Einzelhandel:Alarmstimmung bei Galeria Kaufhof

Galeria Kaufhof - Hannover

"Unsere Lieferanten können beruhigt sein", sagt ein Kaufhof-Sprecher. Wirklich?

(Foto: Susann Prautsch/dpa)
  • Der große deutsche Kreditversicherer Euler Hermes hat seine Garantiezusagen für Lieferungen an Kaufhof drastisch zurückgefahren.
  • In der vergangenen Woche hatte Euler Hermes die Lieferanten schriftlich darüber in Kenntnis gesetzt.

Von Michael Kläsgen

Alarmstimmung bei Galeria Kaufhof: Die Geschäftspartner der Warenhauskette aus Köln zweifeln offenkundig an der Zahlungsfähigkeit der Warenhauskette.

Deutlichstes Zeichen dafür: Der große deutsche Kreditversicherer Euler Hermes hat seine Garantiezusagen für Lieferungen an Kaufhof drastisch zurückgefahren. Das bestätigte eine Sprecherin des Unternehmens in Hamburg. In der vergangenen Woche hatte Euler Hermes die Lieferanten schriftlich darüber in Kenntnis gesetzt.

Demnach kürzt Euler Hermes die Warenkreditversicherung um 80 Prozent. Grundlage für die Entscheidung seien die schlechten Geschäftszahlen. Die Analyse derselben ließen Euler Hermes keine andere Wahl, heißt es.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung verdoppelten sich die Verluste in den ersten fünf Monaten dieses Jahres auf 47 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr (Gewinn vor Steuern)

. Die Kürzung des Kreditlimits ist ein gravierender Schritt. Kenner vergleichen die Situation mit Vorgängen bei Schlecker oder Arcandor, ehe diese Einzelhändler in die Insolvenz abdrifteten. Noch ist es bei Kaufhof nicht so weit, und es muss auch nicht so weit kommen. Aber über die Dramatik der Lage sind sich Insider einig. Ohne die Garantien von Euler Hermes droht der Warenstrom in der gesamten Lieferkette zu versiegen.

Lieferanten könnten nun verstärkt auf Vorkasse drängen

Erschwerend kommt hinzu, dass Kaufhof in diesen Tagen die Ware für das wichtige Winter- und Weihnachtsgeschäft ordern müsste. Mit der Kürzung des Kreditlimits verschlechtert sich für Kaufhof aber über Nacht die finanzielle Lage, die schon vorher nicht gut war. Nun werden Lieferanten misstrauisch und werden unter Umständen um Vorkasse bitten, um einen Zahlungsausfall zu verhindern.

Der Schritt erschüttert die gesamte Textilbranche. Textileinzelhändler und Warenhausketten finanzieren sich in der Regel über Lieferantenkredite. Die Lieferanten geben die Ware, der Händler, in dem Fall Kaufhof, zahlt ihnen in einer vereinbarten Frist einen Teil der verkauften Ware zurück. Für die finanzielle Abwicklung sind in der Regel Factoringfirmen zuständig. Euler Hermes sichert diese Lieferantenkredite mit Bürgschaftsgarantien ab. Kürzt der Kreditversicherer das Limit, ändern sich sofort die Spielregeln. Statt einer 60-Tagesfrist verlangen Lieferanten nun womöglich sofort das Geld. Kaufhof ist daher fortan mit wesentlich härteren Finanzierungskonditionen konfrontiert. Lieferanten werden Kaufhof nun noch aufmerksamer beobachten.

Kaufhof versuchte bislang, sich mit Rabatt-Aktionen gegen den Abwärtssog zu stemmen, ohne Erfolg.

Im Moment scheint es rätselhaft, woher die notwendige Liquidität kommen sollte. Der Eigentümer, die kanadische Hudson's Bay Company (HBC), steckt selbst in finanziellen Schwierigkeiten. Der Aktienkurs fiel, und Stellen werden in Nordamerika abgebaut. Bislang hielt HBC nicht alle Investitionsversprechen bei Galeria Kaufhof in Deutschland. Ein Sprecher von Kaufhof versicherte gleichwohl: "Unsere Lieferanten können beruhigt sein. Uns steht eine globale 2,25 Milliarden US-Dollar-Kreditlinie zur Verfügung, die die Kreditlinien der Kreditversicherer bei unseren Lieferanten in Europa ergänzt."

Was er nicht sagt: Nur ein kleiner Teil von etwa 300 Millionen Euro ist allerdings für Deutschland bestimmt. Er soll schon zur Hälfte aufgebraucht sein. Und Euler Hermes soll auch die Linien für HBC global eingeschränkt haben.

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