Abarth 695 Biposto:Rasender Zwerg

Fiat Abarth 695 Biposto

Der Fiat Abarth 695 biposto wiegt nur knapp 1000 Kilogramm.

(Foto: WGO)

Der Abarth 695 Biposto sprengt Grenzen - nicht nur, weil er fast 40 000 Euro kostet. Fiats berühmte Tuning-Tochter stellte einen unverschämt schnellen Kleinwagen auf die Räder. Den man allzu oft allerdings nicht zu Gesicht bekommen wird.

Von Michael Specht

Man muss das nicht verstehen, dass ein aufgemotzter Kleinwagen mit ein paar Extras mehr als 60 000 Euro kosten muss. Aber andererseits: Die erste Jahresproduktion des Fiat 695 Biposto ist bereits ausverkauft. Männer brauchen offenbar Spielzeuge. Je seltener und ausgefallener, desto besser. Zum Beispiel diese Hot Hatches, wie die kleinen Knallkisten in der Szene gern genannt werden.

Doch seien wir korrekt. Regulär kostet die italienische Rennsemmel 39 900 Euro. Auch kein schlechter Einstand für 3,66 Meter Auto. Motorsportler jedoch sind Freaks. Und wenn Abarth noch zusätzliche Kits bereithält, dann greifen die Jungs ohne zu zögern zu. So sind beispielsweise im Kit "Racing Windows" (2500 Euro) die vorderen Seitenscheiben aus leichtem Polycarbonat und haben statt der Fensterheber Mini-Schiebeöffnungen. Das wird sicher nett im Sommer, denn eine Klimaanlage fehlt im Biposto. Ein Radio übrigens auch. Andere Tuningkits heißen "Innesti Frontali", kosten 10 000 Euro und beinhalten neben mechanischem Sperrdifferenzial, Rennkupplung und leichterem Schwungrad ein sogenanntes Klauengetriebe. Hier fehlen die sonst üblichen Synchronringe und erlauben ultraschnelles Hochschalten. Die gesamte Schaltmechanik liegt offen vor der Mittelkonsole, der Knüppel ragt senkrecht empor. Eine Augenweide in Metall. Cooler geht's nimmer.

Alles, was gut und teuer ist

Hinter dem Biposto (zu Deutsch: Zweisitzer) steckt eigentlich der Wunsch vieler Kunden, die Rennversion 695 Assetto Corse mit Straßenzulassung zu fahren. Fiats berühmte Tuning-Tochter, benannt nach ihrem Gründer Carlo Abarth, ließ sich da nicht lumpen und stellte einen Kleinwagen auf die Räder, der mit 190 Turbo-PS nicht nur das stärkste je von Abarth produzierte Serienmodell darstellt, sondern mit 230 km/h auch unverschämt schnell ist.

Donnerlüttchen

Auch im Innenraum offenbart sich: Der Abarth 695 Biposto ist ein reinrassiger Sportler.

(Foto: WGO)

Hierfür erhielt der Biposto so ziemlich alles, was gut und teuer ist. Dazu gehören ein sportlicher Karosserie-Kit mit Kotflügelverbreiterungen, ein aktiv steuerbarer Sound für die Auspuffanlage und ein in der Höhe einstellbares Sportfahrwerk. Die Bremsen kommen natürlich von Brembo, die 18 Zoll großen Leichtmetallräder liefert - auch hier typisch italienischer Sportwagen - OZ. Klar, dass der Innenraum halten muss, was außen versprochen wird. Bei den Rennsportsitzen und Vierpunkt-Hosenträgergurten vertraut Abarth auf die Profis von Sabelt. Cooles Renngefühl soll Spartanisches wie Türschlaufen, Ablagenetze und nacktes Aluminium am Boden liefern. Und schließlich kann der Biposto-Käufer seinen Namen sogar auf eine Plakette an der Mittelkonsole gravieren lassen. Nur die Farbe lässt keinen Spielraum zu. Das Topmodell wird nur in Mattgrau geliefert.

Bleibt nur noch das Fahrerlebnis. Es sucht seinesgleichen - zumindest auf einer abgesperrten Rennstrecke. Der Biposto fegt hier atemberaubend durch Kurvenkombinationen und presst seinen Fahrer beim Beschleunigen tief in den Schalensitz. 5,9 Sekunden gibt Abarth für den Sprint von null auf 100 km/h an. Das ist nicht zuletzt das Resultat einer radikalen Diät: 997 Kilo Leergewicht sind ein Wort. Entsprechend geräuschvoll geht es im Cockpit zu, besonders, wenn die Sporttaste gedrückt wurde.

All zu oft wird man diesen Abarth aber nicht zu Gesicht bekommen. Nur ein bis zwei Exemplare bauen die Italiener pro Jahr. Und die meisten davon dürften die Garagen gut situierter Rennsportfreaks schmücken.

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