1,25 Millionen Verkehrstote pro Jahr:Bilanz des Grauens

Deutlich mehr Verkehrstote im August

Weltweit sterben jährlich etwa 1,25 Millionen Menschen im Straßenverkehr (Symbolbild).

(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)
  • Jedes Jahr sterben im Straßenverkehr weltweit 1,25 Millionen Menschen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO.
  • Am stärksten gefährdet sind Fußgänger, Fahrrad- und Kradfahrer.
  • Der Trend: Während die Zahl der Verkehrstoten in reichen Ländern sinkt, steigt sie in den einkommensschwachen Gegenden der Erde.

Von Joachim Becker

Mit der zunehmenden Weltbevölkerung steigt auch die Zahl der Motorfahrzeuge. Trotz der zunehmenden Verkehrsdichte stagniert die Zahl der Unfallopfer. Doch hinter dieser vermeintlich guten Nachricht steckt eine Bilanz des Grauens: Jahr für Jahr sterben weltweit 1,25 Millionen Menschen auf der Straße. Das sind mehr Menschen als durch Malaria oder Ebola umkommen.

Am stärksten gefährdet sind immer noch Fußgänger, Fahrrad- und Kradfahrer. Sie stellen die Hälfte aller Unfalltoten. Allein die Fahrer von Krafträdern tragen mit 23 Prozent zum weltweiten Blutzoll bei. In Asien sind sogar ein Drittel aller Unfalltoten mit einem Motorrad unterwegs gewesen. Fußgänger sind mit 22 Prozent der Unfallopfer fast ebenso gefährdet, während Radfahrer nur vier Prozent zur Schreckensbilanz beitragen - einfach deshalb, weil in vielen Ländern weltweit kaum Fahrrad gefahren wird.

Viele Nationen vor allem in Afrika sind in Sachen Verkehrssicherheit noch Entwicklungsländer. Das belegt der globale Bericht zur Sicherheit im Straßenverkehr, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gerade vorgelegt hat. Während die Zahl der Verkehrstoten in den reichen Ländern sinkt, steigt sie in den einkommensschwachen Gegenden der Erde. Rund 90 Prozent aller Todesfälle ereignen sich in Ländern mit geringen bis mittleren Einkommen, auch wenn dort nur 54 Prozent der Fahrzeuge weltweit unterwegs sind. Nur in 105 Ländern gibt es beispielsweise Gesetze, dass alle Passagiere Sicherheitsgurte anlegen müssen. Das Tempo im Stadtverkehr wird nur in 47 Nationen auf 50 km/h reduziert. Ein Helm für alle Passagiere eines Kraftrades ist laut WHO nur in 44 Ländern vorgeschrieben. Außerdem würden 80 Prozent der Fahrzeuge weltweit selbst grundlegende Sicherheitsanforderungen verfehlen.

Schweden an der Spitze, Lybien ganz hinten

Auch innerhalb Europas gibt es deutliche Unterschiede. Schweden mit seiner "Vision Zero" (null Verkehrstote) bis 2020 ist bereits Spitzenreiter in der Verkehrssicherheit (2,4 Verkehrstote auf 100 000 Einwohner). Auch die Schweiz (3,3) und die Niederlande (3,4) liegen vor Deutschland (4,3), Frankreich (5,1) und Österreich (5,4). Zum Vergleich: In China fielen dem Straßenverkehr 2013 statistisch gesehen 18,8 von 100 000 Einwohnern zum Opfer, in den USA waren es 10,6. Im nordafrikanischen Libyen, das die Statistik anführt, sterben hingegen 73,4 von 100 000 Einwohnern im Verkehr - obwohl sich dort kaum jemand ein Auto leisten kann.

Die Vereinten Nationen haben sich im September dieses Jahres das Ziel gesetzt, die Zahl der weltweiten Verkehrsopfer bis 2020 zu halbieren. Dieses Ziel ist deutlich anspruchsvoller als alle bisherigen internationalen Vorgaben. Dass sich die Sicherheit im Straßenverkehr steigern lässt, zeigt nicht zuletzt das Beispiel Deutschland. Seit 1991 sank die Zahl der Verkehrstoten um 77 Prozent, während die Fahrleistung und die Zahl der Fahrzeuge je 1000 Einwohner um mehr als 20 Prozent zulegten. Allerdings stiegen die Opferzahlen 2014 aufgrund des milden Winters wieder an. Außerdem bleiben die Unfallfolgekosten extrem hoch, wie ein weiterer Bericht zeigt: Das Weltverkehrsforum errechnete für das Jahr 2013 eine Schadenssumme von insgesamt 32,5 Milliarden Euro in Deutschland.

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