Mercedes und das vernetzte Auto:Aufholjagd im Cyberspace

Datenroaming, Smartphone, App, Internet

Mercedes hat Nachholbedarf bei der automobilen Vernetzung.

(Foto: dpa-tmn)

Mercedes stellt auf der Cebit den Verkehrsdienst Live Traffic und das Internet Radio für das Auto vor. Damit verkürzt Mercedes den Vorsprung der Konkurrenz. Das Konzept: eine ganzheitliche Kundenbindungsstrategie.

Von Wolfgang Gomoll

Mercedes und das vernetzte Auto, das war bisher eine schwierige Beziehung. Das Comand-System ist schlecht zu bedienen, die Internet-Einbindung ist von vorgestern. Die Konkurrenz von Audi und BMW ist deutlich weiter.

Den Anfang von Daimlers Aufholjagd machen unter anderem eine E-Mail-Vorlese-Funktion, ein Hotel-Finder, das Internet-Radio und "Live Traffic" in der S-Klasse, die Mitte des Jahres vorgestellt wird, also möglichst aktuelle Verkehrsmeldungen. Alles Dienste, die der Oberklassen-Kunde schon kennt und als selbstverständlich erachtet. Die Kombination des Kartenmaterials und der Staumeldungen ist interessant. Die Karten stammen von Navteq, während die Verkehrsmeldungen vom Hauptkonkurrenten TomTom kommen. Mercedes bringt jetzt beide Komponenten zusammen. Mercedes setzt nicht auf Google Earth, sondern auf Google Maps, dessen Kartenmaterial bei weitem nicht so aufwendig zu laden und handhaben ist.

Das ist der erste Schritt zur Web-basierten Plattform mit dem Namen "My Mercedes", in dessen Zentrum mittelfristig die Personalisierung des Autos steht. Dann soll jeder Mercedes, der vernetzt ist, auf seinen Fahrer abgestimmt werden. Die Lieblings-Radio-Sender sollen gespeichert sein, der Sitz eingestellt und die Favoriten des Web-Browsers oder die beliebtesten persönlichen Navi-Ziele geladen. Voraussetzung ist eine - möglichst flächendeckende - Vernetzung der Autos und eine eindeutige Identifizierung des Menschen.

Die Schwaben wollen den NFC-Standard (Near Field Communication) verwenden, der bei Handy-Bezahlsystemen genutzt wird. Dabei ist es letztendlich egal, ob es sich um eine A- oder E-Klasse handelt. Auch der Grad der Ausstattung ist zweitrangig, wichtig ist die Einbindung ins Netz.

Mercedes, Vernetztes Auto, Telematik

So stellt sich Mercedes ein funktionierendes Vernetzungskonzept für Automobile vor.

(Foto: WGO)

Smartphone soll endlich integriert werden

Das Smartphone wird eine zentrale Rolle bei der zukünftigen Mercedes-Infotainment-Welt spielen. Außerdem setzen die Schwaben auf eine Community, die Programme für den Mercedes-App-Store schreiben. "Wir sehen das als Chance, die kommenden Generationen, wieder mehr an das Auto zu binden", sagt der Elektronik-Chefentwickler Peter Häußermann.

Um mit der immer schneller werdenden Hard- und Software-Entwicklung wenigstens einigermaßen mithalten zu können, werden die Hardware-Komponenten modular entwickelt und alle zwei Jahre im Rahmen einer Jahres-Modellüberarbeitung auf den neuesten Stand gebracht.

Das übergeordnete Ziel ist und bleibt eine engere und langfristige Kundenbindung. In den USA wird ab diesem Sommer jeder Kunde, der es wünscht, per E-Mail oder SMS informiert, wenn eine Reparatur von Nöten ist. Bei Bedarf wird dann auch gleich der Terminplan des Mercedes-Fahrers mit dem der Werkstatt abgestimmt und ein Termin festgelegt.

Langfristig sollen die vernetzten Mercedes-Fahrzeuge in ein ganzheitliches Mobilitätskonzept einfließen, wie Smart es mit Moovel schon umsetzt. Dann das Auto auf Knopfdruck ein Taxi bestellen oder den Fahrer den Fahrplan der öffentlichen Verkehrsmittel anzeigen. Ob diese schöne neue digitale Welt alle Kunden wollen?

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: