Streit um Mixas Äußerungen:"2000 Jahre Geringschätzung der Frau"

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Die Theologin Uta Ranke-Heinemann ist empört über die "Gebärmaschinen"-Aussage von Bischof Mixa. Frauenunterdrückung hat für sie System in der der katholischen Kirche.

Oliver Das Gupta

sueddeutsche.de: Bischof Mixa hat der Familienministerin vorgeworfen, sie betreibe eine Politik, die Frauen zu "Gebärmaschinen" mache. Wie kommt das bei Ihnen als Katholikin, Theologin und Mutter zweier Kinder an?

Geht hart mit Bischof Walter Mixa ins Gericht: Uta Ranke-Heinemann (Foto: Foto: dpa)

Uta Ranke-Heinemann: Das kommt ganz schlecht an. Ist mir aber nicht neu. Denn es ist die katholische Kirche, die seit fast 2000 Jahren die Frauen zu Gebärmaschinen abgestempelt hat. Hier der Hauptlehrer: Augustinus (+ 430) sagt: "Wenn die Frau nicht zur Hilfe des Kindergebärens dem Mann gegeben ist, zu welcher Hilfe dann? Zu allem anderen ist doch der Mann dem Mann eine bessere Hilfe. Wie viel angenehmer ist es, wenn zwei Freunde zusammen wohnen, als wenn Mann und Frau beieinander wohnen".

sueddeutsche.de: Warum tut Mixa das, können Sie sich seine Verbal-Attacke erklären?

Ranke-Heinemann: Seine persönlichen Motive interessieren mich nicht.

sueddeutsche.de: Bislang schweigen die deutschen Bischöfe zu Mixas Äußerungen. Spiegelt er eine Einzel- oder Mehrheitsmeinung wieder?

Ranke-Heinemann: Er spricht die Meinung aller Bischöfe und Päpste aus, er sagt es nur verletzender. Die Bischöfe haben sich derartig an die Unterdrückung der Frauen gewöhnt, dass sie in ihrer Unbildung was die Kulturgeschichte anbelangt sogar der Meinung sind, das Christentum sei eine Befreiung der Frau gewesen. Aber, wenn immer eine Befreiung der Frau geschah, dann bestimmt nicht dank der Kirche, sondern trotz der Kirche und schon gar nicht in der Kirche.

sueddeutsche.de: Welche Auswirkungen haben Mixas Vorwürfe auf katholische Gläubige?

Ranke-Heinemann: 2000 Jahre Frauengeringschätzung haben in den Gehirnen vieler katholischer Frauen derartige Schäden hinterlassen, dass sie selbst oft die eifrigsten Vertreter ihrer eigenen Unterdrückung sind.

sueddeutsche.de: Was wäre eine angemessene Reaktion der deutschen Bischofskonferenz?

Ranke-Heinemann: Die gibt es nicht. Denn die Bischöfe haben sich infolge ihres pseudotheologischen Hirngespinstes, des Zölibats, ihren Blick für die reale Welt von Männern und Frauen total vernebelt. Für sie sind Frauen nur zur Fortpflanzung ihrer Männerkirche nötig.

Die Bischöfe leben in einem monosexuellen, frauengeschützten Junggesellenreservat, in das nur die Jungfrau Maria noch Zutritt hat. Denn "Maria ist", wie Kardinal Tarcisio Bertone, der neue Staatssekretär von Papst Benedikt, am 13. 9. 2006 im TV-Sender Telepace sagte, "fruchtbar und doch rein".

Uta Ranke-Heinemann, geboren 1927, war Studienkollegin von Joseph Ratzinger und später Theologie-Professorin. Ihr Buch "Eunuchen für das Himmelreich. Katholische Kirche und Sexualität" (24. Auflage 2004, Heyne) wurde zum Bestseller. Ranke -Heinemann ist die Tochter des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann.

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