Affäre um "Gelben Engel":ADAC-Chef befürchtet weitere Betrügereien

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Manipulation beim "Gelben Engel": ADAC-Skandal droht sich auszuweiten

(Foto: dpa)

Der ADAC geht in die Transparenz-Offensive: Präsident Peter Meyer schließt nun nicht mehr aus, dass auch die Reihenfolge bei der Wahl zum "Lieblingsauto der Deutschen" manipuliert wurde.

Die Affäre um Manipulationen beim ADAC-Autopreis "Gelber Engel" und die Wahl des VW Golf zum Lieblingsauto der Deutschen könnte noch größere Dimensionen haben als bisher angenommen. In einem Interview der ADAC-Mitgliederzeitschrift Motorwelt schloss der Präsident des Autoclubs, Peter Meyer, auch Fälschungen beim Ranking der Fahrzeuge jetzt nicht mehr aus.

Bisher hatte es stets geheißen, der - inzwischen abgetretene - ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter habe nach eigenem Geständnis lediglich die Stimmenzahl nach oben frisiert, die Reihenfolge der Fahrzeuge aber sei nicht betroffen.

Man könne derzeit nicht mit Gewissheit sagen, ob auch an der Platzierung der einzelnen Fahrzeuge gedreht worden sei, räumte Meyer nun ein. "Wir haben das Eingeständnis, dass die Zahl der absoluten Stimmen, nicht aber die Reihenfolge der Preisträger verändert wurde. Ob das der Wahrheit entspricht, soll die Untersuchung ans Licht bringen, mit der wir externe Prüfer federführend beauftragt haben."

Die Experten des Wirtschaftsprüfers Deloitte gingen derzeit auch allen übrigen Kategorien des Autopreises "Gelber Engel" auf den Grund, betonte der ADAC-Präsident. "Für uns sind Offenheit, Transparenz und umfassende Aufklärung oberstes Gebot."

Neuer Imageschaden droht

Sollte sich herausstellen, dass bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen auch beim Ranking manipuliert wurde, droht dem ADAC ein weiterer Imageschaden. Denn dann geben die Autohersteller die Preise der vergangenen Jahre möglicherweise zurück. Bisher hatte es etwa bei VW dazu geheißen, man warte erst den Fortgang der Aufklärung ab.

Die Februar-Ausgabe der Zeitschrift soll den ADAC-Mitgliedern von Freitag (31. Januar) an zugestellt werden. Das Heft konzentriert sich nach Angaben eines Sprechers sehr stark auf die Aufarbeitung der Vorwürfe. Meyer bekräftigte in dem Interview zudem den Reformwillen des Autoclubs. So dürften auch Führungskräfte künftig nicht mehr die Reservemaschinen der ADAC-Rettungshubschrauber dienstlich nutzen. "Zukünftig fliegen Hubschrauber ausnahmslos Rettungseinsätze", sagte er.

In den vergangenen Wochen war nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung bekannt geworden, dass es bei der Vergabe des "Gelben Engels" Manipulationen gegeben hatte. Zudem wurde öffentlich, dass Führungskräfte immer wieder mit Rettungshubschraubern und -flugzeugen unterwegs waren.

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