Bayreuth:Fall Peggy: Verdächtiges Fundstück war Teil von Böhnhardts Kopfhörer

  • Der mutmaßliche NSU-Terrorist Uwe Böhnhardt hat nichts mit dem Tod der Schülerin Peggy zu tun.
  • Zu diesem Schluss kommen die Ermittler nach Auswertung einer DNA-Spur Böhnhardts, die am Fundort von Peggys Knochen an einem Textilstück entdeckt worden war.
  • Unklar ist, wie das genetische Material Böhnhardts an den Fundort von Peggy gekommen ist - und wer das Mädchen tötete.

Von Olaf Przybilla, Bayreuth

Die in der Nähe des Leichnams von Peggy gefundene DNA-Spur des mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt ist Folge einer schweren Ermittlungspanne. Nach dem Ergebnis mehrerer Gutachten gehen die Ermittler nun "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" davon aus, dass das genetische Material von Beamten der Spurensicherung stammt. "Das darf nicht passieren, darüber herrscht Einigkeit", sagte der Leiter der Soko Peggy, Uwe Ebner.

Da der Leichnam Peggys in Thüringen gefunden wurde, waren thüringische Beamte für die Sicherung von Spuren zuständig, also nicht die Beamten der im bayerischen Bayreuth angesiedelten Soko Peggy. Wie das genetische Material Böhnhardts an den Fundort von Peggy gekommen ist, ist noch Gegenstand einer weiteren Untersuchung.

Zweifelsfrei erwiesen ist lediglich, dass das winzige, 0,019 Gramm schwere Textilstück vom Kopfhörer Böhnhardts stammt. Es ist aber auszuschließen, dass das darauf sich befindende Genmaterial nach mehreren Jahren in einem Waldstück in der vorliegenden Form sicherzustellen gewesen wäre.

Vielmehr ist der Zeitpunkt, in dem die DNA in das Waldstück an der bayerisch-thüringischen Grenze gelangte, auf wenige Stunden einzugrenzen. Dieser Zeitpunkt ist identisch mit jenem, an dem Spurensicherer der thüringischen Polizei den Auffinde-Ort von Peggys Leiche untersuchten: Anfang Juli 2016.

Wie das passieren konnte, ist bislang nicht klar. Auf einen Vorsatz gebe es keinerlei Hinweise, man gehe daher von "Versehen oder Versagen" aus, sagte Staatsanwalt Daniel Götz. Womöglich gelangte das Textilteil durch eine "statische Aufladung" an den Fundort.

An welchem Spurensicherungsgerät das Stück Stoff in das Waldstück kommen konnte, ist noch Gegenstand der Ermittlungen. Infrage kommt ein Zollstock, der sowohl am Fundort der Leiche Böhnhardts als auch am Fundort der Leiche Peggys im Einsatz war. Es kommt aber auch anderes Gerät infrage. An beiden Fundorten waren Spurensicherer der thüringischen Polizei im Einsatz.

Einen Zusammenhang des Mordes an Peggy mit den Morden des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) schließen die Ermittler demnach aus. Die Soko Peggy ermittle weiterhin in "alle Richtungen", sagte der Soko-Chef. Einen konkret Tatverdächtigen gibt es derzeit nicht.

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