Motorrad-Kultmarke:Horex ist zurück

Werner würde sich freuen: Die Comicfigur und seine Freunde schwören auf Motorräder von Horex. Nun erscheint ein neues Modell - nach fast 50 Jahren. Die Erfolgschancen für die schweren Maschinen stehen gar nicht schlecht, vor allem in Deutschland.

Sie hießen "Regina", "Imperator" oder "Resident": Motorräder der Marke Horex erlangten zwischen 1923 und 1956 Kultstatus. Knapp 30 Jahre nach der Werksschließung strickte die Zeichentrickfigur Werner an der Legende weiter, die in den gleichnamigen Comics des Zeichners Rötger "Brösel" Feldmann auf einer Horex Regina durch Norddeutschland knatterte.

Nun sind die kultigen Bikes - auch jenseits des Zeichentricks - zurück. Ein Hersteller aus Augsburg will mit einer neu entwickelten schweren Maschine eine Nische im hart umkämpften Motorradmarkt erobern.

Für die kommenden Monate sei man gut mit Aufträgen ausgelastet, sagt Klaus-Peter Schäfer, zuständig für den Vertrieb bei Horex. Konkrete Zahlen wollte er nicht nennen. Bisher sei man mit der Nachfrage sehr zufrieden. An die Absatzzahlen von KTM oder BMW, die im Jahr jeweils rund 100.000 Motorräder verkaufen, wird die Liebhabermarke Horex aber bei weitem nicht herankommen. In vielen Ländern lahmt der Absatz der gesamten Branche, und gerade unter jungen Leuten schwindet das Interesse. "Der Motorradmarkt ist ein Altherren-Markt", räumt Schäfer ein.

Wie schwer es ist, junge Kundschaft anzulocken, musste BMW in den vergangenen Jahren schmerzhaft erfahren: Die Münchner hatten 2007 extra den schwedisch-italienischen Traditionshersteller Husqvarna gekauft, um ihr Angebot um leichte und sportliche Geländemaschinen zu erweitern. Doch die Absatzhoffnungen erfüllten sich nicht, die Verkaufszahlen sanken. Zeitweise schrieb die BMW-Motorradsparte sogar Verlust. Anfang 2013 verkaufte der Autobauer Husqvarna an den österreichischen Konzern Pierer Industrie, zu dem der Motorradhersteller KTM gehört. Ungeachtet aller Schwierigkeiten auf dem Bike-Markt übernahm BMW-Konkurrent Audi 2012 den italienischen Luxushersteller Ducati. Die Ingolstädter wittern Wachstumschancen vor allem in Asien.

Deutscher Markt ist wieder im Kommen

Dass man bei Horex den Fokus zunächst auf Deutschland, Österreich und die Schweiz legen will, könnte nach Ansicht von Experten von Vorteil sein. Gerade der deutsche Markt habe sich - anders als der Mittelmeerraum - in den vergangenen zwei bis drei Jahren konsolidiert, heißt es vom Industrie-Verband Motorrad Deutschland (IVM). 2012 wurden in Deutschland 127.680 motorisierte Zweiräder zugelassen, das sind knapp 600 mehr als im Jahr zuvor. 2011 war der Motorradmarkt in der Bundesrepublik zum ersten Mal seit Mitte der 1990er Jahre wieder gewachsen.

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1200 Kubikzentimeter Hubraum und Einzelanfertigung nur auf Bestellung: Horex VR6 Roadster.

(Foto: Horex)

Verantwortlich dafür waren vor allem schwere Maschinen. "Im deutschsprachigen Raum haben wir eindeutig einen 'big-bike-Markt'", sagt ein Verbandssprecher. "In dem Marktsegment mit mehr als 1000 Kubik haben sicherlich auch neue Wettbewerber eine Marktchance." Die neue Horex VR6 Roadster mit 1200 Kubikzentimetern Hubraum wird nur auf Bestellung in der Manufaktur in Augsburg gefertigt und kostet rund 22.000 Euro. Noch in diesem Jahr will Horex zwei weitere Modelle auf den Markt bringen: Eine Sechszylinder-Maschine im Retro-Look sowie ein eher sportliches Bike, ebenfalls mit mehr als 1000 Kubikzentimetern Hubraum.

Der Tüftler Firedrich Kleemann hatte die Horex-Fahrzeugbau AG im Jahr 1923 in Bad Homburg gegründet. Absatzschwierigkeiten zwangen das Unternehmen 1956 in die Pleite. Seitdem wechselte der Markenname immer wieder den Besitzer, bis 2009 wurden unter dem Label Horex unter anderem Mopeds, Motorroller und historische Bikes gefertigt. Im selben Jahr sicherte sich der Ingenieur Clemens Neese die umfänglichen Rechte an der Marke.

Neese, Kopf der Horex-Wiederbelebung und Geschäftsführer der Horex GmbH, hatte sich zuvor ein Jahrzehnt lang dem Ziel gewidmet, ein Motorrad mit VR-Motor zu entwickeln. Das Konstruktionsprinzip spart viel Platz im Motorraum und kam bislang nur bei Automobilen zum Einsatz. Nun ist es verantwortlich für den besonderen Sound der Maschine - der nicht nur eingefleischten Werner-Fans gefallen soll.

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