apple. Wenige Wochen zuvor kam der Abwerbeprozess in Gang.
  • Apple forscht in Sachen Elektroantrieb. Darauf weist eine Klage hin, die Ende Februar von der Firma A123 Systems eingereicht wurde. Der Hersteller von Elektroauto-Batterien wirft dem Technologiekonzern vor, seit 2014 gezielt führende Techniker für eine eigene Akkusparte abzuwerben.
  • Apple will ein Testgelände nutzen. Wie der Guardian im August berichtete, hat der IT-Konzern bei den Betreibern der GoMomentum Station offiziell angefragt, dort Autos erproben zu dürfen. Die nordöstlich von San Francisco gelegene ehemalige Militärbasis, die noch immer für die Öffentlichkeit geschlossen ist und von Soldaten bewacht wird, bietet etwa 30 Kilometer an innerstädtischen und autobahnähnlichen Straßen. Das Gelände soll besonders gute Bedingungen bieten, um hochautomatisierte und -vernetzte Autos zu testen und wurde bereits von Autoherstellern wie Mercedes-Benz und Honda genutzt.
  • Apple sagt (fast) nichts. Ganz seiner üblichen Strategie folgend, äußert sich Apple nicht zu den Spekulationen. Keiner der Hinweise, die Firma könnte an einem eigenen Auto arbeiten, wurde bisher bestätigt oder dementiert. Es gibt lediglich den Satz von Apple-Vizepräsident Jeff Williams, der auf der in der Startup-Szene vielbeachteten Code Conference Ende Mai sagte, dass das Auto "das ultimative mobile Endgerät" sei. Nur um kurz darauf seine Aussage mit dem Hinweis zu relativieren, dass sich seine Firma viele interessante Sparten anschaue.

Was wir nicht wissen:

  • Wie das Design aussehen wird. Als die ersten Gerüchte im Februar aufkamen, wurde über einen Minivan spekuliert. Danach hieß es, dass der BMW i3 als Vorbild diene und Apple mit dem Münchner Autohersteller über die Nutzung von dessen Plattform verhandelt habe. BMW bestritt dies, aber die Kontakte zwischen den Bayern und den Kaliforniern sind intensiv. So habe sich Apple-Chef Tim Cook die i3-Produktion im Leipziger BMW-Werk angeschaut, die Zusammenarbeit soll außerdem neu bewertet werden.
  • Wie weit Apple 2019 sein wird. Der Bericht des Wall Street Journal ließ offen, wie genau das "Projektziel" aussehen soll. Es ist unwahrscheinlich, dass es sich dabei um ein fertiges, für Kunden erhältliches Auto handeln wird. Wahrscheinlicher ist, dass zu diesem Zeitpunkt ein Design abgesegnet wird und/oder konkrete technische Eckpunkte entschieden werden.
  • Ob das Auto selbständig fahren kann. Darauf zielten die Meldungen am Jahresbeginn ab. Doch nun scheint es nicht mehr Apples primäres Entwicklungsziel zu sein, von vornherein ein selbstfahrendes Auto anzubieten. Dafür wäre ein Starttermin im Jahr 2019 wohl auch deutlich zu früh. Vielmehr sei es geplant, diese Funktion mit der Zeit einzuführen.
  • Ob es überhaupt ein richtiges eigenes Auto gibt. Fakt ist, dass Apple sowieso mit den meisten Autoherstellern kooperiert, weil diese das Carplay-System in ihren Autos anbieten. Damit können iPhones oder iPads mit der Bordelektronik verbunden und über das Infotainmentsystem des Fahrzeugs bedient werden. Deshalb stehen der IT-Konzern und die Autobranche in regem Austausch. Wie tiefgreifend in den Gesprächen über weitergehende Kooperationsmöglichkeiten gesprochen wurde, etwa dass Apple das Modell bei einem etablierten Hersteller bauen lässt, wird von keiner Seite offiziell verlautbart.
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