Airbus A350:Wettlauf an der Startbahn

Airbus will mit dem neuen "A350" den ewigen Konkurrenten Boeing und dessen "787 Dreamliner" hinter sich lassen.

Andreas Spaeth

Die Revolution fällt aus: Waren ursprünglich für den Airbus A350 nur noch vier Cockpitscheiben geplant, die die schnittige Front eher jener eines Hochgeschwindigkeitszuges ähneln ließen, kommt der neue Jet nun doch mit etwas konventionellerer Bugsektion, die vom A380 abgeleitet und mit den üblichen sechs Cockpitfenstern versehen ist. Das Hin und Her im Design von neuen Flugzeugen ist nicht ungewöhnlich, auch Boeing hatte zunächst die 787 Dreamliner mit einem Leitwerk ähnlich einer Haiflosse vorgestellt, das schließlich einer klassischen Auslegung weichen musste - aerodynamische Tests ergaben, dass die neue Konfiguration nicht effizient war.

Airbus A350: Raum-Flug: Der Airbus A350 mit dem Kürzel XWB bietet mehr Platz in der Kabine.

Raum-Flug: Der Airbus A350 mit dem Kürzel XWB bietet mehr Platz in der Kabine.

(Foto: Foto: oH)

Der erste A350-Entwurf hingegen hatte viel grundsätzlichere Probleme: Potentielle Kunden liefen Sturm gegen die ihrer Meinung nach halbherzige Überarbeitung des existierenden A330 und verlangten von Airbus einen ebenbürtigen Konkurrenten zur neuen Boeing 787.

Im Dezember 2006 wurde daraufhin nach radikaler Überarbeitung der A350XWB angeboten, dessen Name schon die wichtigste Änderung in der Genealogie der Airbus-Großraumflugzeuge andeutet: XWB steht für Extra Wide Body, also extra breiter Rumpf.

Erstmals seit dem Ur-Airbus, dem A300 aus dem Jahre 1972, hat der europäische Hersteller den Rumpfdurchmesser vergrößert. Statt bisher 5,19 Meter misst die Kabinenbreite nun 5,59 Meter und bietet maximal zehn Sitzen pro Reihe Platz. "Das sind an allen Stellen fast 13 Zentimeter mehr Raum als bei der 787", sagt Didier Evrard, A350-Programmchef in Toulouse. Außerdem ist der Rumpfquerschnitt nun nicht mehr kreisrund wie bei den bisherigen großen Airbus-Jets, sondern oval. Die Seitenwände an den wesentlich vergrößerten Fenstern stehen dabei fast senkrecht, es entsteht dadurch über und unter der Kabine zusätzlicher Raum.

Wettlauf an der Startbahn

Während Boeing mit der 787-Produktion nur mühsam vorankommt, das Programm jetzt zwei Jahre Verspätung hat und erste Abbestellungen eingingen, sieht sich Airbus auf dem Vormarsch. Der Erstflug des Basismodells A350-900 für bis zu 440 Passagiere ist für Anfang 2012 geplant, die Auslieferung an den Erstkunden Qatar Airways Mitte 2013. "Dieses Flugzeug ist das erste der Welt mit 497 Festbestellungen von 29 Kunden bereits zu diesem frühen Zeitpunkt. Es verkauft sich schneller als die 787", brüstet sich Airbus-Vizechef Fabrice Brégier. Vor allem aber geht es darum, die Schmach vergessen zu machen, die das bis heute nachwirkende Produktionschaos beim A380 anrichtete.

Eine wesentliche Neuerung ist etwa das digitale Mock-up, ein digitales Modell des Flugzeugs, an dem alle internen und externe Partner in Echtzeit aktuelle Änderungen sehen und daran arbeiten können; somit ist künftig jedermann auf dem gleichen Stand. Ein anderer wichtiger Bereich für Änderungen ist die individuelle Gestaltung der Kabinen, die beim A380 zu vielen Problemen geführt hatte. "Dieses Mal setzen wir Grenzen des Möglichen, damit dieser Bereich nicht wieder die Produktion destabilisiert", sagt Fabrice Brégier.

Auch die Fertigung selbst wird völlig neu organisiert, Mitte Januar wurde in Toulouse mit dem Bau der neuen Endmontagehallen auf einem über sieben Hektar großen Gelände begonnen; dort soll im Herbst 2010 der Betrieb aufgenommen werden. Und gegenüber der bisherigen A330/A340-Produktion verkürzt sich zudem die Fertigung für den A350 um fast die Hälfte der Zeit. So werden zum Beispiel die Bordküchen und Schlafkojen für die Besatzungen schon in die drei Rumpfsegmente eingebaut, bevor diese überhaupt zusammengefügt werden.

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